Einer Befragung des Darmstädter Beratungsunternehmens Accso zufolge verliert die deutsche Wirtschaft jährlich zehn Milliarden Euro, weil sie zulässt, dass ihre Softwareentwicklung ineffizient ist und mangelhafte Qualität produziert. Diese Zahl - eine eins mit zehn Nullen - nimmt Weidner als Beleg dafür, dass sich an der Art und Weise, wie Projekt geplant, aufgesetzt und umgesetzt werden, etwas Grundsätzliches ändern muss. Denn zehn Milliarden, so die Autorin, entsprechen der Hälfte der IT-Budgets in Deutschland.
Aber was genau ist zu ändern? - Hier kommt Weidner zu verblüffend einfach klingenden Lösungen, die jedoch mit der der gängigen Praxis in den Unternehmen nur schwer vereinbar sind. Die Legitimation für derartige Ratschläge bezieht die Autorin aus ihrer beruflichen Laufbahn: Eigenen Angaben zufolge ist sie seit 20 Jahren in unterschiedlichen IT-Positionen tätig. In den vergangenen zwölf Jahren beschäftigte sie sich vor allem mit IT-Einführungen.
"Man erkennt sehr schnell, ob es bei einem Projekt oder einer Organisation Probleme gibt", schreibt Weidner. Das sei etwas, das die Menschen ausstrahlen - oft nicht sichtbar, aber immer spürbar. Beispielsweise in seinen Auswirkungen auf Effizienz und Qualität. Die Ursache des Missbehagens sei häufig in einem mangelhaften IT-Business-Alignment zu suchen. Offenbar ist es nicht einmal so, dass die IT den Anwendern nicht richtig zuhört. Schlimmer noch! Sie fragt die Betroffenen nicht einmal. Und die reagieren dann mit der gleichen Ignoranz, der der sie zuvor behandelt wurden.
Jenseits der Reorganisation
Nun gibt es zum Thema Business-IT-Alignment eine unübersehbare Flut von Artikeln und Büchern, räumt Weidner ein. Doch die konzentrierten sich meist auf die IT-Organisationstruktur und deren Prozesse. Folglich zielten sie auf große Re-Organisationsprojekte, für die aber vielen Unternehmen die Zeit und das Geld fehlen.
Weidner kontert diesen Ansatz mit dem "Sozialen Alignment". Es setze sich zusammen aus gegenseitigem Vertrauen und Respekt, Kommunikation und Kooperation sowie Wissensaustausch und Verständnis für Inhalte und Abläufe des jeweils anderen Bereichs. Alle drei Dimensionen wirkten sich positiv auf den Business Value aus und leisteten eine Beitag zur Verbesserung der Prozessdurchläufe. Das sei durch empirische Studien nachgewiesen worden.
Mit diesem Hinweis begegnet die Autorin schon einmal präventiv den üblichen Vorwürfen, die Sätze wie der folgende nach sich ziehen: "Es geht darum, Lösungen zu finden, die den Menschen in den Mittelpunkt aller Betrachtungen stellen." Ach so, dieses Frauendings! Aber was, wenn das "Frauendings" Projekte nachweisbar profitabler und erfolgreicher macht; wenn es hilft, zehn Milliarden Euro nutzbringender einzusetzen als bislang?
Wie die von ihr identifizierten Erfolgsfaktoren funktionieren und wie sie sich ohne Mammutprojekte umsetzen lassen, erläutert Weidner anhand zahlreicher Beispiele aus ihrer Praxis. Um ihre Kernideen zu verdeutlichen, hat sie ihren verbalen Ausführungen eigene kleine Illustrationen beigefügt. Nicht nur deshalb ist das Buch auch für Nicht-IT-ler leicht lesbar, ja mehr noch: spannend und unterhaltsam.
Daten und Fakten zum Buch
Titel: "Let’s do IT - Business-IT-Alignment im Dialog erreichen"
Autorin: Christa Weidner
Verlag: Xpert.press, Springer Vieweg, Berlin Heidelberg, 2013
ISBN: 1439-5428; E-Book: 978-3-642-32831-2.
Umfang: 186 Seiten
Preis: Hardcover 35 Euro, als E-Book 28 Euro