Unser Leser schreibt: "Seit 25 Jahren bin ich im Systemhausgeschäft aktiv, und das überwiegend als Serviceleiter in kleineren Unternehmen, mit einem mit der Zeit gewachsenen Aufgabenportfolio, das man mit dem klassischen Bild eines Serviceleiters nicht unbedingt in Zusammenhang bringt. Ebenso weitgefächert ist das Dienstleistungs- und Produktangebot, somit ist keine wirkliche Spezialisierung vorhanden. Können Sie mit diesen Informationen einschätzen, welche Chancen ich als Mittfünfziger auf einen Arbeitgeberwechsel habe? Dabei würde ich einen Wechsel aus dem Systemhausumfeld heraus bevorzugen."
Die Münchner Personalberaterin Hildegard Freund zeigt dem Serviceleiter auf, was er beim Wechsel in die Waagschale werfen sollte: "Auf Basis dieser doch eher rudimentären Informationen kann ich nur eine vorsichtige Prognose abgeben: Für mich klingen Sie nach einem Allrounder, einem pragmatischen Generalisten, der gangbare und effiziente Lösungswege zur Zufriedenheit seiner Kunden findet. Weiter könnte ich mir vorstellen, dass Sie vielleicht lieber in einem mittelständischen Unternehmen mit breiterem Verantwortungsspek-trum tätig sein möchten; dort könnten Sie Ihre Kenntnisse sicher auch besser einbringen und umsetzen als in einer Spezialistenposition.
Also warum nicht einfach mal die Fühler ausstrecken? Die Reaktionen sind oft überraschend positiv! Nutzen Sie doch Ihre offensichtlich vielfältig vorhandenen Kontakte und Netzwerke - und zusätzlich vielleicht noch die eine oder andere Online-Plattform. Thema Mittfünfziger: Wenn Erfahrung gesucht wird, spielt das Alter eine untergeordnete Rolle. Hier kommt es ganz stark auf die Persönlichkeit an.
Wenn Sie Kriterien wie Flexibilität, Dynamik, Offenheit für Neues, Teamgeist - auch im Sinne von Mentoring und Know-how-Transfer - gut erfüllen und ausstrahlen, und wenn Ihre Vorstellungen zu den Rahmenbedingungenrealistisch sind, kann ein Wechsel auch in dieser Phase eine Bereicherung des eigenen Arbeitslebens bedeuten. Sie sollten es zumindest aktiv prüfen, um herauszufinden, ob es für Sie eine wirkliche Alternative darstellt oder ob Sie zu der Feststellung kommen, doch lieber 'bei Ihren Leisten' zu bleiben."
Vom Marketing-Manager zum IT-Projekt-Manager?
Noch ein weiterer Leser möchte sich neu orientieren: "Ich arbeite seit mehr als drei Jahren als Online-Marketing-Manager in einem kleinen Unternehmen. Dort habe ich einen sehr breiten Aufgabenbereich, würde mich aber gerne in Zukunft etwas spezialisieren - zum Beispiel Richtung technischer Produkt-Manager, IT-Projekt-Manager oder Web-Design. Welche Rolle spielt die Berufserfahrung bei einem Umstieg?"
Beraterin Freund meint: "Natürlich gewinnen Sie als Bewerber an Wert, je mehr Skills und Know-how Sie sich aneignen und in eine künftige Position einbringen können. Es muss zueinanderpassen, das ist das Wichtigste! Wenn Sie im Augenblick mehr als Generalist tätig sind, ist es sicher eine sinnvolle Überlegung, sich künftig stärker auf einen bestimmten Bereich zu fokussieren. Nach gut drei Jahren breit angelegter Erfahrung plus eventuell adäquater Zusatzqualifikation sollte das am Arbeitsmarkt auch möglich und realistisch sein. Schwieriger wäre es, noch einmal umzuswitchen, wenn Sie bereits Jahrzehnte als Allrounder unterwegs wären."
- Die erste Zeit im neuen Job - Tipps von Ulrike Rheinberger
Ulrike Rheinberger, Beraterin und Führungskräfte-Coach aus dem Berliner Büro Peak8, rät: „Spring nicht weiter, als Du sehen kannst!“ Sie gibt bei einem Wechsel sechs Tipps mit auf den Weg. Diese finden Sie auf den folgenden Seiten. - Tipp 1: Offen sein für Neues
Sich auf Veränderungen einstellen. Nicht erwarten, dass alles so läuft, wie man es kennt. - Tipp 2: die ungeschriebenen Regeln lernen
Sich Zeit nehmen, das Unternehmen zu beobachten. Welche ungeschriebenen Regeln gibt es, welche Mittagessen-Rituale? Erst verstehen, dann handeln. - Tipp 3: Für Rückendeckung sorgen
Den Schulterschluss mit dem Vorgesetzten suchen. Regelmäßige Kommunikation ist wichtig. "Der Neue" muss wissen, dass er Veränderungen mit der Rückendeckung des Vorgesetzten angehen kann, falls die Mitarbeiter mauern. - Tipp 4: Verbündete suchen
Innerhalb des neuen Teams Verbündete suchen. Auch hier gilt: erst einmal beobachten. Keine zu frühen Koalitionen bilden. - Tipp 5: Nicht den Vorgänger schlecht machen
Nicht den Vorgänger schlecht machen. Das wollen die Mitarbeiter nicht hören. Es ist wichtig, das Vorgefundene mit Wertschätzung zu betrachten. - Tipp 6: Sich die neuen Stärken bewusst machen
Change kann Stress auslösen. Aber wer Veränderungen bewältigt, generiert eine Kompetenz per se und bereichert das eigene Leben. Das darf man sich ruhig einmal bewusst machen.
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