Der kleine Unterschied

HP-Seifenoper läuft weiter

18.08.2010
In der Affäre beim weltgrößten Computerhersteller Hewlett-Packard kommen immer mehr schlüpfrige Details ans Licht.

Mark Hurds Karriere scheint das nicht nachhaltig zu belasten. Jodie Fisher, die ihn zu Fall brachte, ergeht es da schlechter. Die Geschichte hat alle Zutaten für einen Bestseller: Ein mächtiger Konzernchef, eine blonde Schönheit, eine glücklose Liaison und jede Menge Intrigen. Seit fast zwei Wochen füllt die Affäre um den ehemaligen HP-Chef Mark Hurd und seine vormals enge Mitarbeitern Jodie Fisher die Klatschspalten. Während dem Mann das aber nicht geschadet zu haben scheint, erntet die Frau Spott.

Hoher Marktwert

Der erfahrene IT-Manager Hurd könne sich vor Jobangeboten kaum retten, berichtete das gewöhnlich gut informierte "Wall Street Journal" am Mittwoch. Börsennotierte Konzerne sollen genauso an ihm interessiert sein wie Finanzinvestoren. Den ersten Anruf habe Hurd schon einen Tag nach seinem Abgang erhalten, hieß es.

Das einflussreiche Tech-Blog "Engadget" unkte, Hurd könne ja beim HP-Erzrivalen Dell das Ruder übernehmen. Dessen Chef ist bei den Aktionären in Ungnade gefallen. Hurd hatte Dell in den vergangenen Jahren schwer zugesetzt - und HP nach vorne gebracht.

Der Fall (von) Hurd

Der erfolgreiche Manager war dann letztlich über Jodie Fisher gestolpert. Die ehemalige freie Mitarbeiterin hatte ihn der sexuellen Belästigung bezichtigt. Der Vorwurf erwies sich zwar in den Augen des HP-Verwaltungsrats als haltlos. Doch bei den Ermittlungen stieß das oberste Firmengremium auf falsche Spesenabrechnungen - offiziell der Grund für den Rausschmiss.

Der zweifache Familienvater Hurd soll die alleinerziehende, attraktive Mutter Fisher mehrfach auf Firmenkosten zum Essen ausgeführt haben. Der Chefjustiziar des weltgrößten Computerherstellers sprach von einer "engen persönlichen Beziehung". Beide Seiten dementieren jedoch, dass sie miteinander intim geworden sind.

Fisher arbeitete zwei Jahre lang bis Ende 2009 für HP. Sie trat bei Kunden- und Mitarbeiterveranstaltungen auf, begrüßte die Gäste und organisierte die Termine mit Firmenchef Hurd. Dabei soll sie nicht schlecht verdient haben. Von 1000 bis 10.000 Dollar je Event ist die Rede. Dann blieben die Aufträge aus. Was genau vorgefallen ist, darüber schweigen die Beteiligten beharrlich.

Hurd einigte sich mit Fisher - obgleich ja eigentlich nichts vorgefallen sein soll. Das öffnet den Spekulationen Tür und Tor. Viele Konzernkenner können sich einfach nicht vorstellen, dass Hurd letztlich wegen ein paar tausend Dollar falsch abgerechneter Spesen gehen musste. Der erfahrene Manager hatte HP fast schadlos durch die Wirtschaftskrise gebracht.