Xing oder LinkedIn

Welche Karriere-Plattform ist besser?

14.12.2023
Von   
Sascha Thattil ist begeisterter Blogger und Indien-Experte. Als Geschäftsführer von YUHIRO baut er für Agenturen, Softwareunternehmen und IT-Abteilungen, Digital Remote Teams in Indien auf.
Xing und LinkedIn sind die in Deutschland meistgenutzten Social-Media-Netzwerke für Business-Kontakte. Fragt sich nur, welche Plattform besser ist.
Soziale Netzwerke werden immer wichtiger für die Karriere- und Geschäftsanbahnung. Wir vergleichen Xing und LinkedIn.
Soziale Netzwerke werden immer wichtiger für die Karriere- und Geschäftsanbahnung. Wir vergleichen Xing und LinkedIn.
Foto: ADragan - shutterstock.com

Sowohl die Geschäftsanbahnung als auch die Jobsuche findet immer häufiger online statt. Dabei spielen soziale Karrierenetzwerke wie Xing und LinkedIn eine tragende Rolle. Fast alle Unternehmen und Unternehmer in Deutschland sind dort vertreten. Nicht wenigen stellt sich dabei die Frage: Welche Plattform ist besser?

Xing oder LinkedIn: Platzhirsch vs. Verfolger

Über lange Jahre hinweg war Xing die Online-Plattform für geschäftliche Kontakte im deutschsprachigen Raum. Laut aktuellem Geschäftsbericht stiegen die Nutzerzahlen 2022 im DACH-Raum um rund 1,18 Millionen (Vorjahr: 1,4 Millionen) auf 21,5 Millionen.

Bei LinkedIn sieht es ähnlich aus. Laut Statista sind die Nutzerzahlen in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Vergleichszeitraum auf über 19 Millionen gestiegen. Man muss jedoch beachten, dass LinkedIn auch weltweit eine große Gefolgschaft hat. Es gibt global mehr als 930 Millionen registrierte Nutzer. Das ist eine Steigerung zu 2021 von weltweit mehr als 156 Millionen Usern.

Xing vs. LinkedIn: Preise und Funktionalitäten

Beide Plattformen bieten die Möglichkeit, sich als Premium-Mitglied anzumelden. Dabei kann der Fokus auf der Job-, Mitarbeiter- oder Kundensuche liegen. Der Einstieg bei Xing Premium ist bereits für zirka 4 Euro pro Monat (im Falle eines Jahresabos) zu haben. Zu den Vorteilen von Xing Premium zählt, dass man die Möglichkeit hat, die Besucher des eigenen Profils zu sehen. Hierzu erhält man auch entsprechende Statistiken, wie zum Beispiel, wie man gefunden wurde. Zudem gibt es Möglichkeiten, sein Profil besser hervorzuheben, in dem man seine wichtigsten Skills preisgibt oder ein Profi-Hintergrundbild nutzt.

Die Premium-Version von LinkedIn kostet bei einem Jahresabo 8,25 Euro im Monat (99 Euro im Jahr) und ist damit mehr als doppelt so teuer wie Xing Premium. Das Abo bietet aber Zugang zu allen LinkedIn-Learning-Kursen.Ein Vorteil von LinkedIn Premium ist die erweiterte Suche, die man uneingeschränkt nutzen kann. Zudem ist es möglich - ähnlich wie bei der Konkurrenz aus Deutschland - die Profilbesucher zu sehen. Ein weiterer Vorteil ist, dass man von Recruitern einfacher gefunden wird.

Beide Plattformen bieten zudem Nutzermitgliedschaften viel mehr Möglichkeiten an. Wer etwa auf Xing noch besser als Bewerber gefunden werden will, kann die sogenannte ProJobs-Mitgliedschaft erwerben. Hier muss man mit 20 Euro im Monat rechnen. Soll die Plattform im Bereich Kundenakquise genutzt werden, empfiehlt sich das sogenannte ProBusiness-Tool, das zirka 70 Euro im Monat kostet.

Bei LinkedIn ist das Pricing noch etwas komplexer: Dort gibt es sechs unterschiedliche Premium-Mitgliedschaften. Essential (ähnlich wie Xing Premium), Career, Business, Sales Navigator, Recruiter Lite. Die Preise liegen zwischen 20 und 110 Euro im Monat. Für Vertriebler besonders interessant ist der sogenannte Sales Navigator. Er gewährt Zugriff auf verschiedene Suchfunktionen, um gezielt Kunden aus der gewünschten Zielgruppe zu finden und anzusprechen.

