Dells Druckerpremiere stößt auf Skepsis

15.04.2003
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Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

Auf den ersten Blick scheint der Einstieg in das Printer-Geschäft angesichts des anhaltenden Preisdrucks allerdings wenig lukrativ, wie das Beispiel USA zeigt: Trotz eines Absatzanstiegs im dritten Quartal 2002 um 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 5,62 Millionen Geräte gingen die Einnahmen der Anbieter laut Gartner um elf Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar zurück. Weltweit sanken zudem die Stückzahlen: Im vierten Quartal wurden 22,38 Millionen Drucker verkauft - 2,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Vor allem das margenträchtige Firmenkundengeschäft stagniert. Jetzt hoffen die Anbieter, dass die Unternehmen ihre in den letzten Jahren auf Eis gelegten Upgrades im PC-Bereich in Angriff nehmen und damit auch im Drucker-Business für positive Impulse sorgen.

HP setzt auf Services Um die sinkenden Margen im Business-Druckergeschäft zu kompensieren, setzt HP verstärkt auf Dienstleistungen. Ein Beispiel ist die Web-Services-gestützte Druckerwartung. Dieser automatisierte Support wurde speziell für kleine und mittlere Betriebe konzipiert, die für solche Aufgaben wenig Personal abstellen können. Zudem bietet HP Beratungsdienste und Managed Services im Printer-Bereich an. Damit sollen sich die Kosten bei gleichzeitig steigender Produktivität um bis zu 30 Prozent senken lassen. Marktforschern zufolge werden sich die Umsätze aus dem Geschäft mit Printing- und Imaging-Services und den entsprechenden Softwarelösungen von 20 Milliarden Dollar im Jahr 2001 auf 40 Milliarden Dollar 2006 verdoppeln. Auch die Wachstumspotenziale im Bereich Digital Imaging will HP stärker nutzen. Derzeit entfallen auf digitale Prints laut IDC nur rund vier Prozent des gesamten Druckaufkommens. In den kommenden Jahren soll das Managen digitaler Inhalte

jedoch rasant wachsen und den Workflow verändern. Dabei können erhebliche Einsparpotenziale entstehen: Laut Gartner lassen sich mit Ausgabegeräten, die über Printing-on-Demand- und ähnliche Planungsfunktionen verfügen, die Druckkosten um zehn bis 30 Prozent senken.

Lebenszeichen gibt es momentan nur vom Privatkundenmarkt. Speziell bei Farblaserdruckern zeichnet sich wegen der wachsenden Beliebtheit der Digitalfotografie und sinkender Preise - von Minolta gibt es bereits Geräte für 600 Dollar - ein regelrechter Boom ab. Laut Gartner stieg die Zahl der in den USA verkauften Colorlaser-Printer allein im dritten Quartal des vergangenen Jahres um 49 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 96.000 Stück. Im Folgequartal waren es fast 99.000 Geräte. Die Zuwächse gehen vor allem zu Lasten des Tintenstrahlsegments, das im vierten Quartal 2002 einen Rückgang um vier Prozent verzeichnete. Weltweit stiegen die Laser-Verkaufszahlen um 3,6 Prozent auf 2,6 Millionen Farblaserdrucker, während die der Inkjet-Geräte um 3,4 Prozent schrumpften.

Auch All-in-one-Geräte, die über Farbdruck-, Scan- und Faxfunktionen verfügen, finden immer mehr Anhänger - vor allem unter Small-Office- und Privatanwendern. Laut Gartner ist der US-amerikanische Markt 2002 hier um 171 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen - wenn auch auf Kosten des klassischen Druckersegments: „Die Kannibalisierungseffekte nehmen zu“, so IDC-Analystin Jennifer Thorwart. Die Hersteller können davon aber nur profitieren: Die Multitalente versprechen weit höhere Margen als das Inkjet-Geschäft. Auch das Zubehör-Business ist wegen des höheren Verbrauchs wesentlich einträglicher.

Generell hat sich der Verkauf von Tonerkartuschen und Tintenpatronen in den vergangenen Jahren zum eigentlichen Standbein der Druckerhersteller entwickelt. Lexmark zum Beispiel erzielte mit Druckerzubehör im vierten Quartal 2002 einen Umsatz von 654 Millionen Dollar - und damit mehr als die Hälfte seiner Gesamterlöse (1,21 Milliarden Dollar). Und: Während die Ausgabegeräte teilweise zum Selbstkostenpreis über die Ladentheke gehen, bringt das Zubehör hohe Margen.