Beim Process Mining trennt sich die Spreu vom Weizen

31.05.2024
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Viele Marktführer, viele Nischenanbieter und dazwischen fast niemand – so präsentiert sich der aktuelle Markt für Process-Mining-Plattformen laut Gartner.
Eine tiefe Kenntnis über die Prozesse im Unternehmen ist Voraussetzung, um die Abläufe zu optimieren und - wenn auch nicht zwingend - zu automatisieren.
Eine tiefe Kenntnis über die Prozesse im Unternehmen ist Voraussetzung, um die Abläufe zu optimieren und - wenn auch nicht zwingend - zu automatisieren.
Foto: Quardia - shutterstock.com

Einer aktuellen Gartner-Studie zufolge wuchs der weltweite Umsatz mit Process-Mining-Software im Jahr 2023 um 40 Prozent und wird bis 2025 voraussichtlich auf 1,5 Milliarden Dollar ansteigen. Als wesentliche Treiber sehen die Marktforscher dabei nach wie vor die beschleunigte digitale Transformation, die zunehmenden Anforderungen an die Prozesstransparenz und die steigenden Anforderungen an die Ausfallsicherheit von Geschäftsabläufen. Grund genug, sich die wichtigsten Anbieter von Process-Mining-Plattformen und ihre Marktpositionierung genauer anzuschauen.

Gartner definiert Process-Mining-Plattformen als Plattformen, die darauf ausgelegt sind, Prozesse zu entdecken, zu überwachen und zu verbessern, indem sie Wissen aus Ereignissen extrahieren, die in Informationssystemen erfasst werden, um kontinuierlich Transparenz und Erkenntnisse zu liefern. Process Mining umfasst dabei:

  • automatisierte Prozesserkennung (Extraktion von Prozessmodellen aus einem Ereignisprotokoll),

  • Konformitätsprüfung (Überwachung von Abweichungen durch Vergleich von Modell und Protokoll),

  • Social Network/Organizational Mining,

  • automatisierte Erstellung von Simulationsmodellen, Modellerweiterung und -reparatur,

  • Fallvorhersage und

  • historienbasierte Empfehlungen.

Process-Mining-Plattformen erweitern die Process-Mining-Fähigkeiten durch fortgeschrittene Prozessanalyse, Erkennung von Prozessverbesserungen und Empfehlungen zur Prozessverbesserung, die teilweise durch KI und generative KI (GenAI) gesteuert werden.

Stärken und Schwächen der Anbieter

Im 2024 Gartner Magic Quadrant for Process Mining Tools haben die Analysten achtzehn der wichtigsten Anbieter von Process-Mining-Lösungen auf dem Markt identifiziert und ihre Stärken und Schwächen bewertet. Entsprechend ihrer Fähigkeit zur Umsetzung ihrer Vision wurden die Player dabei in einen der vier Quadranten Marktführer, Herausforderer, Nischenanbieter und Visionäre platziert.

Wie Gartners Magic Quadrant bestätigt, sind die Claims im Process-Mining-Markt weitgehend abgesteckt- zumal Marktführer Celonis rund 55 Prozent inne hat.
Wie Gartners Magic Quadrant bestätigt, sind die Claims im Process-Mining-Markt weitgehend abgesteckt- zumal Marktführer Celonis rund 55 Prozent inne hat.
Foto: Gartner

Anbei ein Überblick über die Positionierung der Anbieter - detaillierte Informationen über die Player und die Marktsituation finden Sie im Report selbst, der bei Gartner sowie bei zahlreichen Anbietern gegen Registrierung erhältlich ist.

Neun Anbieter im Leaders Quadrant

Celonis

Das Münchner Softwareunternehmen hat sich mit der Celonis Process Intelligence Platform das zweite Jahr in Folge als Leader im Gartner Magic Quadrant für Process Mining platziert. Gartner sieht als Stärken von Celonis den umfangreichen Kundenstamm mit einem geschätzten Marktanteil von rund 50 Prozent, die innovative Marketingstrategie und die Process-Intelligence-Graph-Lösung, die als erweiterbarer digitaler Zwilling des Geschäfts eines Nutzers fungieren kann. Das Unternehmen profitiert auch von der Übernahme von Symbio, einem Prozess-Repository-Tool, mit dem es seine KI-Fähigkeiten erweitert hat.

