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EDS-Verwaltungsrat wirft CEO Brown raus

21.03.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Verwaltungrat des IT-Dienstleisters Electronic Data Systems (EDS) hat CEO (Chief Executive Officer) und Chairman Richard Brown von seinen Ämtern entbunden. "Das Board ist zu dem Schluss gekommen, dass es Zeit für ein Wechsel bei Führung und Management war", erklärte Director Roger Enrico. "Das Geschäft ist solide. Wir denken, ein neue Führungsteam gibt uns die Chance für einen Neustart." Der 55-jährige Brown kam 1998 zu der in Plano, Texas, ansässigen Firma, die damals unter stagnierenden Einnahmen und hohen Kosten litt. Der CEO wechselte große Teile des Managements aus und regte den Abschluss zahlreicher Outsourcing-"Megadeals" an. Diese erwiesen sich als zunehmend kritisch, weil EDS dabei oftmals erheblich in Vorleistung gehen musste. Inzwischen fokussieren sich die Texaner wieder stärker auf kleinere und schneller profitable Verträge; große Deals mit

Procter & Gamble sowie Alstom platzten in den letzten Monaten.

Zum neuen CEO wurde der frühere CBS-Chef Michael Jordan (66) berufen. Der Manager hatte 1998 seine Ämter als CEO und Chairman von CBS (vormals Westinghouse Electric) niedergelegt. Er gilt als Finanzfuchs und war seither Partner bei der in Dallas ansässigen Investment-Firma Beta Capital Group sowie Mitglied von wenigstens zehn Verwaltungsräten. Außerdem wurde der frühere EDS-Manager Jeffrey Heller aus dem Ruhestand reaktiviert und Jordan als President und COO (Chief Operating Officer) zur Seite gestellt. Der 63-Jährige hatte das Unternehmen im Februar vergangenen Jahres nach 34 Jahren verlassen.

"Dick hatte klar seine Glaubwürdigkeit an der Wall Street verloren", kommentierte Rod Bourgeois von Sanford Bernstein den Rauswurf von Brown. "Viele Anleger warteten auf einen Aufstand des Boards. Diese Entscheidung wird von Finanzmärkten und der Belegschaft positiv aufgenommen werden." "Am Ende des Tages beurteilt man einen CEO anhand der Ergebnisse unterm Strich", ergänzt Enrico, der Jordan anheuerte. Brown selbst schrieb an die EDS-Mitarbeiter: "Es gibt Zeiten in der Geschichte jeder Firma, wo ein Wechsel an der Spitze Sinn macht. Für EDS ist ein solcher Zeitpunkt jetzt gekommen." Seine Nachfolger Jordan und Heller würden "neue Energie" mitbringen, so Brown weiter.

Die von Ross Perot gegründete EDS musste allein im vergangenen Jahr unter anderem aufgrund ihres Engagements bei Telco- und Luftfahrtunternehmen einen Kursverlust von 75 Prozent hinnehmen. Außerdem sieht sich der hinter IBM weltweit zweitgrößte IT-Dienstleister mit mehreren Ermittlungen der US-Börsenaufsicht konfrontiert. Für 2002 wies EDS, das unter anderem die Computer und Netze von Worldcom, Sabre Holdings und US Airways betreut, einen im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent niedrigeren Nettogewinn von 1,11 Milliarden Dollar aus; die Umsätze betrugen 21,5 Milliarden Dollar und stagnierten damit gegenüber dem Vorjahr.

Die Jahreshauptversammlung von EDS verschiebt sich durch den Führungswechsel um einen Monat auf den 20. Mai 2003. (tc)