Green Technology

Mehr Effizienz, weniger Emission - so gehts!

Kommentar  08.07.2022
Von 
CP Grunani ist Managing Director and Chief Executive Officer bei Tech Mahindra.
Grüne Technologien sind der Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit - auch in Unternehmen. Künftiger Erfolg wird ohne nachhaltige Betriebsführung unmöglich sein.
Es ist an der Zeit, grüne Projekte bewusst zu unterstützen und Anreize zu schaffen, um den Geist des "Öko-Unternehmertums" zu erkennen.
Es ist an der Zeit, grüne Projekte bewusst zu unterstützen und Anreize zu schaffen, um den Geist des "Öko-Unternehmertums" zu erkennen.
Foto: PeachShutterStock - shutterstock.com

Immer mehr Kunden richten ihre Kaufentscheidung bereits auf nachhaltige Aspekte aus und fordern diese auch aktiv von Unternehmen ein. So achten dem "EY Future Consumer Index 2021" zufolge beispielsweise bei Lebensmitteln rund 52 Prozent der Konsumenten auf eine nachhaltige Produktion. Und auch im Berufsalltag legen laut einer Forsa-Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit im Kampf um Talente, die im Auftrag von Porsche Consulting im Juni 2021 durchgeführt wurde, mittlerweile mehr als die Hälfte der Deutschen Wert auf Nachhaltigkeit. Dieser Trend spiegelt sich auch in der Gesetzgebung wider, die unter anderem mit einem gestaffelten CO2-Preis für mehr Klimaschutz sorgen will.

Wie die Technologiewende gelingt

Nachhaltigkeit wird immer relevanter und der Handlungsdruck auf Führungskräfte immer größer. Viele Unternehmenslenker haben das erkannt. Das Thema Nachhaltigkeit ist für einen langfristigen unternehmerischen Erfolg entscheidend und bietet große Chancen für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Allerdings hapert es bei den meisten aktuell noch an einer konkreten Strategie und der Umsetzung an sich.

Damit das Unternehmen wettbewerbsfähig bleibt, haben wir bei Tech Mahindra vergangenes Jahr zum Beispiel eine unternehmensweite Initiative gestartet, um die Mitarbeiter umzuschulen und auf das Zeitalter der digitalen Transformation inklusive Nachhaltigkeit vorzubereiten. Betriebe, die in Sachen Nachhaltigkeit zukunftsfähig werden möchten, rate ich aus unserer Projekterfahrung zu folgenden Maßnahmen:

  • Nachhaltigkeit zur Chefsache machen: Um den Fortbestand eines Unternehmens zu sichern, müssen Führungskräfte künftig das reine Profitdenken hinter sich lassen und die Idee des "Profit with Purpose" übernehmen - einer Verknüpfung von wirtschaftlichem Erfolg mit einem guten Beitrag für das Gemeinwohl. In jeden Managementprozess muss nachhaltiges Denken und Handeln mit eingebunden werden.

  • Alle Mitarbeiter involvieren: Sensibilisieren Sie Ihre Beschäftigten dafür, dass Nachhaltigkeit wichtig für die Zukunft des Unternehmens ist, nachhaltiges Handeln von jedem Einzelnen wird sich langfristig auf die Qualität der Arbeit und der Dienstleistungen auswirken. Das wiederum wird die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sichern.

  • In Modernisierungsmaßnahmen investieren: Bauen Sie neue nachhaltige Prozesse auf und bieten Sie Lösungen an, womit Sie nachhaltig und verantwortungsvoll wachsen können. Investieren Sie in Modernisierungsmaßnahmen und in die digitale Transformation, das alles stärkt für die Zukunft.

  • Das Potential von technischen Innovationen nutzen: Prüfen Sie, welche an Emissionen arme Technologien für Heizung, Kühlung und Strom für das Unternehmen infrage kommen. Stellen Sie Ihre Arbeitsprozesse auf effizientere Bewässerungsmethoden oder energieeffiziente Wasserreinigungsgeräte um. Reduzieren Sie Abfall und Umweltverschmutzung sowie den übermäßigen Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen. Verwenden Sie wieder, was Sie können und recyceln Sie alles, was möglich ist.

Welche Technologien Nachhaltigkeit fördern

Wer offen ist für eine Umstellung auf nachhaltige Prozesse, der kann mit Hilfe von Experten auf grüne Technologien umstellen, die genau zu seinen spezifischen Unternehmensbedürfnissen passen. Im Fokus stehen dabei Lösungen für die Bereiche Klima, Energie, Wasser, Ressourceneffizienz, nachhaltige Mobilität und Abfallmanagement. Die folgende Übersicht von Tech Mahindra fast alle wichtigen Technologien zusammen, die dabei helfen können, den Betrieb für die Zukunft nachhaltiger aufzustellen:

  1. Internet of Things (IoT): Ein IoT-System zur Überwachung von Rohrleitungen erkennt beispielsweise Fehler beim Transport von Frischwasser, Abwasser oder Regenwasser. Die Plattform IEVCS vereint die Bereiche Energie und Mobilität. IEVCS steht für Intelligent Electric Vehicle Charging System und hilft mit Daten, Systemtechnik und Kommunikationsstandards, E-Autos effizient zu laden. So können die Wartungskosten um bis zu 30 Prozent reduziert werden. Eine weitere Plattform trägt den Namen Ecotech. Sie steuert das Energiemanagement von Rechenzentren. Dadurch sinkt nicht nur der Energieverbrauch, sondern auch die Störanfälligkeit.

