Vodafone lagert en gros an IBM und EDS aus

10.10.2006
Der Deal zählt voraussichtlich zu den bislang größten Outsourcing-Projekten.

Im Rahmen eines umfassenden Sparprogramms will der britische Mobilfunkbetreiber Vodafone seine Anwendungsentwicklung und -wartung an IBM und EDS abgeben. Die Bereiche haben im vergangenen Jahr Kosten in Höhe von zusammen 560 Millionen Pfund (rund 832 Millionen Euro) verursacht. Von dem externen Betrieb verspricht sich Vodafone in drei oder vier Jahren Einsparungen von rund 150 Millionen Pfund pro Jahr (rund 222 Millionen Euro) oder 25 bis 30 Prozent.

6300 Mitarbeiter betroffen

Von den Plänen sind rund 6300 Mitarbeiter betroffen, 3700 von ihnen sind entweder freiberufliche oder bei externen Dienstleistern angestellte IT-Experten (zum Vergleich: Als die Deutsche Bank große Teile der IT an IBM auslagerte, wechselten weniger als 1000 Mitarbeiter den Arbeitgeber). Der Großteil der Betroffenen wird von IBM und EDS zu vergleichbaren Konditionen übernommen. Die entsprechenden Verträge mit den Outsourcing-Anbietern sollen in den kommenden Wochen unterschrieben werden.

Der Umfang des Projekts ist noch unklar, je nach Laufzeit dürfte das Auftragsvolumen mehrere Milliarden Euro umfassen. Angestoßen wurde das Vorhaben zur Kostenreduzierung bereits im Jahr 2004, hatte jedoch stets mit starken Widerständen der Betriebseinheiten zu kämpfen. Mit dem Outsourcing-Deal, so die Interpretation der Marktbeobachter von Ovum, könne der Befreiungsschlag gegen interne Vorbehalte gelingen.

Die Ovum-Experten halten es für richtig, dass Vodafone zwei Providern die Verantwortung übertragen möchte. IBM kann auf Erfahrungen im Aufbau und Betrieb von Abrechnungssystemen vorweisen. Das Profil von EDS im europäischen TK-Geschäft ist weniger ausgeprägt. Der Plan sieht vor, dass beide Anbieter künftig Entwicklungs- und Wartungsdienste für separate Betriebseinheiten innerhalb der Vodafone-Gruppe liefern.

"Es wird interessant sein zu beobachten, wie IBM und EDS den ihnen jeweils zugedachten Betriebseinheiten Services bereitstellen werden", kommentierte Eirwen Nichols von Ovum das Vorhaben.

Weitere Auslagerungen geplant

Vodafone kündigte bereits an, weitere Auslagerungsmöglichkeiten zu prüfen, um sich intensiver auf die eigenen Kunden konzentrieren zu können. Alle Dienste, die nicht eng mit dem Kerngeschäft verbunden sind, werden kritisch unter die Lupe genommen. Was Vodafone indes zum Kerngeschäft zählt, ließ das Unternehmen offen. Möglicherweise wird der Mobilfunkkonzern sowohl IT- als auch Netzbetrieb auslagern, um sich nur noch der Produktentwicklung, dem Verkauf und dem Marketing zu widmen. Nach vergleichbaren Geschäftsmodellen arbeiten Konkurrenten wie Hutchinson in Großbritannien oder Bharti in Indien. "Vodafone wäre der erste ganz große Mobilfunkbetreiber, der diesen Pfad beschreitet", sagte Nichols. (jha)