Auf der Schattenseite sieht Gartner, dass das neue Preismodell (laut Kunden-Feedback) komplex sein kann. Dies gelte insbesondere, wenn die Einnahmen des Unternehmens bei der endgültigen Preisgestaltung und dem prozessorientierten Ansatz berücksichtigt werden. Ein weiterer Kritikpunk ist die steile Lernkurve, die laut Gartner-Kunden erforderlich ist, um die umfangreichen Funktionen und die Flexibilität der Plattform optimal zu nutzen. Was das Task Mining angeht, vermissen Kunden weitere Funktionen, etwa Interaktionsprozesse mit geringem Volumen und hoher Varianz, wie man sie beispielsweise im Call-Center findet.

Software AG

Auch die Software AG ist mit ihrer ARIS Process Mining-Lösung (Version 10 SR23) wieder als Leader im Gartner-Bericht vertreten. Die Lösung kann Standalone oder als integriertes Angebot mit der ARIS Suite erworben werden. ARIS Process Mining erhält von Gartner Bestnoten für seine Funktionen zur Prozessorchestrierung, die generative KI und die wachsende Nutzergemeinschaft mit über 750.000 Mitgliedern, die sich regelmäßig über Best Practices, Nachrichten und Blogs austauschen. Eine weitere Stärke der Software AG ist dem Bericht zufolge die Einbindung von Kunden-Feedback, das das Unternehmen in seine Produkt-Roadmap einfließen lässt.

Schwierig für Nicht-ARIS-Kunden sei allerdings, dass die Software AG viele ihrer erweiterten Funktionen (Prozess Repository, Simulation und Prozessanalyse) in verschiedenen Angeboten bündelt, vermerken die Analysten. Außerdem weist Gartner darauf hin, dass die Software AG in diesem Jahr mehr Wert darauf legen wird, die Vorteile des in die ARIS Suite integrierten Process Mining zu bewerben, etwa die Möglichkeit, den Einsatz und die Anwendungsmöglichkeiten der Technologie zu erweitern. Kunden, die ein eigenständiges Tool suchen, sollten ihre Anforderungen prüfen, bevor sie sich an die Software AG wenden, so Gartner. Auf die Berichte, wonach der Eigentümer Silver Lake Partners möglicherweise plant, auch Aris zu verkaufen, gingen die Analysten nicht ein.

SAP Signavio

Die SAP-Tochter erarbeitete sich ihren Platz in dieser Kategorie gleich mit zwei Process-Mining-Angeboten: SAP Signavio Process Intelligence und SAP Signavio Process Insights (Version 17.4). Beide Lösungen sind Teil der SAP Signavio Process Transformation Suite und umfassen Funktionen für Prozessmodellierung, Datenzugriff, Journey-Modellierung, Prozessmodellverbesserung, Prozesszusammenarbeit und Governance. Zu den Stärken von SAP Signavio gehören laut Gartner die Marktpositionierung, die Ausrichtung auf den allgemeinen Go-to-Market-Ansatz von SAP und die KI-Funktionen, darunter eine Text-zu-Abfrage-zu-Widget-Funktion, eine automatische Ereignisprotokoll-Erweiterung, ein Dashboard-KI-Assistent, ein Problemraum-Identifikator und das KI-Tool Journey-to-Process Analytics.

Allerdings weist Gartner darauf hin, dass gleich zwei Process-Mining-Produkte und ein komplexes Preismodell es Kunden nicht immer einfach machen. Außerdem sollten Kunden, die andere als SAP-bezogene Anwendungsfälle in Betracht ziehen, das Erfahrungsniveau, die verfügbaren Konnektoren und den Support prüfen, den SAP Signavio und seine Implementierungspartner bieten.

