Wegen Broadcom-Übernahme?

Drei Top-Manager verlassen VMware

13.12.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Unruhen bei VMware im Zuge der Übernahme durch Broadcom halten an. Die Prüfung durch die Kartellbehörden dauert länger, und nun kehren auch noch einige Top-Manager dem Softwareanbieter den Rücken.
Raghu Raghuram, CEO von VMware, muss sein Führungsteam nach dem Abgang mehrerer Manager neu aufstellen.
Raghu Raghuram, CEO von VMware, muss sein Führungsteam nach dem Abgang mehrerer Manager neu aufstellen.
Foto: VMware

Drei hochrangige Manager verlassen den Softwareanbieter VMware. Das berichtet das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf interne Memos von VMware-CEO Raghu Raghuram. Demzufolge seien Mark Lohmeyer, Senior Vice President (SVP) für den Bereich Cloud-Infrastruktur, Ajay Patel, SVP Applications und Management Business, sowie Tom Gillis, SVP Networking und Advanced Security, auf dem Absprung.

VMware steht vor der Übernahme durch Broadcom. Der Chiphersteller hatte Ende Mai 2022 angekündigt, den Softwareanbieter für rund 61 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen. Der Deal sorgte für viel Aufsehen in der Branche. Mit dem Kauf von VMware dringt Broadcom tief in das Geschäft mit Enterprise-Software vor. Der Halbleiterspezialist hatte zuvor bereits CA Technologies und Symantec übernommen. Mit VMware dürften sich die Softwareerlöse nahezu verdreifachen und knapp die Hälfte der Unternehmensumsätze ausmachen.

Kartellbehörden schauen genau hin

Noch ist es allerdings nicht soweit. Eigentlich sollte die Akquisition bis zum Ende des Broadcom-Geschäftsjahres am 31. Oktober 2022 abgeschlossen werden. Doch daraus wurde nichts. Kartellbehörden wie die US-amerikanische Federal Trade Commission (FTC) haben Bedenken und sind immer noch dabei, den Deal genau zu prüfen.

VMware-Chef Raghuram will indes kein großes Aufhebens um die Abgänge in seinem Führungsteam machen. "Wie es bei solchen Übergängen üblich ist, entscheiden sich einige Führungskräfte, weiterzuziehen", heißt es in dem internen Memo, das dem WSJ vorliegt. Alle drei Manager hätten über mehrere Jahre hinweg Führungspositionen innegehabt und viel für das Unternehmen bewirkt. Ihr Ausscheiden hätte keine Auswirkungen auf die laufenden Geschäfte. Es gäbe genug erfahrene Manager in den VMware-Reihen, die ihre Rollen ausfüllen könnten.

Manager-Exodus bei Salesforce

Bei Broadcom geht man mittlerweile davon aus, dass es noch eine ganze Weile dauern könnte, bis die Übernahme abgeschlossen werden kann. Man rechne jedoch damit, dass die damit verbundenen Angelegenheiten im laufenden Fiskaljahr 2023, das im Oktober nächsten Jahres endet, geregelt werden könnten, sagte Broadcom-CEO Hock Tan Anfang Dezember gegenüber Analysten.

Analysten sehen VMware-Deal kritisch

Auch Tan hatte zuletzt mit Personalproblemen zu kämpfen. Mitte Juli verließ überraschend Broadcoms Softwarechef Thomas Krause das Unternehmen. Sein Rücktritt sei nicht auf Meinungsverschiedenheiten mit dem Management in Bezug auf die Geschäftspolitik zurückzuführen, hieß es im Sommer. Die Position des President für die Software Group strich Broadcom ersatzlos.

Mit der Ankündigung, VMware zu übernehmen, hatte Broadcom unter Anwendern und Marktbeobachtern keinen Jubel ausgelöst. Viele Analysten äußerten sich kritisch. Sie fürchten Preissteigerungen und schlechteren Support für die Kunden, sowie Entlassungen und weniger Innovationen. Ähnlich sei der Halbleiterkonzern bei den Zukäufen von CA und Symantec vorgegangen.

Auch wenn man sich in den Chefetagen von Broadcom und VMware weiter auf den Merger vorzubereiten scheint, werden die Unwägbarkeiten eher größer. In den USA prüfen die Wettbewerbshüter Akquisitionen in der Tech-Branche derzeit besonders kritisch. Das hat auch Broadcom schon zu spüren bekommen. Der Versuch, mit Qualcomm einen Halbleiterspezialisten für den mobilen Bereich für 117 Milliarden Dollar zu schlucken, war im März 2018 am Veto von höchster Stelle, dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump, gescheitert. In diesem Jahr hatte die FTC die Übernahme des britischen Chip-Designers ARM durch Nvidia untersagt. Und gerade erst haben die US-Kartellwächter Einspruch gegen die von Microsoft angestrebte Übernahme des Spielegiganten Activision Blizzard eingelegt.