Baustelle Cloud Computing

2012 - das Jahr der Cloud?

10.03.2012
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Offene Fragen zur Sicherheit

IT-Manager steckten schon 2011 in dem Zwiespalt, für Sicherheits- und Compliance-Risiken einstehen, andererseits aber das Business mit innovativen Ideen und neuen Lösungen voranbringen zu müssen. Diese Situation wird sich 2012 kaum entspannen. Immerhin beginnen die großen Softwareanbieter allmählich damit, rechtskonforme Sicherheits- und Datenschutzkonzepte vorzulegen. Nicht umsonst hat sich die diesjährige CeBIT das Leitthema „Managing Trust“ ausgesucht.

Es wird Enttäuschungen geben

Bei aller Cloud-Euphorie: Das Jahr 2012 steht im Zeichen des Übergangs. Manche Unternehmen, die bereits Erfahrungen mit Hosting-Angeboten gemacht haben und sich mit Service-Levels auskennen, werden mit den Cloud-Angeboten unzufrieden sein – insbesondere, wenn es sich um SaaS-Offerten handelt. Statt individueller Betreuung bekommen sie meist hoch standardisierte Produkte und Services, die den Interessen aller Kunden gerecht werden sollen und letztendlich nur eingeschränkt auf Individualbedürfnisse eingehen.

Bei Preisverhandlungen gibt es noch wenige Spielräume, und nutzungsabhängige Bezahlung, wie sie so oft versprochen wird, bleibt wohl weiterhin die Ausnahme. Hintergrund sind die hohen Vorabinvestitionen der Cloud-Anbieter, aber auch Architekturfragen. Anders als herkömmliche Services sind Cloud-Angebote vor allem auf Skalierung ausgelegt. Eine Lösung muss viele Kunden bedienen, wobei zu viele Anpassungen, vor allem aber Erweiterungen das Geschäftsmodell der Provider bedrohen. Kommt es zu Lieferproblemen, wie im vergangenen Jahr einige Male gesehen, sind ernsthafte Geschäftseinbußen für die Anbieter die Folge, ebenso Imageprobleme. Deshalb müssen die Anbieter viel Geld für eine ausfallsicherere, gut geschützte und hochskalierbare Infrastruktur ausgeben.

Reicht ausreichend aus?

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„Good enough“ ist das Motto für viele Cloud-Angebote, egal ob es Funktionen, Service-Levels oder Support betrifft. Trotzdem werden sich Unternehmen darauf einlassen, denn es geht um Preisvorteile, Schnelligkeit und Skalierbarkeit. Diese Cloud-Lösungen werden aber noch nicht wettbewerbskritische Anwendungen, sondern lediglich Massenapplikationen und Infrastruktur beinhalten.

Die nächste Entwicklungsstufe – und hier dürften 2012 deutliche Zeichen gesetzt werden – nimmt Cloud Computing mit dem Platform-as-a-Service-Ansatz. Die Cloud wird zur Plattform für die Anwendungsentwicklung und -verteilung auf der Basis individuell definierbarer Middleware-Angebote. Application Server, Enterprise Service Bus, Portal- oder Messaging-Produkte, Business-Process-Management-Suites und anderes wandert – en bloc oder differenziert – in die Cloud, darauf basierend werden Anwendungen entwickelt. Derzeit ist dieser Markt noch stark fragmentiert, es gibt viele Anbieter von Infrastrukturservices, die letztendlich nur Einzelfunktionen anbieten.

In diesem Jahr dürfte sich aber der bereits wirksame Konsolidierungstrend beschleunigen. Schon bald wird es Suiten geben, die sich sowohl für das schnelle, flexible Entwickeln neuer Anwendungen in der Cloud als auch für das Integrieren von On-Premise-und Cloud-Angeboten oder das Verwalten hybrider Cloud- und On-Premise-Umgebungen eignen. (mhr)