CW: "Future Office Evangelist" ist eine etwas ungewöhnliche Bezeichnung. Wie lautet Ihre Stellenbeschreibung?
ROSENTHAL: Meine Arbeit ist der Klebstoff zwischen Produkt-Management, Marketing und Vertrieb. Ich kümmere mich um die Weiterentwicklung unseres Portfolios, produziere Inhalte für Vertrieb und Marketing und halte interne Schulungen für unsere Mannschaften. Ich stehe für die Philosophie eines Social-Media-inspirierten Arbeitsplatzes mit meinem Namen.
CW: Wie sieht denn so ein Social-Media-inspirierter Arbeitsplatz aus?
ROSENTHAL: Soziale Medien führen zu Verhaltensweisen, die wir uns von den Information Workern wünschen: teilen, sich mitteilen, über fachliche und geografische Grenzen hinweg Netzwerke und Beziehungen aufbauen. Unser Future-Office-Konzept entwickelt das Intranet zu einer Kommunikationsplattform als gemeinsame Basis für Austausch, Kollaboration, Vernetzung und Wertschöpfung weiter. Außerdem haben alle an einem Projekt Beteiligten zeit- und ortsunabhängig Zugriff auf Anwendungen und Datenbanken und können in virtuellen Meeting-Räumen Dokumente gemeinsam bearbeiten. Ein wichtiger Bestandteil sind Mitarbeiter-Profile à la Xing, die neben Kontaktdaten und beruflichen Qualifikationen auch die letzten Einträge in internen Blogs und Wikis enthalten. Der nächste vor allem arbeitskulturell große Schritt wird das Ablösen von E-Mail im Bereich von Status-Updates und projektbezogenen Informationen sein. Dort werden wir auf kontextuelles Micro Blogging umsteigen - dieses wird sich dann auch in den persönlichen Profilen wiederfinden.
CW: Was ist der Gradmesser Ihres Erfolgs und welche Hebel können Sie bewegen, um ihre Ziele zu erreichen?
ROSENTHAL: Die Erfolgsindikatoren sind harte Zahlen - Umsatz und Gewinn. Zur Sicherung der Performance setze ich auf drei Faktoren: erstens die Vertriebsziele, die ich mit den Kollegen aus Marketing, Vertrieb oder Software Engineering habe. Zweitens, den Aufbau von Kompetenzen im Future-Office-Umfeld, den wir vorantreiben. Und schließlich die Begeisterung für das Thema, die ich mit meiner Arbeit intern und extern zu wecken versuche.
CW: Wie kann man sich die "Evangelisierung", die Erzeugung dieser Begeisterung, konkret vorstellen?
ROSENTHAL: Vor allem muss man konsistent sein: Wenn ich für einen Arbeitsplatz werbe, der sich an den Prinzipien von Social Media orientiert, muss ich selbst diese Prinzipien anwenden. So betreibe ich die interne Vermarktung auf Basis einer Community. Dort finden sich alle Informationen rund um das Thema. Darüber hinaus hat die Community einen Blog. Das ist mein Hauptinstrument für die Kommunikation mit meinen "Followern": Auf diese bin ich für meinen Erfolg angewiesen, denn ich habe keine direkten Mitarbeiter, ich muss also überzeugen! Außerdem gibt es ein Wiki, so etwas wie meine "Microsite" für Informationen, die man sich nicht zwingend in einem Dokument herunterladen muss.
- Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?
neue Antworten auf diese Frage suchten 28 Absolventen aus aller Welt in Berlin. Sechs Wochen lang dauerte der Workshop "Palomar 5". Foto: Palomar 5/ Carolin Seeliger - Sie haben Palomar 5 organisiert:
Philippa Pauen, Dominik Wind, Jonathan Imme, Hans Raffauf, Simon Wind, Mathias Holzmann (von links nach rechts) - 600 Menschen aus aller Welt haben sich beworben....
....28 Absolventen, die unter anderem an Eliteuniversitäten in Harvard, Oxford oder Princeton studierten, wurden schließlich nach Berlin eingeladen. Foto: Carolin Seeliger - Denken ohne Grenzen
Sechs Wochen lebten die Kreativen in einer alten Berliner Malzfabrik und entwarfen Konzepte für ein neues Arbeiten. Foto: Norbert Ittermann - Nur der Schlafplatz war begrenzt.
Jeder Teilnehmer musste sich in einer drei Quadratmeter großen Koje aus Spanbretter betten. Foto: Norbert Ittermann - Ansonsten boten die einstigen Fabrikräume...
viel Platz für die Suche nach Ideen. Foto: Norbert Ittermann - Teamarbeit ohne Grenzen...
...ist für die jungen Generation ganz wichtig. Im Workshop praktizierte sie sie auch täglich.Foto: Norbert Ittermann - Rückzugsorte...
...fanden sich natürlich trotzdem. Foto: Carolin Seeliger - Achtung Auftritt..
..hieß es beim Abschlussgipfel, als alle Teams ihre Ideen präsentierten. Darunter ein mobiles Holodeck für mehr Entspannung im Arbeitsalltag (The Egg). Foto: Carolin Seeliger - 300 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur.
..hörten sich die Ideen der jungen Wilden an, die anders arbeiten wollen. Ohne Hierarchien, ohne feste Arbeitszeiten und nicht in Konzernen. Foto: Carolin Seeliger