Pixel 7 überzeugt

Google startet Hardwareoffensive

07.10.2022
Von Redaktion Computerwoche
Mit der Ankündigung des neuen Smartphones Google Pixel 7 und der Premiere der Pixel Watch meldet Google seine Ansprüche im Hardwaremarkt an.
Das Google Pixel 7 will vor allem mit Kamerafunktionen überzeugen.
Das Google Pixel 7 will vor allem mit Kamerafunktionen überzeugen.
Foto: Google

Googles Betriebssystem Android ist allgegenwärtig, es läuft auf mehr als drei Milliarden aktiven Geräten. Ebenso sind die Suchmaschine, Google Maps und auch der E-Mail-Dienst Gmail aus dem Leben vieler Verbraucher längst nicht mehr wegzudenken. Weniger dominant ist der Internet-Primus im Hardware-Business - und das soll sich jetzt ändern.

Die Alphabet-Tochter hat am 6. Oktober 2022 auf einer Presseveranstaltung in New York ihre neuesten Smartphones Pixel 7 und Pixel 7 Pro präsentiert. Viele Details waren schon bekannt, da Google bereits im Frühjahr auf der Hausmesse I/O eine Preview gezeigt hatte. Ebenfalls offiziell in den Markt eingeführt wurde die erste Smartwatch des Konzerns, die Pixel Watch. Alle Geräte sollen ab dem 13. Oktober in die Läden kommen.

Google Pixel 7 mit inflationsfreundlicher Preispolitik

Erfreulich für Fans von Google-Phones: Die Preise für Pixel 7 und Pixel 7 Pro bleiben mit 649 beziehungsweise 899 Euro in der Grundausstattung unverändert. Die Varianten mit 5G-Mobilfunk-Unterstützung kosten jeweils 100 Euro mehr. Für Schnäppchenjäger: Google hat die Preise für das Vorgängermodell Pixel 6 bereits deutlich im Preis gesenkt, die 5G-Variante gibt es bei Amazon ab dem 12. Oktober für 523,29 Euro (vorher: 782 Euro).

Die neuen Pixel-7-Phones enthalten erstmals den von Google selbst entwickelten Tensor-G2-Chip, der für eine hohe Leistung sorgen und gut mit Googles eigener Android- und App-Welt zusammenspielen soll, wenn man dem Anbieter glauben darf. Ein Plus ist demnach auch der Extreme-Battery-Saver-Modus, der es Nutzern erlaubt, bis zu 72 Stunden mit einer Ladung auszukommen.

Etwas kleiner, etwas robuster

Das Pixel 7 mit seinem 6,3-Zoll-OLED-Bildschirm (90 Hz) ist geringfügig kleiner als sein Vorgänger (6,4 Zoll), was allerdings nur auffällt, wenn man beide Geräte in den Händen hält. Optisch unterscheidet sich der Newcomer nur wenig von seinem Vorgänger. Neu ist aber das robuste Display, das aus Cornings Gorilla Glas Victus gefertigt wurde. Zudem sticht die neue Kameraleiste auf der Rückseite der Geräte ins Auge, die sich nun über die gesamte Breite des Geräts erstreckt. Während das Pixel 7 in einem gebürsteten Aluminiumrahmen daherkommt, steckt das Pixel 7 Pro in einem glänzenden, polierten Gehäuse.

Die Kombination von Hardware und Software soll dem Pixel 7 von Google Wettbewerbsvorteile verschaffen.
Die Kombination von Hardware und Software soll dem Pixel 7 von Google Wettbewerbsvorteile verschaffen.
Foto: Google

Beim Pixel 7 Pro hat sich Google für ein 6,7-Zoll-Display mit immerhin 120 Hz entschieden. Ein erster Test von Engadget zeigt allerdings, dass der Unterschied zum Pixel 7 in den Bildwiederholraten kaum zu erkennen ist. Beide Telefone verfügen über die gleiche 10,8-Megapixel-Frontkamera, die aber immer noch ein Fixfokus-Objektiv mitbringt - was im Vergleich zum Autofokus-System in der Frontkamera des iPhone 14 ein kleiner Nachteil ist.

Google-Pixel-Kamera überzeugt mit starkem Zoom

Auf der Rückseite setzt Google auf die bekannte 50-Megapixel-Hauptkamera und einen 12-Megapixel Ultraweitwinkel. Die vielleicht größte Kameraveränderung beim Pixel 7 Pro ist wohl der 48-Megapixel-Sensor mit fünffachem optischem Zoom und einem 30-fachen Super-Resolution-Zoom. Der Effekt lässt sich einfach ausdrücken: Nutzer können ihre Objekte nun deutlich näher und in besserer Qualität heranzoomen.

