Die Informationsflut kanalisieren

06.09.2001
Von 
Bernd Seidel ist freier Journalist und Coach in München.

Eine immer größere Rolle gerade in der Verlagsbranche spielt hierbei das Thema "Content Syndication", also die medienübergreifende kommerzielle Verbreitung von Inhalten. "Systeme von Infopark oder Vignette arbeiten bereits heute mit dem Protokoll ICE (Information and Content Exchange), mit dem versucht wird, eine Standardisierung für Content Syndication zu finden", so Oliver Zschau, Fachautor und Begründer der Website Contentmanager.de. Doch auch jenseits von ICE gebe es Ansätze: Einige Systeme bieten eigene Schnittstellen zu Content Providern, beispielsweise Core Media zu dpa.

Auch für Gesundheitscout24, einen der ersten Anwender des CM-Systems "Spectra" von Allaire im deutschsprachigen Raum, gehört die Option auf Syndication zu den wichtigsten Herausforderungen. Der Kölner Dienstleister bietet nicht nur ein eigenes Medical-Service-Center an, sondern auch den kompletten Support beim Betrieb von Internet-Portalen im Gesundheitsbereich. Zwei medizinische Redaktionen betreuen die eigenen wie auch diverse Kundenportale - und können dank XML-Schnittstelle aktuelle Nachrichten in beliebig viele Portale gleichzeitig einstellen.

Günter Schmidt, Projektleiter Technologie bei Gesundheitscout24 ist überzeugt: "Für die Mitarbeiter ist es ein genauso selbstverständliches Tool geworden wie Textverarbeitung und Tabellenkalkulation." Gesundheitscout24 wünschte sich vor allem ein offenes, objektorientiertes System, das den spezifischen internen Workflow für die Portale der betreuten Kunden realisiert. Zudem ist auch das spätere Einbinden einer XML-Datenbank möglich - die Schnittstellen dafür sind bereits vorhanden.

Überhaupt ist XML eine der Trumpfkarten, die den Wunsch nach intelligentem Content Wirklichkeit werden lassen sollen. Einige Anwender setzen bereits heute auf reine XML-Websites, wie etwa die amerikanische Schwesterpublikation der Computerwoche "PC World", die mit der Software von Vignette arbeitet.

XML ist populäres Datenformat und Metasprache zur Definition von Dokumenttypen zugleich. Durch die flexible und universelle Einsetzbarkeit für alle Plattformen, Medien und Ausgabeformate sowie die gegebene Möglichkeit, den Inhalt gezielt zu durchsuchen, erscheint das "Web-Esperanto" als ideale Technik für die Datenhaltung zukünftiger Content-Management-Systeme.

CMS-Experte Zschau prognostiziert, dass neben XML auch Funktionen wie automatische Katalogisierung, Personalisierung und Syndication eine wichtige Rolle für das Content Management der Zukunft spielen werden. Seiner Einschätzung zufolge befindet sich der milliardenschwere Markt für Content-Management-Systeme allerdings noch in der Entwicklungsphase - eine Konsolidierung erwartet er erst im Jahr 2002: "Enterprise-CMS als Framework für Unternehmenslösungen werden sich dann mit Webpublishing-orientierten CMS für stark redaktionelle Websites den Markt teilen."