UiPath

Mit gleich drei Produkten - UiPath Process Mining, UiPath Task Mining und UiPath Communications Mining - ist der Automatisierungsexperte UiPath vom Challenger zum Leader aufgestiegen. Die Lösungen sind allesamt Bestandteile der Business Automation Platform von UiPath. Gartner sieht die größten Stärken des Unternehmens in seiner Marktposition, seiner Fähigkeit, ganzheitliche Prozessintelligenz mit Ausführungs- und KI-gestützter Automatisierung zu kombinieren sowie seinem Gesamtansatz fin Bezug auf Automatisierungsmöglichkeiten.

Allerdings, so die Marktforscher, liege auch bei UiPath der Fokus auf Automatisierung. Kunden, die noch andere Anwendungsfälle in Betracht ziehen, sollten prüfen, inwieweit UiPath und deren Partner damit Erfahrung haben und sie unterstützen können, rät Gartner.

Microsoft

Wie UiPath 2023 noch Herausforderer, konnte sich Microsoft in diesem Jahr mit seiner Process-Mining-Lösung im Leaders Quadrant platzieren. Microsofts Power Automate Process Mining kombiniert die Fähigkeiten von Task Mining und Minit Process Mining, wobei letzteres in die Power Automate Suite integriert ist. Laut dem Gartner-Bericht gehören zu den Stärken von Microsoft als Anbieter von Process Mining die fortschrittlichen Analysefunktionen, die Task Mining-Funktionen und die Implementierung der generativen KI-Technologie über GPT-3.5 Turbo von OpenAI.

Schwächen sieht Gartner dagegen im Partner-Ökosystem, was Unterstützung bei der Implementierung, der Konfiguration oder der Wertschöpfung angeht. Außerdem könne Power Automate Process Mining nicht On-Premises eingesetzt werden, weshalb es für Kunden in stark regulierten Branchen oder solche mit sehr sensiblen Daten möglicherweise nicht geeignet sei. Die Lösung unterstütze zudem kein objektzentriertes Process Mining (OCPM), was die Funktionalität einschränke. Das Feature stehe allerdings auf der Roadmap von Microsoft, so Gartner.

Apromore

Der australische Hersteller bietet Unternehmen mit Apromore Enterprise Edition 9.3 eine einzige, integrierte, No-Code-Umgebung für Process Mining, Modellierung, Simulation und Überwachung. Sie unterstützt objektorientiertes Process Mining (OCPM) auf den Ebenen Datenmodellierung und Discovery-Analyse. Die Lösung von Apromore wird laut Gartner inbesondere für die Benutzerfreundlichkeit der No-Code-Umgebung, die einzigartigen Task-Mining-Funktionen und die Innovations-Roadmap mit KI-gestützten Tools und prädiktiven Dashboards gelobt.

Allerdings unterstützt Apromore nicht mehr die Bereitstellung vor Ort, sondern bietet als Alternative die Installation in der AWS-Cloud oder in der eigenen Cloud des Kunden sowie eine hybride Bereitstellungsoption, bei der das Datenvolumen in der Cloud des Kunden gehostet wird. Als weitere Mängel sieht Gartner die trotz Expansion in die USA und Teilen Europas eingeschränkte Marktpräsenz sowie den Fokus auf dienstleistungsintensive Sektoren wie Banken, Versicherungen oder den öffentlichen Sektor.

Appian

Zu den Merkmalen, die Appian vom - zuletzt - Nischenanbieter zu einem führenden Unternehmen im Bereich Process Mining aufstiegen ließen, gehören laut Gartner eine schnellere Datenauf- und Datenvorbereitung, welche komplexe Transformationen mit stets verfügbaren Daten aus verschiedenen Quellen überflüssig macht. Außerdem integriert Appian Process Mining sein Process-Mining-Toolset in die Appian-Plattform zur Prozessautomatisierung und ermöglicht so die Nutzung der gefundenen Prozesse als Starthilfe für Automatisierungsprojekte in Appian. Außerdem können Appian-Prozessanalysedaten in Appian Process Mining eingespeist werden.

