So nutzt MHP die Apple Vision Pro

03.07.2024
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Noch vor dem offiziellen Start in Deutschland erkundet Porsche-Tochter MHP das Potenzial der Apple Vision Pro mit einem interessanten Trainings-Use-Case.
Virtuelles 3D-Training zum Anfassen: Das MHP-Showcase "Shopfloor Training" bringt Teile der Produktionsanlage in den Schulungsraum.
Virtuelles 3D-Training zum Anfassen: Das MHP-Showcase "Shopfloor Training" bringt Teile der Produktionsanlage in den Schulungsraum.
Foto: MHP

Die Brille aufgesetzt, kurz in zwei Minuten eingestellt, eine schnelle Einweisung, die App ausgewählt - schon erscheint direkt neben dem Betrachter ein über drei Meter hoher Kuka-Roboter. Gleichzeitig baut sich vor den Augen das Ende einer Produktionsanlage auf und gibt ein zweieinhalb Meter breites Bauteil, konkret die Hinterachse eines Porsche 911, frei. Begleitet von den typischen Hintergrundgeräuschen einer Fertigungshalle poppen auf dem Display Anweisungen für die weitere Montage auf.

Was der Autor selbst eindrucksvoll in einer Demo erleben durfte, ist das Showcase "Shopfloor Training", das die Management- und IT-Beratung MHP gemeinsam mit der Muttergesellschaft Porsche entwickelt hat. Um zu eruieren, inwieweit sich die Apple Vision Pro für die Vorbereitung von neuen Mitarbeitern auf den Shopfloor eignet, wurden dabei die CAD-Daten eines Roboters und eines Drehtisches (Schweißen) realitätsnah in der Apple Vision Pro abgebildet und ein Teil des Produktionsablaufs im Werk Zuffenhausen als hochrealistisches 3D-Training für die Mixed-Reality-Brille umgesetzt.

Virtuell und doch hochrealistisch

In dem von MHP und der dänischen Softwarefirma Trifork entwickelten Showcase kann der Mitarbeitende auf dem Shopfloor sofort die gesamte Aufgabe sehen, die er Schritt für Schritt ausführen muss. Dazu gibt es detaillierte Reparaturanweisungen, die mittels 3D-Modell überlagert werden. Das Training beinhaltet auch die Möglichkeit einer Zeitnahme sowie die Beurteilung und Zertifizierung des Trainings beispielsweise mittels Kontrolle der richtigen Reihenfolge der Schritte und der Teile sowie der Einhaltung des korrekten Abstands zum Roboter.

Der relativ hohe Preis, Apple ruft für das Device in Europa knapp 4.000 Euro auf, spielt dabei laut MHP nur eine untergeordnete Rolle. "Die Apple Vision Pro ermöglicht es uns, Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln, die in einer äußerst realistischen, virtuellen Umgebung dargestellt werden. Das führt zu einer erheblichen Effizienzsteigerung", erklärt Markus Wambach, COO und Mitglied der Geschäftsführung bei MHP. Dank der direkt im Sichtfeld der Brille angezeigten aktuellen Informationen würden die Schulungen und Trainings zu weniger kostspieligen Fehlern führen, erklärt er.

Die hochrealistische Darstellung auf der Apple Vision Pro ist schwer mit Worten zu beschreiben. Einfach mal ausprobieren!
Die hochrealistische Darstellung auf der Apple Vision Pro ist schwer mit Worten zu beschreiben. Einfach mal ausprobieren!
Foto: MHP

Schulungsraum statt Produktionsanlage

Hinzu kommt, dass Porsche für das beschriebene Trainingsszenario sonst eine ganze Produktionsanlage herunterfahren müsste, was nicht nur teuer wäre, sondern auch zu Verzögerungen im gesamten System führen würde. Ein AR-Training mit raumgestützten Berechnungen auf der Apple Vision Pro ist dagegen ortsunabhängig möglich und kann in Schulungsräumen im Büro oder theoretisch sogar remote im Homeoffice durchgeführt werden.

Langfristiges Ziel der Porsche-Tochter ist es, die Apple Vision Pro zu nutzen, um Mitarbeitende für die Produktion auszubilden und zu schulen. Diese Lösung hat auch das Potenzial, andere Bereiche zu revolutionieren, etwa den Kundendienst in der Automobilbranche.

"Die Mitarbeitenden lernen nicht nur Sicherheit, wie zum Beispiel das Einhalten des richtigen Abstands bei der Arbeit mit bestimmten Robotern, sondern erhalten auch visuelle Anweisungen für sichere Laufwege", fügt Jörg Dietrich, Sales Director bei MHP, an. Darüber hinaus könne die Anwendung mit Gamification-Elementen angereichert werden, um auch jüngere Mitarbeitende anzusprechen. "Die intuitiv bedienbare Benutzeroberfläche, die gestochen scharfen Displays und die intuitive Benutzerführung machen die Apple Vision Pro zur idealen Plattform für unsere Schulungsanforderungen", so Dietrich.

Ritterschlag vom Apple-Chef

Die Shopfloor-App ist nicht die einzige Anwendung, die das Trio MHP, Porsche und Trifork für die Vision Pro entwickelt hat. Zur Vorstellung des Taycan Turbo GT stellte Porsche die "Race Engineer Cockpit App" vor, mit der Ingenieure (und Rennsportfans) über die Apple-Brille in Echtzeit Daten aus dem Cockpit des Elektro-Sportwagens einsehen und das Rennen aus verschiedene Kameraperspektiven und via 3D-Darstellungen live erleben können.

Die Apple Vision Pro bietet den Porsche-Ingenieuren eine neue Möglichkeit, remote Echtzeitdaten von der Rennstrecke einzusehen.
Die Apple Vision Pro bietet den Porsche-Ingenieuren eine neue Möglichkeit, remote Echtzeitdaten von der Rennstrecke einzusehen.
Foto: Porsche

Quasi als Ritterschlag für die App zeigt sich Apple-Chef Tim Cook in dem dazugehörigen Video und gratuliert. "Porsche war schon immer für seine Spitzenqualität bekannt", so Cook, "und wir sind stolz darauf, dass einige unserer Produkte eine Rolle bei dem spielen, was ihr tut. Es ist großartig zu sehen, wie Apple Vision Pro dabei hilft, das Rennerlebnis neu zu gestalten."