Der deutsche PC-Markt

Die Kleinen kommen ganz groß raus

24.09.2008

PC-Kauf auf der langen Bank

Gartner zufolge könnten die Investitionen der Firmen in neue Rechner in der zweiten Jahreshälfte beziehungsweise Anfang kommenden Jahres wieder etwas anziehen. In den vergangenen Jahren seien nicht so viele Maschinen verkauft worden, wie eigentlich auf Basis des durchschnittlichen Lebenszyklus zu erwarten gewesen wäre. Allerdings gebe es eine Reihe verschiedener Einflüsse, die das Firmengeschäft beeinflussten und nur schwer zu kalkulieren seien, warnt Escherich vor verfrühter Hoffnung. So sei beispielsweise die Testphase für Windows Vista immer noch nicht abgeschlossen. Hierfür sei mit einem Zeitrahmen von 18 bis 24 Monaten auszugehen. Dazu komme die allgemein kritische Wirtschaftslage, die vor allem den kleinen und mittelgroßen Firmen Sorge bereite. Diese Klientel schiebe den PC-Kauf gerne noch einmal auf die lange Bank. Dennoch ist die Gartner-Analystin zuversichtlich: "Alles in allem hoffe ich, dass es in diesem Segment Ende des Jahres wieder bergauf geht."

Wer davon profitieren kann, bleibt abzuwarten. Auch in der Anbieterlandschaft könnten in nächster Zukunft einige Umwälzungen anstehen. Ein Fragezeichen steht vor allem hinter Fujitsu-Siemens Computers (FSC). Gerüchten zufolge befindet sich das 1999 an den Start gegangene deutsch-japanische Joint Venture vor dem Aus. Angeblich will Siemens die Kooperation nicht weiterführen und sich aus dem PC-Geschäft zurückziehen. Der Konzern hat offenbar ein Problem mit den geringen Margen seiner Computertochter.

Im vergangenen Jahr hielt sich der in München ansässige PC-Bauer noch zäh an der Spitze des deutschen Markts. Vor allem das traditionell starke Geschäft mit Behörden und Unternehmen stützte den Hersteller, berichtet Eszter Morvay, Senior Research Analyst für die Personal Computing Group von IDC. FSC habe in diesem Bereich ein gutes Standing, bestätigt Escherich von Gartner. Viele Käufer blieben ihrem Lieferanten treu, weil sie schon in der Vergangenheit immer FSC-Maschinen gekauft hätten. Diese Verbundenheit basiere jedoch in erster Linie auf dem alten Siemens-Standbein. Sollte das wegfallen, könnte es wacklig werden, warnt die Analystin.

Mittlerweile bröckelt die FSC-Bastion im deutschen PC-Markt bereits. Laut den aktuellen Gartner-Zahlen für das zweite Quartal 2008 hat Acer dem Platzhirsch die Krone entrissen. Mit einer Wachstumsrate von 45,4 Prozent und einem Marktanteil von 12,2 Prozent setzten sich die Taiwaner an die Spitze des hiesigen PC-Marktes. Der Erfolg beruht aus Sicht der Analysten in erster Linie auf einer aggressiven Preisstrategie im Consumer-Segment. FSC verzeichnete als einziger Anbieter unter den Top Five einen Rückgang bei den ausgelieferten Stückzahlen (minus 7,6 Prozent) und musste infolgedessen auch bei den Marktanteilen Federn lassen. Mit 11,4 Prozent (Vorjahresquartal: 15,1 Prozent) reichte es nur noch für Platz zwei. Den Münchnern machte auch der schwache Dollar zu schaffen, da Importeure ihre Rechner günstiger anbieten konnten.