Hybrid Cloud

AWS Outposts bringt die Cloud ins Unternehmen

10.12.2018
Von 
Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Mit dem Serviceangebot Outposts bewegt sich Amazon Web Services (AWS) stärker in Richtung Hybrid Cloud. Unternehmen können AWS-Dienste auf vorkonfigurierter Hardware im eigenen Rechenzentrum nutzen.

Lange Zeit war AWS ein Verfechter der reinen Lehre von der Public Cloud. Für gemischte Umgebungen oder gar Private-Cloud-Szenarien hatte der Branchenprimus wenig übrig. Das volle Potenzial der Cloud könnten Unternehmen nur ausschöpfen, wenn sie möglichst alle IT-Ressourcen aus der öffentlichen Cloud beziehen, lautete das zentrale Argument.

Die AWS-Cloud im eigenen Rechenzentrum verspricht Amazon Web Services mit dem neuen Angebot Outposts.
Die AWS-Cloud im eigenen Rechenzentrum verspricht Amazon Web Services mit dem neuen Angebot Outposts.
Foto: Bakhtiar Zein - shutterstock.com

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Mit dem neuen Service AWS Outposts scheint sich ein Sinneswandel anzukündigen. Die Führungsriege um AWS-Chef Andy Jassy hat erkannt, dass viele Unternehmen hybride Konzepte bevorzugen, statt sich mit Haut und Haar auf die Public Cloud einzulassen.

Bei Outposts handelt sich um einen vollständig verwalteten Service, mit dem Kunden vorkonfigurierte Hardware und Software in ihrem eigenen Rechenzentrum oder an einem Colocation-Standort nutzen können. Die Systeme erlauben es, eigene Anwendungen "cloud-native" zu betreiben, ohne diese in ein AWS Data Center transferieren zu müssen. Der Cloud-Provider installiert, verwaltet und wartet die benötigte Infrastruktur. Genaueres zu Preisen und den Hardware-Spezifikationen will AWS erst 2019 verraten, wenn der Service ausgerollt wird.

Interessant könne das Angebot besonders für Kunden sein, die bestimmte Anwendungen weiter on-premise betreiben wollen, erklärte Jassy auf der Entwicklerkonferenz AWS re:Invent. Dafür könnten etwa niedrigere Latenzzeiten fertigungsnaher Anwendungen sprechen, aber auch regulatorische oder interne Anforderungen, dass sensible Daten das Haus nicht verlassen dürfen. Laut dem CEO reagiert AWS mit Outposts auf konkrete Kundenanfragen: "Sie wollen AWS Services wie Compute oder Storage on-premise nutzen, dabei aber nahtlos mit anderen Anwendungen und Services in der AWS-Cloud interagieren."

Zwar hat AWS bereits einige Dienste im Portfolio, die eine Verbindung von On-Premise- mit Cloud-Ressourcen erleichtern, darunter etwa Virtual Private Cloud, Direct Connect und Storage Gateway. Doch aus Sicht einiger Kunden lässt sich damit noch keine echte Hybrid Cloud umsetzen. Hinzu kommt, dass starke AWS-Konkurrenten wie Microsoft mit seinem "Azure Stack" längst On-Premise-Varianten ihrer Cloud-Dienste auf dem Markt haben. Auch Microsoft verspricht eine nahtlose Integration zwischen on- und off-premise-Diensten.

Kunden könnten künftig Racks mit derselben Hardware bestellen, die AWS auch in seinen vier Regionen betreibe, versprach Jassy. Die Software für die Nutzung von AWS-Diensten sei bereits eingerichtet. Dabei stünden Unternehmen zwei Betriebsvarianten zur Verfügung: Entweder sie setzten "VMware Cloud on AWS" ein oder sie nutzten Compute- und Storage-Ressourcen über native APIs, wie sie AWS auch in seiner eigenen Cloud verwende.

Insbesondere Kunden aus dem Finanzsektor, für die der Ort der Datenspeicherung kritisch sei, könnten von Outposts profitieren, erklärte Scott Mullins, Head of Worldwide Financial Services Business Development bei AWS. Das gelte beispielsweise für Unternehmen aus der Schweiz, wo AWS keine eigene Region für seine Cloud-Services eingerichtet habe.

Für den unabhängigen IT-Analysten Kurt Marko ist Outposts ein Schritt in die richtige Richtung. AWS habe verstanden, dass die meisten Unternehmen Workloads und Daten auf On-Premise- und Cloud-Umgebungen verteilen wollten oder müssten. Allerdings bleibe der Provider noch einige Antworten schuldig, insbesondere in Sachen, Pricing, Hardwarespezifikationen und Deployment.