CW: Ist ein neuer Beruf für Online-Design in Sicht?
Michel: Aussichtsreicher ist es, den erfolgreich eingeführten Beruf Mediengestalter für Digital- und Printmedien um eine entsprechende Fachrichtung zu ergänzen.
CW: Soll die Ausbildereignungsprüfung entfallen?
Michel: Die Hürden für Bewerber müssen niedriger werden.
Gut wäre etwa ein Online-Lehrgang zur Vorbereitung auf die Prüfung. Gleichzeitig sollte in der Multimedia-Branche dafür geworben werden, dass zum Ausbilden wichtiges pädagogisches und rechtliches Wissen gehört, über das nicht jeder automatisch verfügt.
CW: Ist die duale Ausbildung aus Kostengründen attraktiv?
Michel: Wer sie durchlaufen hat, kennt sein Unternehmen und ist billiger als ein FH-Absolvent: Dass viele Firmen so betriebswirtschaftlich an die Frage herangehen, ist nachvollziehbar. Mancher Hochschulabgänger wird sich anstrengen müssen, um von gut ausgebildeten Fachkräften nicht in den Schatten gestellt zu werden.
CW: Gute Ausbildungsqualität ist aber kein Selbstläufer.
Michel: Richtig, wenn ein Fünf-Mann-Betrieb sieben Azubis hat, müsste die IHK eigentlich eingreifen. Generell empfehle ich, die Ausbildung in Betrieb und Berufsschule um einen dritten Partner zu ergänzen - um New-Media-Akademien mit moderner Technik und guten Dozenten. In Nürnberg, in Leipzig oder in Hamburg gibt es schon vergleichbare Initiativen. Aber längst noch nicht überall - aus Kostengründen.
CW: Was halten Sie von Ausbildungsverbünden?
Michel: Sie werden in ihren Möglichkeiten überschätzt. Es ist peronalaufwändig, eigene und fremde Azubis im Unternehmen zu betreuen. Ich empfehle, lieber ein paar Mark für überbetriebliche Bildungsstätten auszugeben.
CW: Wer muss aktiv werden, damit die Ausbildung in der Internet-Ökonomie besser wird?
Michel: Erfahrungsgemäß können diejenigen Branchen Berufsbildungsfragen schnell und einvernehmlich lösen, die starke Sozialpartner haben. Aber in der Multimedia-Wirtschaft fehlt nach wie vor ein Arbeitgeberverband. Also muss die Politik etwas tun.
CW: Was schlagen Sie vor?
Michel: Vorschlag eins: Eine Internet-Plattform, die Infos zu Aus- und Weiterbildungsfragen gibt und den Austausch zwischen allen Multimedia-Beschäftigten ermöglicht, egal ob sie eher einen IT- oder einen Medienberuf haben. Vorschlag zwei: Eine regelmäßige Online-Befragung von Personalverantwortlichen zum Kompetenzbedarf, und zwar sowohl bei den Multimedia-Machern wie in den Anwenderunternehmen. Ein Frühwarnsystem sozusagen.