Auch an der Kamerasoftware hat Google Verbesserungen vorgenommen. So gibt es nun die "Cinematic-Blur-Funktion" für Videos, die dem Hintergrund eines Clips ein weiches Bokeh, also eine leichte Unschärfe, hinzufügt und gleichzeitig volle 10-Bit-Farbe mit HDR unterstützt. Damit geraten Videos deutlich professioneller - als ob eine teurere Kamera verwendet worden wäre. Laut Google wurden für den allgemeinen Gebrauch auch die Bildstabilisierung und Rauschkorrektur des Pixel 7 verbessert.

Photo Unblur: Verschwommene Fotos werden scharf

Laut Hersteller hilft der neue Tensor-G2-Chip dabei, das Face-Unblur-Tool, das verschwommene Gesichter auf einem Foto korrigiert, zu verbessern. Auch soll die Verarbeitung von Nachtsichtbildern um das Zweifache beschleunigt worden sein. Es gibt zudem eine neue Photo-Unblur-Funktion, die Bilder schärfen kann - unabhängig davon, wann sie aufgenommen wurden oder von welcher Kamera sie stammen. Die Verarbeitung mit Photo Unblur erfolgt lokal auf dem Phone. Ersten Berichten von einer Demo zufolge seien die Ergebnisse teilweise "atemberaubend gut" ausgefallen.

Obwohl sich also Google mit seinen Pixel-7-Modellen mächtig ins Zeug legt, bleibt doch festzuhalten, dass die Pixel-Geräte im Vergleich zum iPhone oder den Galaxy-Modellen von Samsung immer noch ein Nischendasein fristen. Der Marktanteil der Google-Geräte in Nordamerika liegt bei etwa zwei Prozent, wenngleich er seit Einführung des Pixel 6 spürbar wächst, wie die Analysten von Canalys berichten.

Pixel Watch fordert Apple Watch heraus

Zum ersten Mal hat Google zudem eine Smartwatch präsentiert, die Pixel Watch mit einem 4,1 cm großen Display. Das Gerät läuft unter dem neuen Betriebssystem Wear OS 3.5 und nutzt Technologien des vor einem Jahr übernommenen Fitnessarmband-Herstellers Fitbit. Dennoch dürfte es für Google nicht einfach werden, in den klar von der Apple Watch dominierten Markt vorzudringen. Das Basismodell mit WiFi- und Bluetooth-Unterstützung der Pixel Watch soll 379 Euro kosten, die Variante mit LTE-Unterstützung dürfte 50 Euro teurer werden.

Gegen die Apple Watch zu bestehen, wird für Googles Pixel Watch nicht einfach.
Gegen die Apple Watch zu bestehen, wird für Googles Pixel Watch nicht einfach.
Foto: Google

Die Google-Smartwatch hat ein rundes, immer eingeschaltetes Touchscreen-Display und eine seitliche Krone. Ein eingebautes Mikrofon hört auf "Hey Google", der virtuelle Sprachassistent steht also zur Verfügung. Zur Watch gibt es Apps für die Steuerung des Smart Home, ein nettes Gimmick ist auch der Fernauslöser für die Kamera im Pixel Phone. Die Google Wallet und der integrierte NFC-Chip ermöglichen kontaktloses Zahlen mit Google Pay.

Rundum-Überwachung der Gesundheit

Wie die Apple Watch ist die Pixel Watch nicht zuletzt ein Gerät zur Überwachung der eigenen Gesundheit. Auf der Uhr läuft eine Fitbit-App, mit der sich Trainingsleistungen und Schlafeigenschaften verfolgen lassen. Ein Sensor erlaubt die Messung der Blutsauerstoff-Sättigung, ein anderer die Herzfrequenzmessung - so wie aus der Fitbit-Welt bekannt. Per GPS-Unterstützung lassen sich sportliche Betätigungen im Freienverfolgen. Das Gerät ist bis zu einer Tiefe von 50 Metern für zehn Minuten wasserdicht. Google arbeitet auch an einer Funktion zur Sturzerkennung, die in einer zukünftigen Softwareversion verfügbar sein soll.

Der Akku hält 24 Stunden durch. Wenn allerdings sportliche Aktivitäten via GPS getrackt werden sollen, ist die Batterie schneller leer. Zum Laden wird ein magnetisches Ladegerät verwendet, das per USB-C mit einem Netzteil verbunden wird. Die Pixel Watch ist mit Handys kompatibel, auf denen mindestens Android 8, besser aber eine neuere Version läuft.

Zu den technischen Details: In der Pixel Watch kommt der nicht mehr ganz taufrische Chip Exynos 9910 SoC zum Einsatz. Google liefert einen 1,5 GB großen RAM- und einen 32-GB-starken internen Speicher. Der Hersteller garantiert drei Jahre lang Software-Updates und bringt einige bekannte Apps auf den Chronometer. So können Nutzer eigene Fotos aus ihrer Bibliothek als Display-Hintergrund nutzen, mit Google Maps navigieren oder auch den Google Assistant anwerfen.

Und zum Schluss die schlechte Nachricht: Nicht möglich ist es, die Pixel Watch mit einem iPhone zu koppeln. Das auch von Samsung verwendete Wear OS ist ausschließlich für die Android-Welt optimiert. (hv)