Microsofts Terminal-Server bleibt mangelhaft

25.03.2004
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Die Tarantella-Alternative

Während Citrix den Terminal-Server um eine eigene umfangreiche Thin-Client-Infrastruktur ergänzt, realisiert "Tarantella Enterprise 3" den Ansatz des Server Based Computing mit Hilfe eines Applikations-Gateway. Die Software wird im Gegensatz zu Metaframe nicht direkt auf dem Terminal-Server installiert, sondern läuft auf einem separaten Unix- beziehungsweise Linux-System. Von dort kann sie über verschiedene Terminal-Protokolle mit diversen Backend-Systemen kommunizieren, darunter ICA und RDP für Windows, X11, SSH oder VT 100 für Unix sowie 3270 und ähnliche für Mainfame- und Midrange-Systeme. Citrix bietet zwar Metaframe ebenfalls für diverse kommerzielle Unix-Derivate an, Tarantella geht aber in der Zahl der unterstützten Plattformen darüber hinaus. In Richtung Client konsolidiert Tarantella die Kommunikation auf das eigene "Adaptive Internet Protocol" (AIP). Unabhängig von der Art des Backend-Systems benötigt der Arbeitsplatz-PC daher nur

einen Client. Die Company bietet diesen in einer Java-Version sowie in nativen Ausführungen für mehrere Betriebssysteme an. Die Middleware beherrscht viele der bei Metaframe vorhandenen Funktionen, etwa die intelligente Lastenverteilung. Diese erbringt sie nicht nur für Windows-Server, sondern für alle unterstützten Backend-Systeme. Darüber hinaus gewährleistet sie die sichere Kommunikation über das Internet via SSL. Eine Funktionsübersicht findet sich auf der Website des Herstellers.

Tarantella verfügt nicht nur über diese selbst entwickelte Lösung, sondern übernahm Ende letzten Jahres die Firma New Moon. Deren Software firmiert unter der Bezeichnung "Canaveral IQ" und dient ebenfalls als Erweiterung für Microsofts Terminal-Server. Sie beherrscht einen großen Teil jener Funktionen, die auch Konkurrent Citrix anbietet. Dazu zählen unter anderem die nahtlose Desktop-Integration von entfernten Anwendungen, Tools für das Benutzer- und Anwendungs-Management, ein Relay-Server für den sicheren Zugriff über das Internet und intelligente Lastenverteilung. Im Gegensatz zu Citrix verwendet Canaveral IQ kein eigenes Protokoll, sondern erweitert die Fähigkeiten des Microsoft-eigenen RDP. Als David in diesem Markt möchte Tarantella dem Goliath Citrix Anteile auch mit Hilfe niedrigerer Preise streitig machen. Laut Hersteller liegen seine Lizenzkosten

für Canaveral IQ bei etwa 60 Prozent jener, die bei Citrix anfallen. Fazit

Die nachträglich von Microsoft in Windows integrierten Terminaldienste erfreuen sich größerer Nachfrage, als das Unternehmen offenbar erwartet hatte. Entsprechend verlangen Anwender, dass die ursprünglich spartanische Ausstattung des Terminal-Servers so weit verbessert wird, dass seine Nutzung auch ohne kostspielige Zusatzsoftware möglich ist. Windows Server 2003 macht einen weiteren Schritt in diese Richtung, bedarf aber bei größeren Installationen weiterhin der Unterstützung durch Add-ons von Drittanbietern. Gleichzeitig überraschte Microsoft seine Kunden mit einer Änderung des Lizenzmodells, das ironischerweise besonders bei Nutzern moderner Windows-Umgebungen kräftige Zusatzkosten verursacht. Die meisten Anwender werden auf absehbare Zeit noch zusätzlich in die Tasche greifen müssen, um die zumeist unvermeidlichen Erweiterungen von Citrix oder Tarantella zu erstehen. Kleinere Player wie Tekcentric, Graphon oder NCD, die sich noch vor ein