Die Idee, Musiksignale über Telefonleitungen zu übertragen, hatten Karlheinz Brandenburg und seine Kollegen bereits Ende der 1970er Jahre. Anfangs belächelt, tüftelte und forschte das Team fast 15 Jahre bis zum fertigen Standard. 1995 erhielt die Entwicklung den einprägsamen Namen mp3.
Ein Welterfolg: Heute sind die Forschungsergebnisse von Brandenburg und seinem Team, auf mehreren Milliarden Geräten zu finden, die die Audiocodierverfahren mp3 und AAC abspielen.
MP3-Erfinder Karlheinz Brandenburg ist nur ein - wenn auch herausragendes - Beispiel für erfolgreiche IT-Forschung made in Germany. Auf der Suche nach den 100 wichtigsten Persönlichkeiten in der ITK-Szene ist die COMPUTERWOCHE auf viele interessante und wichtige Wissenschaftler gestoßen: Ob Softwareengineering, Kryptografie oder künstliche Intelligenz, viele deutsche Professoren forschen auf Weltniveau, sind aber in der Öffentlichkeit kaum bekannt.
Die wichtigsten IT-Forscher
Lesen Sie, wer für uns zu den wichtigsten Informatikern in Deutschland gehört.
- Prof. Dr. Karlheinz Brandenburg<br />[Platz 13 in der Gesamtwertung]
Brandenburg leitet seit 2004 das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie (IDMT) in Ilmenau. Berühmt wurde der studierte Elektrotechniker und Mathematiker allerdings mit neuen Verfahren zum Komprimieren und Speichern von Musik. Das mp3-Format, entwickelt von Brandenburg und Kollegen, ermöglichte es, eine ganze Musikbibliothek auf einem iPod zu speichern und in hervorragender Qualität abzuspielen. Bereits Ende der 1970er hatten Brandenburg und seine Kollegen die Idee, Musiksignale über Telefonleitungen zu übertragen. Anfangs belächelt, tüftelte und forschte das Team fast 15 Jahre bis zum fertigen Standard. Ende 1991 war die Entwicklung abgeschlossen, und 1995 erhielt sie den einprägsamen Namen mp3. Als größten beruflichen Erfolg nennt der heute 57-Jährige "wesentliche Beiträge zu den Audiocodierverfahren mp3 und AAC". - Prof. Dr. Manfred Broy<br />[Platz 24 in der Gesamtwertung]
Wundern kann sich der Professor mit dem Faible für Softwareentwicklung immer wieder - etwa wenn er als Gutachter Einblicke in schwierige Projekte erhält. "Was immer wieder verblüfft, ist, dass die offensichtlichsten Regeln und Prinzipien der Softwareentwicklung, des Managements und der Organisation von Softwareprojekten nicht befolgt werden - mit fatalen Folgen." - Prof. Dr. Peter Grünberg<br />[Platz 30 in der Gesamtwertung]
Ohne die Grundlagenforschung von Grünberg gäbe es keine Festplatten mit riesigem Speichervermögen. 2007 wurde ihm mit Albert Fert der Nobelpreis in Physik verliehen. Erforscht haben sie unabhängig voneinander den GMR-Effekt (Giant Magneto Resistance). Als Grünberg 1988 seine Ergebnisse zum ersten Mal auf einer Konferenz vorstellte, reagierten der Kollegen ziemlich erstaunt und wie erwartet: ungläubig. "Das änderte sich erst, als wenige Vorträge später Albert Fert aus Paris seine Messdaten präsentierte. Er hatte zufällig denselben Effekt entdeckt und sogar an ähnlichen Materialien gemessen." "Wir wurden damals Freunde und sind es heute noch", erinnert sich Grünberg. Dank dieser Grundlagenforschung gelang es, leistungsfähige Lese-Schreib-Köpfe für Festplatten zu entwickeln. - Prof. Dr. Michael Backes<br />[Platz 33 in der Gesamtwertung]
Kryptografie und Informationssicherheit sind die Themen, mit denen sich der junge Professor an der Universität des Saarlandes und als Fellow der Max-Planck-Gesellschaft in Saarbrücken beschäftigt. Seit diesem Jahr ist er auch Direktor des Center for IT Security, Privacy and Accountability (CISPA). - Prof. Dr. Wolfgang Wahlster<br />[Platz 40 in der Gesamtwertung]
Der 58-Jährige zählt zu den profiliertesten Forschern über Künstliche Intelligenz und Computerlinguistik. 1988 wurde er zum wissenschaftlichen Gründungsdirektor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken ernannt. Inzwischen gehört das Forschungszentrum zu den bedeutendsten seiner Art weltweit. Zahlreiche Ehrendoktortitel sowie Preise wie der Deutsche Zukunftspreis oder das Bundesverdienstkreuz wurden Wahlster verliehen. Der Wissenschaftler wurde zum Mitglied der Königlich- Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm berufen, die die Nobelpreise vergibt. - Prof. Dr. Anja Feldmann<br />[Platz 48 in der Gesamtwertung]
