Unruhe in der Java-Community
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Innerhalb der Community wächst der Ärger über die Art und Weise, wie Oracle das Regiment über Java führt - auch schon bevor die Klage gegen Google lanciert wurde. Die Informationspolitik Oracles nach der Sun-Übernahme sei unbefriedigend, hieß es von Seiten des Interessensverbunds der Java User Groups (iJUG). Auf Veranstaltungen sei zum Thema Java praktisch nichts mehr zu erfahren. Zudem enthielten auch viele bekannte Blogs und Twitter-Accounts kaum mehr verwertbare Infos. "Der Java-Community fehlt eine klare Roadmap für die kommenden Jahre mit konkreten Fakten", kritisierte iJUG-Chef Saacke.
Auch die Klage gegen Google sieht man innerhalb der Java-Gemeinde kritisch. Losgelöst von der rein rechtlichen Betrachtung werde dieses Vorgehen nicht ohne Konsequenzen bleiben. "Oracle läuft Gefahr, das erste Quäntchen an aufgebautem Vertrauen in seine Zukunftspläne für Java wieder zu verlieren", warnt der Dachverband der Java-User. Die Patentklage sei die erste belastbare Entscheidung bezüglich Java und den zu erwartenden Veränderungen seit der Übernahme von Sun. In der Community wachsen die Sorgen, ob Java (JDK und JRE) auch künftig ohne anfallende Lizenzkosten zu nutzen sein wird.
Die Wortführer des Java-Verbands verweisen auf eine starke Open-Source-Community. Diese bleibe nur intakt, wenn daraus auch kommerzielle Produkte entstehen könnten. Wenn diese Möglichkeit wegfalle, werde über kurz oder lang auch die personelle und finanzielle Unterstützung von Java durch die Firmen fehlen. Damit stünden viele und bedeutende Open-Source-Projekte vor dem Aus. Unternehmen müssten auch künftig Rechtssicherheit für weitere Investitionen haben, lautet eine zentrale Forderung der Java-Vertreter.
- Google Go
Die Kombination von Einfachheit und Leistung ist das Ziel von Go. Die Programmiersprache selbst ist noch im Aufbau, aber der momentane Status zeigt bereits, in welche Richtung es künftig gehen kann. - JRuby
JRuby bringt die ohnehin verbreitete Skriptsprache Ruby auf die Java-Plattform und damit auf die Ebene unternehmensweiter Business-Anwendungen. - Zend Framework
Wer den bequemsten Weg zu PHP-Anwendungen sucht, ist laut Community mit dem Zend- oder PHP-5-Framework und seinen hochwertigen Komponentenbibliotheken für die Web-Entwicklung bestens bedient. - jQuery
Ein reichhaltiges JavaScript-Framework, das sich durch seine komfortablen Funktionen für die DOM-Manipulation und -Navigation auszeichnet, kommt mit JQuery. - jQTouch
jQTouch erweitert jQuery in Form eines Plug-ins um Mechanismen für die Entwicklung mobiler Web-Anwendungen. Leicht anpassbar und stylisches Design sind nur zwei der geschätzten Eigenschaften. - Ext Core, Ext JS, Ext GWT
Sencha Ext bietet eine leichtgewichtige JavaScript-Bibliothek zur Entwicklung von Feature-reichen und skalierbaren Web-Anwendungen beziehungsweise Rich Internet Applications. Unterstützt wird auch das Google Web Toolkit. - Sencha Touch
Mobile Anwendungen für iOS und Android lassen sich mit dem HTML5-Framework Sencha Touch erstellen. Auch Offline-Applikationen sind damit möglich. - Apache Hadoop
Das in Java geschriebene Framework Hadoop ist eine skalierbare, verteilt arbeitende Software, deren hochverfügbares und performantes Dateisystem sich zur Speicherung sehr großer Datenmengen eignet. - R
R ist ein Open-Source-Werkzeug zur statistischen Analyse und grafischen Darstellung von Daten beziehungsweise der Ergebnisse. Das Tool lässt sich über die vielen verfügbaren Pakete erweitern oder anpassen. - Git
Git ist ein freies verteiltes Versionskontroll-System, das sich für ein schnelles und effizientes Handling großer und kleiner Entwicklungsprojekte eignet. Jeder lokal laufende Git-Clone enthält ein komplettes Repository mit vollständiger Dateihistorie.
"Es geht uns um die Freiheit von Java und damit um die Zukunft dieser Technologie", sagt Oliver Szymanski, Vorstandsmitglied des iJUG und Leiter der Java User Group Erlangen/Nürnberg. Unternehmen würden ihre Strategie ändern und sich anderen Techniken zuwenden, wenn keine klaren Ziele seitens Oracle genannt und auch eingehalten würden. Stefan Kinnen, zuständig für die Strategie im Bereich "Development" in der Deutschen Oracle-Anwendergruppe (Doag), ergänzt: "Wir erwarten, dass Oracle bei Java den Open-Source-Gedanken von Sun konsequent weiterführt und die Java-Rechte nicht als Lizenzprodukte ansieht."
Ob die Java-Community mit ihren Forderungen in der Vorstandsetage von Oracle Gehör findet, ist jedoch mehr als fraglich. Oracles Klage markiere einen Wendepunkt in der Art und Weise, wie der Konzern künftig mit Java umgehen wird, ist sich IDC-Experte Rüdiger Spies sicher. Es sei davon auszugehen, dass Oracle sein "Kronjuwel" mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen wird. Der Konzern werde mit Argusaugen darüber wachen, dass seine Lizenzrechte an Java gewahrt bleiben. Sun habe in dieser Hinsicht entspannter agiert. Allerdings sei es dem Java-Vorbesitzer in der Vergangenheit auch nie wirklich gelungen, mit der Technik Geld zu verdienen.
Das soll sich bei Oracle ändern. "Der Konzern hat im Grunde kein Interesse daran, die Open-Source-Philosophie zu leben", sagt IDC-Analyst Spies. Den Verantwortlichen gehe es an allererster Stelle darum, Geld zu verdienen. "Die Community ist dabei nur Mittel zum Zweck." Oracle müsse jedoch aufpassen, warnt der Experte: Je schärfer der Konzern über Java wache, desto eher würden sich die Entwickler nach Alternativen umsehen. "Durch die Klage hat Oracles Glaubwürdigkeit in der Community gelitten."