Xing und LinkedIn im Vergleich: Reichweiten und Gruppen

LinkedIn hat eine sehr starke Plattform, in welcher ein Post (ein vom Nutzer verfasster Beitrag) sehr schnell viral gehen kann. So werden die Posts nicht nur den eigenen Kontakten angezeigt, sondern bei Likes oder Kommentaren auch dem Netzwerks des Kontaktes.

Bei Xing liegt der Fokus eher auf dem eigenen Profil als auf der Social-Media-Pinnwand. Damit ist auch die Reichweite geringer. Gefühlt hat LinkedIn zudem einen besseren Algorithmus um Mitglieder zu fördern, die populäre Nachrichten verfassen.

Deutschsprachige Gruppen sind auf LinkedIn eher weniger zu finden. Die Popularität von diesen steigt jedoch, da die Gruppen-Funktionalität bei XING abgeschafft wurde. Alternativ sind heutzutage Business-Gruppen auf Facebook sehr spannend.

Xing vs. LinkedIn: Die Jobsuche

Der Personaler in Deutschland ist generell eher konservativ. Xing ist daher die Plattform der Wahl, wenn es um Stellenausschreibungen geht. Zwar ist auch LinkedIn stark im Bereich Stellenausschreibungen, allerdings weniger im deutschsprachigen Raum. Personaler setzen nicht selten auf andere Plattformen wie Stepstone oder Monster.

Bemerkenswert ist, dass auch deutschsprachige Nutzer auf LinkedIn nicht selten komplett auf Englisch kommunizieren. Das liegt sicherlich auch an der globalen Ausrichtung von LinkedIn. Bei Xing sieht das naturgemäß anders aus. Dort ist die wichtigste Sprache Deutsch, denn die meisten Nutzer kommen aus dem DACH-Raum.

Xing oder LinkedIn: Welche Plattform ist besser?

Das ist auch der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Plattformen: Während Xing mehr auf den DACH-Raum abzielt, ist LinkedIn eher global ausgerichtet und weist zudem eher den Charakter eines sozialen Netzwerkes auf. Der Algorithmus ist gut ausgebaut und fördert auch virale Posts. Wer auf viel Reichweite aus ist und zum Beispiel Content Marketing betreibt, ist auf LinkedIn gut aufgehoben. Wenn es um das Thema Mitarbeitergewinnung geht oder regionales Marketing im DACH-Raum, ist Xing stärker aufgestellt.

Das Rennen um die Vorherrschaft im Bereich Business-Netzwerke ist noch nicht entschieden. LinkedIn ist die modernere Plattform und bietet viele Funktionalitäten, Xing hingegen punktet mit seiner regionalen Fokussierung auf den deutschsprachigen Raum.

Aufregung um Änderungen bei XING

Im August 2022 veröffentlichte Xing Ankündiung zu zwei großen bevorstehenden Änderungen: Der "Eventmarkt" sowie die sogenannten Gruppen werden abgeschaltet. Die Gruppen sind so ähnlich wie Internetforen die sich aus Xing-Nutzern zusammensetzen. Es existieren riesige Gruppen mit mehreren Zehntausend, bis zu mehr als Hundertausend Mitgliedern. Dort werden interessante Diskussionen geführt und der eine oder andere neue Job gefunden bzw. Geschäftsverbindungen geknüpft. Diese Gruppen wurden von freiwiligen Moderatoren über die Jahre aufgebaut und sollen laut Xing am 11. Januar 2023 abgeschaltet werden.

Die zweite Ankündigung betraf die Einstellung des XING Eventmarktes - ebenfalls zum 11. Januar 2023. Dort lassen sich Online- und Offline-Events organisieren. Auch dies ist eventuell problematisch für Nutzer und Unternehmen, denn es gibt zum Beispiel Funktionalitäten, in denen man alle XING-Gruppenmitglieder automatisiert via Email einladen kann. Alle diese Möglichkeiten fallen nun weg.

Nur die Zeit wird zeigen, ob diese Änderungen ein Vorteil oder ein Nachteil für die Plattform sein werden. Laut Xing ist es das Ziel des Unternehmens, sich mehr auf den Bereich "berufliche Orientierung" der Mitglieder zu fokussieren. (mb/fm)