Gartner weist jedoch darauf hin, dass der Fokus von Appian trotz eines eigenständigen Process-Mining-Angebots auf eine durchgängige Prozessautomatisierung liegt. Kunden, die nicht automatisierte Anwendungsfälle in Betracht ziehen, sollten die Erfahrung und den Support von Appian und seinen Implementierungspartnern prüfen. Außerdem erhielt Appian trotz der hervorragenden Möglichkeiten durch seine Datenstruktur nur eine mittlere Bewertung für die Überwachung von Geschäftsaktivitäten.

ABBYY

Die in Version 6.04 untersuchte Plattform ABBYY Timeline wird über die mandantenfähige SaaS-Umgebung von ABBYY auf AWS bereitgestellt, ist aber auch für die private Installation über AWS oder Microsoft Azure sowie als On-Premises-Option verfügbar.

Laut Gartner profitiert ABBYY Timeline von ABBYYs optischer Zeichenerkennung (OCR) und intelligenter Dokumentenverarbeitung (IDP) sowie von der vordefinierten Integration mit SS&C Blue Prism über Blue Prism Process Intelligence. Allerdings sähen Kunden bei Timeline Defizite, intuitiv Erkenntnisse zu sammeln, und bemängelten die Anzahl der dafür erforderlichen Schritte. Wenngleich ABBY hier mit dem Einsatz von GenAI nachbessern will, empfehlen die Analysten, bei der Beurteilung des Produkts auch die Benutzerfreundlichkeit zu bewerten. Außerdem sollten potenzielle Kunden die Anwendbarkeit des Angebots sowie den verfügbaren Partner-Support überprüfen, da ABBYY hauptsächlich Banken, Finanzdienstleister und Versicherungen sowie das Gesundheitswesen und die Pharmaindustrie beliefere.

MEHRWERK

Der Bielefelder Anbieter MEHRWERK hat es mit seiner mpmX Process Excellence Platform, die mpmX Analytics mit mpmX Execution kombiniert, erneut in den Leaders-Quadranten von Gartner geschafft. Das Unternehmen ist zwar hauptsächlich in Europa ansässig, baut aber seine Präsenz in den USA aus, um dort seine Kunden aus den Bereichen Banken, Finanzdienstleistungen, Versicherungen, Automobil, Fertigung, IT und anderen Branchen zu unterstützen. Zu den Stärken des Unternehmens gehören das kürzlich hinzugefügte OCR-Modul, das auf mehreren KI-Modellen basiert, seine Marktvision sowie seine Datenzugriffs- und -verwaltungsfähigkeiten, die es durch den nativen Betrieb auf der BI-Plattform von Qlik erhält.

Gartner weist jedoch darauf hin, dass die Verwendung von Qlik als Basis bei Kunden, die andere BI-Plattformen implementiert haben, Fragen aufwerfen könnte. Potenzielle Kunden sollten prüfen, inwieweit sich die Qlik-Umgebung überschneidet (zum Beispiel im Berichtswesen) und welche Kenntnisse für ihre Nutzung erforderlich sind. Außerdem unterstütze MEHRWERK keine Geschäftsbetriebsmodelle aus einer organisatorischen Perspektive - potenzielle Kunden, die nach diesem organisatorischen Ansatz suchen, sollten diese fortgeschrittenen Anforderungen mit den Möglichkeiten von MEHRWERK abgleichen.

Kaum noch Herausforderer

IBM

Mit dem Aufstieg von Microsoft und UiPath verbleibt IBM als einziger Herausforderer im diesjährigen Magic Quadrant. Big Blue will mit seiner Lösung IBM Process Mining (Version 1.14.1) Unternehmen einen "One-Stop-Shop" für KI-gestützte Geschäftsautomatisierungsfunktionen bieten. Die Plattform kann über OpenShift, SaaS und On-Premises über IBM Cloud Paks bereitgestellt werden. In seinem Ranking vergab Gartner gute Noten für die Fähigkeit IBMs, eine "komplette" Lösung für intelligente Automatisierung anzubieten, für das tiefe Verständnis der verschiedenen Märkte und für die Kundenzufriedenheit.

