Accenture bleibt trotz Imageproblem auf Kurs

30.06.2004
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Fürsprecher fand Accenture unter den konservativen Abgeordneten, obwohl auch sie Vorbehalte anmeldeten: "Man kann schlecht nach Hause gehen und hart arbeitenden Amerikanern erklären, warum wir einen der größten jemals abgeschlossenen Verträge an eine Firma oder an ein Konsortium vergeben, das auf den Bermudas sitzt", erklärte das republikanische Ausschussmitglied Don Sherwood. Mit einigen Klimmzügen gelang es den Beteiligten aber, Accenture wieder einzubürgern, denn offiziell wurde die US-amerikanische Niederlassung mit dem Regierungsauftrag betraut, und die hat ihren Hauptsitz in Reston, Virginia, beschäftigt in den USA 25 000 Mitarbeiter und entrichtet dort Steuern.

Am 1. September übergibt CEO Joseph Forehand (links) das Zepter an William Green.
Am 1. September übergibt CEO Joseph Forehand (links) das Zepter an William Green.

Dem Accenture-Image hat das Hickhack dennoch geschadet. Der Präsidentschaftskandidat der Demokraten, John Kerry, machte die Vergabe kurzzeitig zum Wahlkampfthema und verglich den IT-Dienstleister mit Benedict Arnold. Der General im Unabhängigkeitskrieg gilt in den USA als Synonym für einen Verräter, weil er seine Soldaten für ein Bestechungsgeld an die Briten verkaufen wollte und nach Aufdeckung des Plans zu den Briten überlief. Und auch in Deutschland, wo die Beraterbranche mit ihren üppig dotierten Verträgen ohnehin in der Kritik steht, prägten die Probleme um den "Virtuellen Arbeitsmarkt" ein negatives Bild Accentures in der Öffentlichkeit. Die von der Bundesagentur für Arbeit geplante Suchmaschine für Jobs im Internet, deren Aufbau und Betrieb Accenture übertragen wurde, verteuerte sich von anfänglich prognostizierten 65 Millionen auf letztlich 100 Millionen Euro. Außerdem beklagten Nutzer immer wieder funktionale Schwächen.

Erstaunlicherweise laufen die Geschäfte trotzdem so gut wie nie. Die Zahlen des dritten Geschäftsquartals 2004 erscheinen makellos. Sie sind ein deutliches Zeichen dafür, wie geschickt der im September scheidende CEO Joseph Forehand Accenture durch die IT-Krise manövrierte, indem er schon frühzeitig auf die Wachstumsfelder Outsourcing und Behördenaufträge setzte. Das Geschäft mit Auslagerungsaufträgen legte seit Jahren zweistellig zu. Während Accenture (damals noch Andersen Consulting) im gesamten Geschäftsjahr 2000 rund 1,5 Milliarden Dollar oder 16 Prozent vom Gesamtumsatz mit Outsourcing einnahm, sind es allein im aktuellen dritten Geschäftsquartal 2004 bereits 1,36 Milliarden Dollar. Das sind knapp 37 Prozent vom Gesamtumsatz.

Allerdings begeben sich die Berater von Accenture nicht in die Niederungen des Rechenzentrums- und Desktop-Betriebs, sondern bevorzugen Aufträge, in denen das Applikations-Management, besser noch der Betrieb von Geschäftsprozessen, verlangt wird. Das von Accenture vermarktete "Transformational Outsourcing" zielt zudem auf Kostenersparnis durch Effizienzsteigerung, indem die zu übernehmende Betriebsumgebung konsolidiert und neu gestaltet wird - selbstverständlich mit Hilfe der Accenture-Mitarbeiter, so dass auch die derzeit schwer zu vermittelnden IT-Berater wieder in Lohn und Brot stehen.

Deutsche Dependance schwächelt