  2. 5G-Netzabdeckung: Nicht nur Unternehmen allgemein profitieren von einem flächendeckenden und leistungsstarken 5G-Netz, sondern auch die Umwelt. Der innovative Einsatz neuer Technologien kann den Umweltschutz entscheidend voranbringen. Unternehmen können mit 5G intelligente Lösungen bereitstellen, die die Fernüberwachung von Energiestandorten, die Verteilung von Energie innerhalb eines intelligenten Netzes oder die Automatisierung der Verteilung ermöglichen. Studien zeigen, dass der globale CO2-Ausstoß durch eine Modernisierung des Informations- und Kommunikationsnetzes um rund 15 Prozent gemindert werden kann. Hinzukommen indirekte Emissionssenkungen, die das neue Datennetz ermöglicht: Durch den flächendeckenden Ausbau eines leistungsstarken 5G-Netzes fördern Verantwortliche das mobile Arbeiten oder Meetings im virtuellen Raum. Das wiederum reduziert den Pendelverkehr. Einen großen Einfluss nimmt die Technologie bereits auf einen lebenswichtigen, aber auch emissionsintensiven Wirtschaftszweig: die Landwirtschaft. Besonders weit verbreitet sind hierbei bereits GPS-gesteuerte Landmaschinen, intelligente Führungssysteme für Nutztiere und Agrar-Apps für Smartphone und Tablet. Auch die Steuerung des Betriebs mithilfe von Farm-und Herden-Managementsystemen sind beliebt bei den Landwirten, da sie ein effizienteres Bewirtschaften der Agrarflächen und einen schonenderen Umgang mit Ressourcen ermöglichen.

  3. Cloud-Systeme: Cloud Computing kann einen großen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit bieten. IT lässt sich damit effizienter betreiben, Services aus der Cloud helfen bei der Datenanalyse, um etwa den Energieverbrauch in der Fertigung zu reduzieren. On-Premises-Server stellen eine Menge an Hardware dar, deren Betrieb samt Kühlung viel Strom benötigt - und das alles nur, um ein einziges Unternehmen betriebsbereit zu halten. Durch Verwendung von Cloud-Service-Providern können Unternehmen nicht nur Ressourcen einsparen, sondern auch effizienter agieren. Der Umstieg in die Cloud senkt Kosten und nutzt der Umwelt, weil die Nutzung von nativen Cloud-Anwendungen im Durchschnitt pro Anwender weniger Infrastruktur, Ressourcen sowie Energie erfordert.

  4. Künstliche Intelligenz: IoT-Sensoren können Kohlendioxidemissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfassen, dank 5G in Echtzeit versenden und von überall aus analysieren. Der Vorteil: Nur wer seine Schwachstellen kennt, kann sie verbessern. Mit eben diesem System funktioniert auch die Fernüberwachung von Energieanlagen. Anhand der Daten kann eine Künstliche Intelligenz dann beispielsweise für eine effizientere Energieverteilung innerhalb der Netze sorgen.

  5. Blockchain-Technologie: Sie macht die Transparenz in der gesamten Lieferkette und papierlose Transaktionen möglich - und zwar für Betriebe aller Branchen. So hat zum Beispiel ein australisches Technologieunternehmen damit begonnen, das Potenzial der Blockchain zu nutzen und im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, das es Hausbesitzern mit Solaranlagen auf ihren Dächern ermöglicht, Strom an andere Netzbetreiber zu verkaufen. Dabei werden die Preise in Echtzeit festgelegt und die Transaktionen über Blockchain abgewickelt. Systeme wie diese können dazu beitragen, den Einsatz erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern zu beschleunigen und den Staaten zu helfen, sich von unhaltbaren Stromsubventionen zu lösen.

  6. Quantencomputing: Diese neuen Hochleistungsrechner reduzieren den enormen Energieverbrauch der KI-Algorithmen und führen zu mehr Effizienz - und damit zu weniger Emissionen. Mit Quantum Computing könnte die Batterieforschung zum Beispiel millionenfach schneller sein als herkömmliche Computer und rasch neue Formulierungen berechnen, die eine höhere Energiedichte für die Energiespeicherung bieten.

  7. Advanced Analytics: Auch im Smart-City-Bereich bieten neue Technologien so etwas wie das Gesamtsystem der Zukunftsstädte - indem Unternehmen darüber intelligente Mobilität, Energie, E-Governance und öffentliche Sicherheit global orchestrieren. Ein Beispiel ist die Community Action Platform for Energy (CAPE), ein interaktiver Marktplatz, der Gemeinden, Kommunen, lokale Unternehmen, Versorger und Verbraucher auf einer Plattform vereint und mit Tools wie zum Beispiel der Kartenanalyse, dem Solarrechner, dem Energieeinsparungs-Tool, dem Energierechner oder der Clusteranalyse zusammenbringt. So ist es der Gemeinde Milton Keynes in Großbritannien beispielsweise gelungen, nachhaltige Projekte zu starten, die ihre gesamte Energienutzung günstiger und effektiver werden lässt.

Green Business für unsere Zukunft

Wir müssen uns bewusst machen: Jede Handlung, die sich auf die Umwelt auswirkt, hat auch Auswirkungen auf die Menschheit. Wissentlich oder unwissentlich ist jeder von uns verantwortlich für den Zustand unseres Planeten. Es ist an der Zeit, grüne Projekte bewusst zu unterstützen und Anreize zu schaffen, um den Geist des "Öko-Unternehmertums" zu erkennen. Wer rechtzeitig damit beginnt, grüne Technologien zu fördern und nachhaltige Ideen mit unternehmerischen Zielen zu verknüpfen, wird mittelfristig davon profitieren und sich mit Sicherheit auf dem internationalen Markt etablieren. (pg)