Wie bereits bei anderen Playern monieren die Marktforscher aber auch bei IBM, dass sich die Lösung hauptsächlich auf die Anwendungsfälle Intelligent Automation und Hyperautomation konzentriere. Außerdem biete IBM Process Mining Prozessorchestrierung nur über das Softwarepaket Cloud Pak for Business Automation an - potenzielle Kunden, die diese Funktion benötigten, müssten ein Bündel von separaten Produkten in Betracht ziehen, so Gartner. Zudem hinke IBM bei fortgeschrittenen Analysen, bestimmten GenAI-Funktionen und verknüpften Execution-Funktionen hinterher.

Nur zwei Visionäre

QPR Software

Der finnische Anbieter QPR Software kehrt mit dem QPR ProcessAnalyzer, Version 2023.4, in die Kategorie "Visionäre" zurück. Die Plattform bietet eine Ursachenanalyse mit nur einem Klick, fortschrittliche Einfluss- und Clustering-Analysen, Machine-Learning-Werkzeuge und Vorhersagefunktionen. Sie ist laut Gartner außerdem die einzige Process-Mining-Software, die nativ in der Snowflake Data Cloud läuft, was eine höhere Datensicherheit, eine leichter zugängliche Data Governance und eine Skalierbarkeit von der Stange garantiert. Zu den weiteren Stärken zählen die Marktforscher den Fokus auf den Anwendungsfall Digitaler Zwilling einer Organisation (DTO), indem Process Mining und -Modellierung aufeinander abgestimmt und integriert werden, sowie einer darauf abgestimmten Marketingstrategie.

Bemängelt wird dagegen insbesondere die begrenzte geografische Präsenz sowie ein höherer Implementierungs- und Integrationsaufwand als bei den meisten Konkurrenzangeboten für Unternehmen, die Snowflake Data Cloud nicht nutzen. Zudem seien einige der erweiterten Funktionen von QPR ProcessAnalyzer eher grundlegender Natur, wie etwa Task Mining und Verbindungen zur Automation Execution.

Pegasystems

Von einem Nischenanbieter zu einem Visionär hat sich der Automatisierungsexperte Pegasystems mit Pega Process Mining (Version 1.0.0) und Pega Workforce Intelligence (Version 8.8) entwickelt. Beide Lösungen sind Teil der Pega Platform '23. Zu den Stärken des Anbieters gehören laut Gartner seine Fähigkeit, den gesamten Prozesslebenszyklus zu unterstützen, sein fallbasiertes Preismodell und die Feststellung, dass Process Mining ein wichtiger Treiber für Prozessintelligenz, Orchestrierung und autonome Aktionen ist.

Der Marktforscher weist jedoch - wie so häufig - darauf hin, dass sich auch bei Pega die Lösungen auf die End-to-End-Prozessautomatisierung und -orchestrierung (RPA, BPA, Case Management und LCAP) konzentrieren. Es werde zwar auch Process Mining als eigenständiges Angebot unterstützt, Interessenten an einer solchen Lösung sollten aber ihre individuellen Anforderungen mit Pegasystems abklären.

Dichtes Feld an Nischenanbietern

Skan

Neuzugang und führender Anbieter im Quadrant Niche Player ist Skan mit dem Produkt Skan Process Intelligence (Version 3.2.2). Die Plattform kann über die Cloud und On-Premises betrieben werden und nutzt Prozess- und Task-Mining-Funktionen, um Einblicke in Prozesse zu gewinnen. Laut Gartner unterscheidet sich das Unternehmen auf dem Markt durch seine Prozesserkennungsfunktionen, eine überdurchschnittliche Kundenbindungsrate und die GenAI-gestützte ProcessGPT-Suite, die durch das autonome Lern- und Optimierungssystem von Skan ergänzt wird.

