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Baystar will Veränderungen bei SCO

22.04.2004

Mit dem Verlangen, SCO solle wegen Vertragsverletzungen Aktien im Wert von 20 Millionen Dollar zurückkaufen (Computerwoche.de berichtete), will Baystar Capital offenbar eingehende Veränderungen bei der Unix-Company erzwingen. Der Großinvestor will keineswegs eine Aufgabe des Kampfes gegen Linux - ganz im Gegenteil: Die SCO Group müsse ihr Management umbauen, sich auf die Urheberrechtsprozesse konzentrieren sowie sensiblere und professionellere Öffentlichkeitsarbeit leisten, erklärte Baystar-Sprecher Bob McGrath: "Sie müssen das Leitungsteam mit Leuten stärken, die Erfahrungen in rechtlichen Dingen haben."

McGrath nannte keine Namen, deutete aber indirekt auf SCO-Chef Darl McBride und den Firmensprecher Blake Stowell. "Wir haben den geschäftlichen Sinn und Wert vieler nach außen gerichteter Verlautbarungen seit Beginn unseres Investments in Frage gestellt." SCO-Chef Mc-Bride war in letzter Zeit auf diversen IT-Veranstaltungen als Redner aufgetreten und hatte insbesondere durch Briefe an die Open-Source-Gemeinde und an Mitglieder des US-Kongresses für Heiterkeit und negative Schlagzeilen gesorgt. Den Vorwurf, derlei sei eher Wasser auf die Mühlen der Linux-Freunde gewesen, wies Stowell zurück. Die Briefe seien darauf angelegt, "den Markt zu erziehen" und SCO werde damit fortfahren.

Baystar verlangt außerdem die Aufgabe des Unix-Geschäfts, das für die Investoren langfristig keinen Wert habe, erklärte McGrath. SCO hatte im letzten Quartal mit Unix-Produkten, im Zentrum stehen die Betriebssysteme Open Server und Unixware, nur noch 9,7 Millionen Dollar Umsatz und 1,6 Millionen Service-Einnahmen realisiert. McGrath: "Wir glauben, dieses Geschäft hat limitierte Aussichten, jemals wachsende und signifikante Umsätze zu generieren. Und wir glauben, es lenkt Ressourcen von dem ab, was den größten Wert hat: Verfahren um Urheberrechte."

Auch dem widersprach Stowell: "Unix ist unser Kerngeschäft, und ich sehe keine Veränderungen daran." Dazu gibt es SCO-intern durchaus andere Positionen. So hat SCOsource-Manager Gregory Blepp kürzlich in einem Gespräch mit Journalisten festgestellt, SCO verfolge "zwei Business-Ziele: das Lizenzgeschäft und das IP-Geschäft. IP ist Teil unseres Geschäftsmodells." Damit liegt Blepp schon näher an der von Baystar geforderten Linie.

Baystare ist durchaus in der Position, bei SCO die eigenen Interessen durchzudrücken. Der Venture-Capitalist war Lead-Investor, als er auf Vermittlung von Microsoft-Managern im Oktober letzten Jahres 20 Millionen Dollar in das Unix-Haus pumpte. Im zur Seite stand damals die Royal Bank of Canada (RBC), die weitere 30 Millionen Dollar aufbrachte. Wenn sich die RBC auf die Seite von Baystar schlägt, stehen für SCO 50 Millionen Dollar Cash in Frage. SCO hat nur verfügbare Mittel in Höhe von rund 60 Millionen Dollar. Währenddessen haben die Gerichtsverfahren gegen IBM, Novell und Red Hat allein im letzten Quartal 3,4 Millionen Dollar gekostet.

Derweil hat es bei SCO eine Veränderung im Topmanagement gegeben, über die allerdings bisher nicht bekannt ist, ob sie etwas mit de Baystar-Forderungen zu tun hat. Bob Bench, der dreieinhalb Jahre Finanzchef war, verlor diese Position und wurde zum Vice President Corporate Development ernannt. Angeblich will er im Laufe dieses Jahres in den Ruhestand gehen. Sein Nachfolger wurde Bert Young, ehemaliger Finanzchef der PC-Softwarefirma LANDesk. Seine wichtigsten Aufgaben werden darin bestehen, die Kosten der juristischen Auseinandersetzungen in den Griff zu bekommen und die Investoren zu beruhigen. Seit Baystar einen Rückkauf seiner Anteile verlangt, ist der Kurs der SCO-Aktie um über 34 Prozent auf 6,80 Dollar gefallen (Nasdaq-Schluss vom 21. April). Das ist der niedrigste Stand der letzten zehn Monate. (ls)