IT-Gipfel 2012 in Essen

Bitkom drängt auf Infrastrukturausbau

14.11.2012
Die ITK-Infrastruktur den Anforderungen der Zukunft anzupassen, kostet einmalig 130 Milliarden Euro und liefert Mehrwerte von mehr als 330 Milliarden Euro, rechnet der Bitkom vor und nimmt auch die Politik in die Pflicht.
Bitkom-Präsident Dieter Kempf: "Wir sollten uns zum Ziel setzen, innerhalb der kommenden fünf bis zehn Jahre die modernste Infrastruktur weltweit aufzubauen."
Bitkom-Präsident Dieter Kempf: "Wir sollten uns zum Ziel setzen, innerhalb der kommenden fünf bis zehn Jahre die modernste Infrastruktur weltweit aufzubauen."
Foto: Bitkom

20 Prozent des deutschen Produktivitätswachstums in allen Branchen geht auf den Einsatz von auf ITK-Lösungen zurück. Der Anteil werde mit der fortschreitenden Digitalisierung der klassischen Industrie weiter steigen, betont IT-Branchenverband Bitkom in einer Mitteilung zu den Ergebnissen des nationalen IT-Gipfels. "Für Deutschland mit seinen traditionell starken Fertigungsindustrien und einer innovativen und modernen IT-Branche bedeutet dieser bevorstehende Schritt zur Industrie 4.0 eine große Chance", sagte Bitkom-Präsident Dieter Kempf.

Notwendig für das Gelingen dieser vierten industriellen Revolution ist eine moderne Infrastruktur. Die notwendigen Investitionskosten liegen nach Bitkom-Schätzungen bei einmalig rund 130 Milliarden Euro. Einer Fraunhofer-Studie zu Folge, die im Auftrag des Bitkom erstellt wurde, summieren sich demgegenüber schon während des Auf- und Ausbaus intelligenter Netze in den Bereichen Energie, Verkehr, Gesundheit, Verwaltung und Bildung die gesamtwirtschaftlichen Effekte auf insgesamt 336 Milliarden Euro innerhalb von zehn Jahren. Dieser Nutzen ergibt sich zum Beispiel, indem

  • im Gesundheitswesen Leistungen einfacher abgerechnet und Doppeluntersuchungen ausgeschlossen werden können,

  • sich Staus durch eine bessere Verkehrslenkung vermeiden lassen,

  • der Stromverbrauch durch Smart Grids gesenkt wird

  • und eine effizientere Verwaltung mit weniger Bürokratie möglich ist.

Später lässt sich ein gesamtwirtschaftlicher Nutzen von jährlich mehr als 55 Milliarden Euro erzielen.

"Wir sollten uns zum Ziel setzen, innerhalb der kommenden fünf bis zehn Jahre die modernste Infrastruktur weltweit aufzubauen", forderte Kempf. Diese Mammutaufgabe könnten Staat und Wirtschaft nur gemeinsam bewältigen. Notwendig dafür sei eine konzertierte Aktion der relevanten Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Auf dem Gipfel wurde dazu eine gemeinsame Strategie mit konkreten Schritten zum Aufbau intelligenter Netze erarbeitet. Darin wird zum Beispiel gezeigt, wie heute getrennte Netze besser zusammengeführt werden können. Unter Einbeziehung der beteiligten Branchen werden nun konkrete Meilensteine für die Umsetzung erarbeitet.

Weitere Ergebnisse des IT-Gipfels:

  • Um die Gründerszene in Deutschland zu stärken wurde wurde am Vortag des IT-Gipfels beim Young IT Day eine IT_Lounge als gemeinsame Plattform für junge wie auch für erfahrene Unternehmer ins Leben gerufen.

  • E-Government: Auf dem Gipfel startet eine Mobile-Government-Plattform für öffentliche Apps (GovApps), die einen einfachen Zugang zu mobilen Verwaltungsdienstleistungen ermöglicht und mehr Datenschutz und Sicherheit im mobilen Sektor unterstützt. Die Modellregion für P23R (Aachen-Bonn-Cologne-Düsseldorf, ABCD-Region) wurde vorangetrieben. P23R vereinfacht Meldevorgänge zwischen Unternehmen und Behörden und senkt damit Bürokratiekosten. Die Exportinitiative für 2013 wurde initiiert, um innovative Lösungen als "E-Government - Made in Germany" global zu stärken.

  • Fachkräfte: Die Initiative "Academy Cube" wird es Fachkräften aus den Krisenländern Sudeuropas leichter machen, bei deutschen Unternehmen einen Arbeitsplatz zu finden, etwa durch die Weiterqualifizierung für die Anforderungen der Industrie 4.0. Der Softwarecampus zur Ausbildung von Führungskräften wurde erfolgreich umgesetzt: Das Programm umfasst bereits 100 Promotions- und Masterstudenten.

  • Industrie 4.0: Erstmals wird das Zukunftsthema Industrie 4.0 auf dem IT-Gipfel breit diskutiert. Gleichzeitig wurde die Umsetzung des Technologieprogramms Industrie 4.0 bei der Forschungsunion vorangetrieben. Die Digitalisierung der gesamten Wirtschaft verändert auch die traditionell starke Industrie in Deutschland. ITK und Anwenderbranchen rücken näher zusammen, dem wurde durch die Einbeziehung der Anwender in den IT-Gipfel Rechnung getragen. Das zeigt auch das Projekt Logistik IT on demand der Regional-Gruppe NRW, ein Cloud-Angeboten in der Logistik für kleine und mittlere Unternehmen. Dieser Dialog wird künftig intensiviert und fortgesetzt, der Gipfel entwickelt sich so zunehmend zu einem Wirtschafts- und Innovationsgipfel. (jha)