Gartner weist jedoch darauf hin, dass Skan und sein Partner-Ökosystem noch immer klein sind und sich die Vertriebs- und Marketingaktivitäten auf Nordamerika konzentrierten. Kunden, die Unterstützung bei der Installation, der Implementierung, dem engen Support und der Fehlerbehebung sowie bei der Beratung, Schulung und Ausführung suchten, sollten die Verfügbarkeit von Ressourcen überprüfen. Was die technische Seite angehe, biete die ereignisgesteuerte Microservices-Architektur von Skan Vorteile bei der Skalierbarkeit, bringe aber auch Komplexität bei der Verwaltung der Ereignisreihenfolge, vor allem bei Microservices, mit sich.

StereoLOGIC

Dem kanadischen Anbieter StereoLOGIC ist mit der StereoLOGIC Integrated Task & Process Mining Platform (Version 2023) und dem StereoLOGIC Unattended Task Mining (Version 2023) die Rückkehr in den Magic Quadrant geglückt. Eine der Stärken der Kanadier ist es laut Gartner, dass es aus der Task-Mining-Perspektive operiert und Ereignisse auf einem Endbenutzer-Desktop, -Terminal oder -Mobilgerät erfasst, bevor patentbasierte Engines (Datenextraktion, Datenerkennung, Instanzerkennung und Bilderkennung) zur Ableitung der Prozesse eingesetzt werden. Als weitere bemerkenswerte Merkmale nennen die Analysten schnellere Implementierungen, zugängliche Datensätze und eine eigene Technologie zur Mustererkennung.

Kunden, die Process Mining in Erwägung ziehen, sollten dem Bericht zufolge jedoch wissen, dass sich StereoLOGIC durch die Ableitung von Prozessen auf Task-Level von den meisten aufgabenbasierten Process-Mining-Tools unterscheidet. Außerdem arbeite StereoLOGIC zwar eng mit Kunden zusammen, sei aber noch ein kleines Unternehmen mit Fokus auf Nordamerika und einer gewissen Präsenz in EMEA.

Cyclone Robotics

Magic-Quadrant-Neuling Cyclone Robotics ist in erster Linie ein Anbieter von robotergestützter Prozessautomatisierung (RPA), hat aber sein Angebot um Process Mining-Funktionen erweitert, die tief in seine RPA-, BPA- und Integration Platform as a Service (iPaaS)-Angebote integriert sind. Zu den besonderen Stärken des Unternehmens gehören laut Gartner der Fokus auf den chinesischen Markt für Process Mining, die native Task-Mining-Funktion und die Marketingstrategien, um RPA-Kunden zur Erneuerung und Umstellung auf die zusätzlichen Process Mining-Funktionen zu ermutigen. Die Marktforscher weisen jedoch darauf hin, dass Cyclone fast ausschließlich im asiatisch-pazifischen Raum tätig ist und nur eine kleine Präsenz in Europa besitzt. Außerdem hinke der Anbieter aktuellen Marktentwicklungen etwas hinterher und rufe vergleichsweise hohe Preise auf.

UpFlux

Das Process-Mining-Angebot von UpFlux ist sowohl als Cloud-basierte als auch als On-Premises-Lösung erhältlich und konzentriert sich in erster Linie auf lateinamerikanische Unternehmen aus den Bereichen Gesundheitswesen, Banken, IT-Dienstleistungen, Telekommunikation und Konsumgüter. Laut Gartner Peer Insights gehört UpFlux zu den Anbietern mit der höchsten Kundenzufriedenheit unter den Process-Mining-Anbietern, was durch ein solides Verständnis des Process-Mining-Marktes und seiner sich entwickelnden Trends untermauert wird.

Der Fokus auf einige Branchen hat den Analysten zufolge allerdings zur Folge, dass die Expertise in anderen Bereichen möglicherweise begrenzt ist. Ähnliches gilt für die Konzentration auf Lateinamerika - potenzielle UpFlux-Kunden außerhalb der Region sollten prüfen, inwieweit sie Unterstützung für das Produkt erhalten, rät Gartner. Außerdem liege der Schwerpunkt von UpFlux' GenAI-Angebot in seiner aktuellen Form auf den Order-to-Cash-Prozess. Potenzielle Kunden sollten die spezifischen GenAI-Funktionen mit ihren Prozessanforderungen vergleichen, wenn sie UpFlux in Betracht ziehen.

