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KPN schielt weiter nach MMO2

23.02.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nachdem KPNs Fusionsverhandlungen mit dem britischen Mobilfunkanbieter MMO2 offenbar am Preis scheiterten, zieht der niederländische TK-Konzern Presseberichten zufolge auch eine feindliche Übernahme in Betracht. Bei der Präsentation der Jahresergebnisse am heutigen Montag bestätigte KPN-Chef Ad Scheepbouwer, dass sein Unternehmen mit den Briten über einen Fusion verhandelt habe. Obwohl die Gespräche beendet wurden, sehe er weiterhin "sinnvolle Gründe" für einen Zusammenschluss beider Unternehmen. Bereits am Sonntag hatte die britische Zeitung "The Independent" berichtet, dass dabei auch ein feindlicher Übernahmeversuch nicht ausgeschlossen werde.

Mit dem Kauf des britischen Konkurrenten könnte KPN die Zukunft seiner deutschen Mobilfunktochter E-Plus entscheidend beeinflussen: MMO2 ist hierzulande mit O2 Deutschland, der Nummer vier mit 8,6 Prozent Marktanteil, vertreten. E-Plus liegt mit einem Anteil von 12,6 Prozent an dritter Stelle - allerdings weit abgeschlagen hinter T-Mobile (40,7 Prozent) und Vodafone (38,1 Prozent). Zusammen würden die beiden Anbieter rund ein Fünftel des deutschen Mobilfunkmarkts für sich beanspruchen, nach Expertensicht eine Mindestgrenze, um am deutschen Markt langfristig überleben zu können. Bislang war der Muttergesellschaft KPN der mögliche Kaufpreis für O2 aber zu hoch.

Die nun veröffentlichen Jahresergebnisse deuten an, dass E-Plus auch im Alleingang Fortschritte erzielt: 2003 verbuchte der Düsseldorfer Netzbetreiber gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzzuwachs um mehr als elf Prozent auf 2,45 Milliarden Euro. Wenngleich das Kundenwachstum im Schlussquartal stockte, konnte E-Plus letztes Jahr die anvisierte Zahl von insgesamt acht Millionen Kunden übertreffen. Das Unternehmen zählte Ende Dezember 8,2 Millionen Verbraucher und will dieses Jahr auf neun Millionen kommen. Die Anzahl der I-Mode-Kunden hat sich seit Anfang 2003 mehr als vervierfacht. Mit rund 500.000 Abonnenten ist der mobile Internet-Dienst aber nach wie vor ein Nischengeschäft.

Das Wachstum hatte allerdings auch seinen Preis: So sank die operative Marge gegenüber dem Vorjahr von 29,2 auf 25,3 Prozent. Resultat war ein Gewinnrückgang von 643 Millionen auf 620 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).

Der Mutterkonzern KPN wiederum erzielte 2003 einen Nettogewinn von 2,73 Milliarden oder 1,11 Euro pro Aktie, nachdem er im Vorjahr mit 9,54 Milliarden Euro in die roten Zahlen gerutscht war. Während das Jahresergebnis 2002 von immensen Sonderaufwendungen in Höhe von 9,38 Milliarden Euro belastet worden war, profitierten die Niederländer aktuell mit 2,08 Milliarden Euro von positiven Einmaleffekten. Ein Großteil davon stammt aus einer Vereinbarung mit dem niederländischen Finanzamt. So konnte KPN Mobile im Februar 2003 aushandeln, dass E-Plus steuerlich als deutscher Geschäftszweig betrachtet und damit ein Verlustvortrag von 11,5 Milliarden Euro angerechnet wird.

Der Umsatz blieb mit 12,21 Milliarden Euro nahezu konstant. Im Mobilfunkbereich erzielte KPN einen Anstieg um 7,1 Prozent, während der Festnetzbereich nur geringfügig wuchs und die sonstigen Einnahmen zurückgingen.

Im laufenden Jahr rechnet das Management mit stagnierenden bis leicht sinkenden Umsätzen. Dabei soll der Mobilfunkbereich um bis zu sieben Prozent zulegen, während die Erlöse im Festnetzgeschäft um einen ebenso hohen Prozentsatz schrumpfen. Als Vorsteuerergebnis stellt KPN einen Gewinn von 1,4 bis 1,7 Milliarden Euro in Aussicht. (mb)