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HP übertrifft die Erwartungen

21.05.2003
HP hat im zweiten Fiskalquartal mehr umgesetzt und verdient als erwartet und die Verluste der Enterprise-Computing-Sparte erheblich reduziert. Die Integration von Compaq ist laut Carly Fiorina weitestgehend abgeschlossen.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - HP hat mit seinem gestern nach US-Börsenschluss veröffentlichten Ergebnis für das zweite Fiskalquartal singnalisiert, dass das Unternehmen nach der 19 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Compaq wieder zu Wachstum zurückkehren könnte. Der Umsatz im traditionell saisonal schwachen Vierteljahr lag nur geringfügig unter dem Vergleichswert aus dem Vorjahr. Das freut die Wall Street, die angesichts der schwachen Umsatzentwicklung des kombinierten Unternehmens im ersten Quartal die Stirn in Sorgenfalten gelegt hatte.

HP übertraf sowohl beim Gewinn als auch beim Umsatz die Erwartungen, steigerte den Cash Flow und reduzierte den Fehlbetrag in seiner Enterprise-Computing-Sparte, die Server und Storage verkauft. "Angesichts der Tatsache, dass der Integrationsprozess noch läuft, deuten die Zahlen auf eine Stabilisierung des Geschäfts hin", kommentierte Sanford-Bernstein-Analyst Tony Sacconaghi. "Das schafft einiges Vertrauen, dass HP sich Ziele setzen und diese auch erfüllen kann."

Konzernchefin Carleton "Carly" Fiorina erklärte, sie sei stolz auf die erzielten Fortschritte, äußerte sich aber verhalten angesichts der näheren Aussichten. "Wir sehen keinerlei kurzfristigen Katalysator für die IT-Nachfrage", so Fiorina. HP werde die Erwartungen der Finanzwelt von 36,4 Milliarden Dollar Umsatz und 62 Cent Proforma-Gewinn pro Aktie im zweiten Halbjahr erfüllen, sagte die Managerin, ohne jedoch die Prognose anzuheben.

Für den Ende April abgeschlossenen Berichtszeitraum wies HP einen Nettogewinn von 659 Millionen Dollar oder 22 Cent pro Aktie aus. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen ohne Compaq 252 Millionen Dollar oder 13 Cent je Anteilschein Reingewinn gemeldet. Abzüglich Einmaleffekten betrug der Proforma-Gewinn aktuell 29 Cent pro Aktie und übertraf damit die letzte eigene Prognose von 27 Cent je Anteilschein. Ein Jahr zuvor belief sich der Proforma-Profit (inklusive Compaq) auf 19 Cent pro Aktie.

Der Quartalsumsatz betrug 18 Milliarden Dollar und lag damit um nur 1,1 Prozent unter den Einnahmen von 18,2 Milliarden Dollar, die HP und Compaq vor Jahresfrist zusammen erzielt hatten. Die von Thomson First Call befragten Analysten hatten mit 17,7 Milliarden Dollar gerechnet, im vorhergehenden Quartal erlöste HP 17,9 Milliarden Dollar.

In den vergangenen Quartalen hatte HP seinen Gewinn vor allem durch aggressive Kostensenkung gesteigert, ohne beim Umsatz nennenswert zuzulegen. Mehr als 16.600 Arbeitsplätze wurden gestrichen und doppelte Produktlinien konsolidiert. Dieser Trend setzte sich im abgeschlossenen Quartal fort, in dem die Kosten erneut um rund 400 Millionen Dollar reduziert wurden. Zudem profitierte das Unternehmen von der Dollarschwäche, die gegenüber dem vorhergehenden Dreimonatszeitraum zwei Prozent Mehrumsatz bescherte.

In vielen Bereichen sind aber deutliche Verbesserungen zu erkennen - vor allem in der Sparte Enterprise Computing, die ihren Umsatz um sequentiell drei Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar steigerte und ihren operativen Verlust auf sieben Millionen Dollar drückte nach 83 Millionen Dollar im ersten Quartal. HP bekräftigte erneut, dass der derzeit einzig defizitäre Bereich im zweiten Halbjahr wieder profitabel sein werde. Die für PCs und Notebooks zuständige Personal Systems Group nahm wie im Vorquartal 5,1 Milliarden Dollar ein und erwirtschaftete daraus 21 Millionen Dollar operativen Gewinn nach 33 Millionen Dollar im Vorquartal.

Der Service-Bereich legte beim Umsatz um zwei Prozent auf drei Milliarden Dollar zu, machte allerdings mit 301 Millionen Dollar ebenfalls weniger operativen Gewinn als im ersten Fiskalquartal (341 Millionen Dollar). Macht aber nichts, denn wieder einmal trumpfte die - vom Compaq-Merger am wenigsten beeinflusste - Druckersparte auf. Diese erzielte 5,5 Milliarden Dollar Umsatz (plus 13 Prozent gegenüber Vorjahr, minus ein Prozent im Vergleich zu Q1) und steigerte ihren operativen Gewinn um sequentiell ein Prozent auf 918 Millionen Dollar.

Den Cash Flow steigerte HP gegenüber dem Vorquartal um 600 Millionen auf 2,5 Milliarden Dollar. Finanzchef Bob Wayman erklärte, das Ziel von 17.900 im Zuge der Fusion mit Compaq abzubauender Stellen sei fast erreicht. Zu Ende April seien 16.600 Jobs gestrichen gewesen. Weitere 2300 Arbeitsplätze habe HP im zweiten Quartal aufgrund der schlechten Marktsituation abgebaut. Wayman kündigte an, HP werde im zweiten Fiskalhalbjahr weitere 3500 Stellen streichen, um die Mannstärke an die Kostenstruktur anzupassen. Im gleichen Zeitraum werde der Konzern aber auch 4000 Mitarbeiter neu einstellen. HP schätzt, dass seine Belegschaft zu Ende Oktober 140.060 Mitarbeiter umfassen wird nach 153.500 zum Zeitpunkt der Compaq-Übernahme im Mai vergangenen Jahres.

Die Zahlen veröffentliche HP nach dem Nasdaq-Börsenschluss. Nachdem die Aktie des Unternehmens bereits zum Fixing um ein Prozent fester bei 17,05 Dollar notiert hatte, stieg der Kurs im nachbörslichen Handel auf 18,36 Dollar. (tc)