Mindzie

Der Nischenanbieter Mindzie stellt sein Process-Mining-Angebot mindzie Studio als Desktop-, On-Premises Enterprise- und SaaS-Lösung zur Verfügung. Ursprünglich arbeitete das Unternehmen mit kleinen und mittelständischen Unternehmen zusammen, doch inzwischen arbeitet es auch mit größeren Kunden zusammen, die kleinere Implementierungen wünschen. Zu den Stärken des Unternehmens gehören die attraktive Preisstrategie, die Kundenbetreuung und der Support sowie die generativen KI-Integrationen, die auf der eigenen Blocksprache von mindzie trainiert werden.

Gartner weist allerdings darauf hin, dass sich Mindzie sich auf die Erkennung und Einhaltung von Prozessen konzentriere und Kunden - anders als viele Player - nicht aktiv bei der Suche nach Automatisierungsmöglichkeiten unterstütze. Außerdem befände sich Mindzie im Process-Mining-Bereich noch im Wachstum, was sich auf die Größe der Belegschaft sowie des Partner-Ökosystems auswirke. Zudem seien die Initiativen von mindzie, über die Bereiche IT-Dienstleistungen, Gesundheitswesen, Finanzen und Fertigung hinaus zu expandieren, begrenzt.

Proxyverse

Das Process-Mining-Angebot von MQ-Neuzugang Proxverse ist Proxverse Studio (Version 2.98) und besteht aus den Modulen Data Fusion (ETL), Process Mining & Analysis, Process Management und Low-Code Automation. Laut Gartner hebt sich der chinesische Anbieter (mit einem Büro in Deutschland) auf dem Markt durch seine Co-Innovationsstrategien mit Partnern und seine Fähigkeit, flexibel auf Markttrends zu reagieren, ab.

Die Marktforscher weisen aber darauf hin, dass Proxverse nur eine begrenzte Präsenz außerhalb des chinesischen Festlandes, Hongkongs, Singapurs und Deutschlands habe und sich in anderen Regionen primär auf eine begrenzte Anzahl von Partnern verlasse. Außerdem fehlten dem Produkt aktuell noch einige kritische und erweiterte Funktionen. So verfüge Proxverse über keine Task-Mining-Funktionen und nur über sehr grundlegende Funktionen zur Prozessorchestrierung.

Eine Überlegung wert …

Neben den 18 genannten Anbietern gibt es laut Gartner noch weitere erwähnenswerte Player auf dem Process-Mining-Markt. Diese wurden zwar nicht in die Hauptstudie aufgenommen, da sie eines oder mehrere der von Gartner festgelegten Aufnahmekriterien nicht erfüllen, sind aber aus Sicht der Marktforscher dennoch erwähnenswert:

  • Arkturus: Bietet Process Mining vor allem in Neuseeland und Australien an.

  • BusinessOptix: Verkauft Process Mining vor allem im Paket mit seiner Process Transformation Suite.

  • Datricks: Konzentriert sich auf Auditing und Compliance, Risikomanagement und Prozesssteuerung.

  • DCR Solutions: Zielt auf Unternehmen in stark regulierten Branchen ab, um ihre Prozesse zu digitalisieren und die Einhaltung von Vorschriften und Transparenz zu gewährleisten.

  • Decisions: Anbieter von Geschäftsprozessautomatisierung, der Process Mining-Funktionen erworben hat.

  • Fluxicon: Anbieter von Disco, einem beliebten, eigenständigen, auf die Analyse ausgerichteten Process-Mining-Tool.

  • iGrafx: Hat Process Mining ins Programm aufgenommen und integriert sowie optimiert sein neues Angebot.

  • Inverbis: Das Unternehmen wurde von der Universität Santiago de Compostela gegründet und bietet eine Process-Mining-Plattform an.

  • process.science: Bietet Process Mining auf BI-Plattformen wie Power BI, Qlik Sense und Tableau an.

  • PuzzleData: Erweitert derzeit sein Process-Mining-Angebot außerhalb des asiatisch-pazifischen Raums und konzentriert sich auf Predictive Analytics.