Anja Feldmann hat einen beeindruckenden Lebenslauf. Er gipfelte 2009 in der Mitgliedschaft in der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften.Gipfelte? Am 16. März 2011 verlieh die Deutsche Forschungsgemeinschaft Feldmann den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis. Diese Auszeichnung ist mit bis zu 2,5 Millionen Euro ausgestattet.Dass die Diplominformatikerin höhere Ziele anpeilte, zeigte sie mit ihrer Doktorarbeit beziehungsweise dem Doktorgrad Ph.D., den sie an der angesehenen US-amerikanischen Carnegie Mellon University erwarb. Es folgte eine mehrjährige Forschungstätigkeit in den berühmten AT&T Labs.In Deutschland reüssierte Feldmann als Professorin an der Universität in Saarbrücken. Seit 2006 ist sie an der TU Berlin Professorin für Intelligente Netze und Management verteilter Systeme und leitet eine Forschungsgruppe in den T-Labs der Telekom. - Prof. Dr. Stefan Jähnichen<br />[Platz 50 in der Gesamtwertung]
studierte Elektrotechnik und promovierte anschließend in Informatik. Seit mehr als 20 Jahren forscht Jähnichen an Zukunftsthemen der Softwareentwicklung. So sind weltweit Planetarien mit digitaler Projektionstechnik von Carl Zeiss ausgestattet, die Softwarekomponenten von FIRST enthalten. Neben seinen Aufgaben als GI-Präsident engagiert sich Jähnichen in mehreren wissenschaftlichen Einrichtungen und findet daneben noch Zeit für Tennisspielen, Literatur und klassische Musik. - Prof. Dr. Claudia Eckert<br />[Platz 60 in der Gesamtwertung]
In gewisser Hinsicht ist Claudia Eckert einzigartig: Leiterinnen eines Fraunhofer-Instituts gab es vor ihr nicht. Sie hat diese Funktion - am Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie. Ordinaria an der Informatikfakultät der TU München gibt es auch nicht - außer Claudia Eckert. Wie viele erfolgreiche Frauen findet auch sie eines nicht akzeptabel: eine Quotenfrau zu sein. - Prof. Dr. Helmut Krcmar<br />[Platz 67 in der Gesamtwertung]
war mal der Jüngste: 1987 mit 32 Jahren der jüngste BWL-Professor der Bundesrepublik (Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik an der Universität Hohenheim). Seit 2002 leitet der Wirtschaftswissenschaftler den Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik an der TU München und ist seit 2010 zudem Dekan der Fakultät Informatik. Und sonst: eigene IT-Beratungsgesellschaft gegründet (1995), mehrfach aufgelegten IT-Klassiker geschrieben ("Informationsmanagement"), aktiv in Forschung, Lehre und CIO-Kreisen. - Prof. Dr. Hans-Werner Meuer<br />[Platz 73 in der Gesamtwertung]
Professor Hans-Werner Meuer ist der Meister und Archivar der großen Zahl. Gemeinsam mit Erich Strohmaier und Horst Simon (beide am NERSC/Lawrence Berkeley National Laboratory) sowie Jack Dongarra von der University of Tennessee in Knoxville veröffentlicht Meuer zweimal im Jahr die Bibel der leistungsstärksten Superrechner der Welt, die "Top-500-Liste". Zusammen mit dem ehemaligen Schachweltmeister Michail Botwinnik wollte der passionierte Schachspieler Meuer ein Schachprogramm entwickeln, das die Menschen das Fürchten lehrt. Meuer organisiert die International Supercomputing Conference - den wichtigsten Szenetreff für die Höchstleistungsrechner-Branche. - Prof. Dr. Christoph Meinel<br />[Platz 79 in der Gesamtwertung]
Der promovierte Mathematiker und habilitierte Informatiker bezeichnet sich selbst als überzeugten "Design Thinker". Er beschäftigt sich mit Sicherheitsanwendungen im Netz, ist Vorsitzender des deutschen IPv6-Rats und sorgt dafür, dass dem Netz nicht die IP-Adressen ausgehen. - Prof. Dr. Michael Waidner<br />[Platz 90 in der Gesamtwertung]
Den Informatiker Michael Waidner zog es nach seiner Promotion an der TU Karlsruhe nach Zürich. Dort leitete er die IBM-Sicherheitsforschung am Zurich Research Laboratory in Rüschlikon, Schweiz. Daran schlossen sich vier Jahre New York an. Auch dort stand das Thema Security im Mittelpunkt seiner Forschungen. Waidner war in dieser Zeit für die technische Sicherheitsstrategie und Sicherheitsarchitektur bei IBM verantwortlich. Schließlich konnte ihn das Fraunhofer-Institut davon überzeugen, die Koffer in New York zu packen und als Leiter des Instituts für Sichere Informationstechnologie in Darmstadt anzufangen.