IT-Industrialisierung macht Komplexität beherrschbar

12.06.2007
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

IT-Industrialisierung: Mit gängigen Vorurteilen aufgeräumt

Eine Tradition auf den Executive Foren der COMPUTERWOCHE sind die "Dialoge" zwischen einem Wirtschaftsinformatiker der Universität St. Gallen und einem praxiserfahrenen IT-Chef. "Zehn Thesen zur Industrialisierung der IT" hatten Boris Otto, Projektleiter am Institut für Wirtschaftsinformatik (IWI), und Peter Kraus, CIO bei der ZF Friedrichshafen AG, ihren Vortrag betitelt.

"Die Qualität der zugekauften Software ist derzeit eine Zumutung", klagt Peter Kraus, CIO der ZF Friedrichshaften AG.
"Die Qualität der zugekauften Software ist derzeit eine Zumutung", klagt Peter Kraus, CIO der ZF Friedrichshaften AG.
Foto: Joachim Wendler

Kraus räumte zunächst mit einigen Vorurteilen gegenüber der IT auf: Häufig heiße es, die IT habe keine Metriken, um ihre Services zu verrechnen. "Das ist doch ein alter Hut, wir machen das seit mehr als zehn Jahren", entgegnete der erfahrene IT-Manager den Kritikern seiner Zunft. Auch die mangelhafte Kostenkontrolle in der IT gehöre ins Reich der Mythen und Sagen: "Nirgendwo gibt es eine bessere Kostentransparenz als bei uns."

Die immer wieder postulierte Reaktionsschnelligkeit zählt auch für Otto und Kraus zu den Grundvoraussetzungen für einen nennenswerten Wertbeitrag der IT: "Geschwindigkeit ist der wichtigste Faktor, um die Marktfähigkeit von Unternehmen zu unterstützen." Allerdings verwiesen die beiden Referenten auch auf die Janusköpfigkeit der Schnelligkeit: "Teilweise ist Geschwindigkeit ein Mittel, um sich vor einer sauberen Organisation zu drücken."

Die Themen der Industrialisierung

  • Ausgangspunkte sind die Geschäfts- und IT-Strategie.

  • Was bedeutet Industrialisierung im Einzelnen?

  • Globalisierung ist ein Treiber der Industrialisierung.

  • Serviceorientierung und Industrialisierung – ein Widerspruch?

  • Industrialisierung ist Voraussetzung für Netzwerkfähigkeit.

  • Ist die moderne IT digitale Fabrik oder Werkstattfertigung?

  • Industrialisierung heißt: Komplexität beherrschbar machen.

  • Datenqualitäts-Management als Rückgrat industrieller Abläufe.

  • Mit der Industrialisierung gehen neue Personalentwicklungsstrategien einher.

  • Ist die IT immer noch ein Innovationstreiber in der Standortdebatte?

    (Zusammengetragen von Boris Otto und Peter Kraus)

Jedenfalls sei der IT keinesfalls der pauschale Vorwurf der Lansamkeit zu machen, konstatierte Kraus - im Gegenteil: "Wir sind häufig schneller als das Business." Technische Modifikationen stellten eine relativ leichte Übung dar – im Vergleich zu dem mühsamen Unterfangen, Organisationen und das Denken in den Köpfen der Mitarbeiter zu ändern. "Wir verkaufen so ein bisschen die Hoffnung, dass wir mit dem nächsten Software-Release die Probleme lösen werden, die aber meist im Zusammenspiel von Organisation und Prozessen sowie den Menschen begründet sind."