CW: SAP will künftig kleinere Erweiterungspakete herausbringen. Was macht Sie so sicher, dass dieser Weg reibungsloser abläuft als die Modelle aus der Vergangenheit?
LIEBSTÜCKEL: Es läuft deswegen anders, weil es nicht mehr an die Entwicklungszyklen gekoppelt ist - das ist der gravierende Unterschied. In der Vergangenheit haben die Anwender teilweise extrem lang auf Erweiterungen warten müssen. Bei einem neuen Button hat es beispielsweise sechs Jahre gedauert, bis er in der Software verfügbar war. Solche Kleinigkeiten hat SAP aus der klassischen Entwicklung von Prozessen und Funktionen herausgenommen und liefert sie künftig viel schneller aus. Die Entwicklungsschiene mit den SAP Enhancement Packages ist dagegen ganz klar festgelegt: Diese großen Erweiterungspakete kommen im Durchschnitt einmal pro Jahr heraus. Momentan dauert es sogar länger, weil es zu Verzögerungen kommt. In der Vergangenheit waren auch die kleineren Abrundungen daran gebunden. Es gab nur einen Termin im Jahr, zu dem diese Dinge entwickelt und für die Kunden freigegeben wurden. Jetzt arbeitet SAP permanent an diesen Themen - das ist das Neue. Wenn die Änderungen fertig sind, werden sie sofort frei gegeben und ausgeliefert.
CW: Das bedeutet aber doch auch, dass sich SAP intern mit seiner Entwicklung neu aufstellen muss?
LIEBSTÜCKEL: Das stimmt. SAP wird an dieser Stelle an der internen Organisation etwas verändern müssen. Wie das aussehen soll und wie sie sich an dieser Stelle am besten aufstellen, muss sich SAP überlegen. Es ist aber zugesagt, dass Geschwindigkeit und Frequenz deutlich zunehmen werden. Jedes Mal, wenn ein Punkt bearbeitet ist, soll dieser als Release-Note ausgeliefert werden.
CW: Was bedeutet Release Note?
LIEBSTÜCKEL: Release Notes werden normalerweise dazu verwendet, um Fehlerkorrekturen auszuliefern. Man denkt jetzt offenbar darüber nach, auch kleinere Erweiterungen als Release Notes auszuliefern.
CW: Was muss man sich unter diesen Erweiterungen vorstellen? Sind das hauptsächlich kleinere kosmetische Veränderungen im User Interface oder geht es auch um funktionale Erweiterungen?
LIEBSTÜCKEL: Das ist genau der Punkt, den man im Einzelfall wird klären müssen. Erfordert die Änderung so viele Entwicklungsressourcen, dass sich dies nur im Zuge eines richtigen Entwicklungszyklus realisieren lässt, oder ist es ein Aspekt, der nur wenig Entwicklungsaufwand erfordert?
CW: Wie sieht die Rolle der DSAG in diesem Dialog aus?
LIEBSTÜCKEL: Wir haben unsere Prioritätenliste. SAP schaut sich die an und gibt eine Schätzung ab, wie viel Entwicklungsaufwand jeweils dahinter steckt. Damit fällt im Prinzip schon die Entscheidung, ob die Angelegenheit im Rahmen des "Continuous Improvement" bearbeitet werden kann oder ob sich der Punkt nur im größeren Entwicklungsrahmen der SAP Enhancement Packages umsetzen lässt.
- DSAG-Roundtable 2009
SAP-Anwender, vertreten durch die DSAG, diskutierten mit der COMPUTERWOCHE unter anderem, wie es in Sachen Enterprise Support weitergeht. - DSAG-Roundtable 2009
Nach Ansicht der Anwendervertreter bemüht sich SAP, wieder stärker auf die Kunden zuzugehen. - DSAG-Roundtable 2009
Etwa 50 Prozent der Kunden nutzen nach Angaben der DSAG bereits ERP 6.0, meist vollziehen sie dabei technische Release-Wechsel, erläutert Karl Liebstückel, Vorstandsvorsitzender der DSAG. - DSAG-Roundtable 2009
Vielen SAP-Nutzern sind die neuen Funktionen und Vorteile von ERP 6.0 nicht bekannt. Tools wie der Solution Browser, den SAP auf Drängen der Anwender eingeführt hat, sollen hier mehr Klarheit schaffen, erklärt Andreas Oczko, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DSAG. - DSAG-Roundtable 2009
Noch immer ist den Softwarenutzern die Business Suite zu komplex, unter anderem wegen redundanter Funktionen und Datenhaltung. Unlängst begonnene Gespräche mit SAP über eine Verbesserung bewertet Waldemar Metz, als DSAG-Vorstandsmitglied für das Ressort Prozesse verantwortlich, positiv. - DSAG-Roundtable 2009
Firmen wollen heute genau wissen, was ein IT-Projekt bringt. Selbst für harmlose SAP-Release-Wechsel müssen IT-Verantwortliche heute einen Business-Case vorlegen, so Otto Schell, Mitglied des DSAG-Vorstands, Ressort Branchen. - DSAG-Roundtable 2009
Die DSAG hat sich eigenen Angaben zufolge komplett neu aufgestellt, um bei SAP mehr Gehör zu finden. Mittlerweile gibt es Vorstandsvertreter für Service und Support, Technologie, Branchen und die Business Suite, so Mario Günter, Geschäftsführer der DSAG. - DSAG-Roundtable 2009
Zwar wissen die Kunden, wie es mit den Produkten von SAP und Business Objects weitergeht, doch die Zusammenführung beider Firmen ist aus Sicht der Anwender noch nicht abgeschlossen.