6 Mittel gegen Cloud Whiplash

28.06.2024
Von 

David Linthicum ist ein US-amerikanischer Technologieexperte und Buchautor. Zu seinen Schwerpunktthemen gehören unter anderem Cloud Computing, SOA, Enterprise Application Integration und Enterprise Architecture.

Überhastete Cloud-Migrationen können zu unschönen Problemen führen. Mit diesen simplen Regeln verhindern Sie das.
Cloud Journeys die zu rasant ablaufen, können spürbare Folgen nach sich ziehen.
Cloud Journeys die zu rasant ablaufen, können spürbare Folgen nach sich ziehen.
Foto: drpnncpptak | shutterstock.com

Im englischsprachigen Raum hat sich der Begriff "Cloud Whiplash" (Cloud-Schleudertrauma) etabliert. Er beschreibt den Zustand, der entsteht, wenn Unternehmen Cloud-Infrastrukturen besonders rasant einführen und anschließend von diversen Problemen und Herausforderungen heimgesucht werden, weil sie Mühe haben mit der technologischen Entwicklung, den diversen verschiedenen Services sowie den sich verändernden Business-Anforderungen Schritt zu halten.

Die Ursache für Cloud Whiplash liegt in aller Regel darin, dass die Cloud-Strategie (zu) häufig geändert wird, was zu Ineffizienzen, Sicherheitslücken und Betriebsunterbrechungen führen kann. Der Stress, der entsteht, wenn die eigentlich nötige Arbeit nicht verrichtet werden kann oder nicht die nötigen Ressourcen zur Verfügung stehen, bildet die Grundlage für Cloud-Schleudertraumata.

Um das zu vermeiden, ist ein strategischer Ansatz notwendig. Den gibt es zum Beispiel bei diversen Beratungshäusern für rund 1.000 Euro die Stunde - was oft kein guter Deal ist, denn eigentlich kommt es dabei im Wesentlichen auf Collaboration an: Unternehmen, die einen Cloud Whiplash erleiden, sind in der Regel silobehaftet und ihre Belegschaft arbeitet nicht darauf hin, ein gemeinsames Geschäftsziel zu erreichen. Gegen Zustände wie diese können die folgenden sechs Maßnahmen helfen - die eher in den Bereich "People" als in den der Technologie fallen.

1. Geschäftsbedarf definieren

Es mag offensichtlich erscheinen, wird aber oft übersehen: Bevor ein Unternehmen Cloud-Dienste einführt, sollte Klarheit darüber bestehen, welche Ziele erreicht werden sollen und welche Anforderungen dafür erfüllt sein müssen. Anderenfalls enden diese Firmen mit Services, die nicht mit den Geschäftszielen in Einklang stehen - und es nimmt seinen Lauf: Betriebsteams werden von Cloud-Systemen kalt erwischt, Sicherheitsteams sind ebenso schlecht vorbereitet, während die Finance-Abteilung keine Ahnung hat, wie sie die Cloud-Kosten tracken soll und die Rechtsabteilung nicht auf dem aktuellen Stand der Dinge in Sachen Cloud und Compliance ist.

Was Unternehmen an dieser Stelle brauchen, ist ein detailliertes Assessment ihrer aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse. Das umfasst folgende Aspekte:

  • Workload-Typen,

  • Datenschutzanforderungen,

  • Compliance-Verpflichtungen sowie

  • Performance-Erwartungen.

Mit einem umfassenden Verständnis dieser Faktoren können Unternehmen fundiertere Entscheidungen darüber treffen, welche Cloud-Dienste und -Anbieter am besten zu ihren Anforderungen passen.

2. Klare Strategie entwickeln

Eine gute Cloud-Strategie umreißt:

  • Ziele,

  • Governance-Richtlinien,

  • Security-Protokolle sowie

  • Finanzmanagement.

Das beinhaltet falls nötig auch, eine Hybrid- oder Multi-Cloud-Strategie zu entwickeln, die verschiedene Services in ein konsistentes Betriebsmodell einbindet. Eine gut dokumentierte Cloud-Strategie ermöglicht eine bessere Entscheidungsfindung und liefert die Grundlage, um eine Roadmap für die Cloud Journey zu erstellen.

Viele Unternehmen denken zwar über diese Dinge nach, halten diesbezüglich aber nichts fest. Das ist ein Fehler, denn eine schriftlich fixierte Cloud-Strategie dient auch als Agreement zwischen allen Beteiligten, auf den Cloud-Erfolg hinzuarbeiten.

3. Strenge Richtlinien einziehen

Wenn die Cloud effektiv genutzt werden soll, sind Use Policies notwendig, denen sich alle Beteiligten verpflichten. Diese sollten die folgenden Bereiche abdecken:

Um Usage-Exzesse und unnötige Kosten zu vermeiden, empfiehlt es sich außerdem, klare Protokolle mit Blick auf die Bereitstellung und Freigabe von Cloud-Ressourcen zu etablieren.

4. In Schulung investieren

Inadäquate Skills und Kompetenzen sind ebenfalls eine Wurzel des Cloud-Whiplash-Übels. Die Lösung ist denkbar naheliegend: Um Ihre Mitarbeiter in die Lage zu versetzen, Cloud Services effektiv managen zu können, sind Investitionen in Schulungs- und Upskilling-Initiativen notwendig.

Leider verfügen die meisten Unternehmen nicht über die erforderlichen Skills, die es bräuchte, um ihre Cloud-Implementierung effektiv zu nutzen. In einem solchen Fall wäre es durchaus angebracht, die Cloud-Migration erst einmal auf Eis zu legen - bis ein Plan existiert, um die Kompetenzlücken zu beseitigen. Firmen, die unter solchen Voraussetzungen ihre Journey trotzdem unbeeindruckt fortsetzen, haben ein enormes Risiko, zu scheitern.

5. Automation und KI nutzen

Automatisierungs- und KI-Initiativen können dazu beitragen, die Auswirkungen von Cloud Whiplash zu reduzieren. Schließlich erlauben automatisierte Prozesse, Routineaufgaben effizienter zu erledigen, während die Fehlerrate minimiert wird und sich die menschlichen Mitarbeiter wichtigeren, strategischen Aktivitäten widmen können.

6. Agile Kultur fördern

Um im hochdynamischen Technologieumfeld erfolgreich sein zu können, ist ein Mindset essenziell, das Change und Innovation positiv gegenübersteht. Schließlich erfordert die Einführung der Cloud einen Kulturwandel, der von oben vorgelebt werden muss - und die grundlegende Bereitschaft, sich mit neuen Ansätzen zu beschäftigen.

Um eine bessere Zusammenarbeit und schnellere Entscheidungsfindung zu ermöglichen, empfiehlt es sich, funktionsübergreifende Teams aufzusetzen. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.