Salesforce.com besetzt den Mietmarkt für CRM

22.04.2004
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Börsengang verschoben Die erwartete öffentliche Erstemission der Salesforce.com-Aktie verzögert sich. Im Dezember vergangenen Jahres stellte der ASP-Anbieter bei der US-amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) einen Registrierungsantrag zur Börsenzulassung, so dass Finanzanalysten mit dem ersten Handelstag der Papiere noch im ersten Halbjahr 2004 gerechnet haben. Doch die Zulassung ist kein Spaziergang, und die Behörde prüft sehr genau. Ihr missfiel die geänderte Bilanzierung von Verkaufsprovisionen, die Salesforce. com bislang immer im Quartal des Vertragsabschlusses verbuchte, nun aber über die gesamte Laufzeit eines Mietvertrages verteilt. Diese Verrechnungsart ist rechtens, denn sie entspricht den US-amerikanischen Bilanzgesetzen, doch sie verbesserte auch schlagartig die wenigen bekannten Unternehmenskennzahlen des Softwarevermieters. Im Geschäftsjahr 2002/03 schrumpfte der Nettoverlust gegenüber dem Vorjahr von 29,2

Millionen auf 9,3 Millionen Dollar. In den ersten neun Monaten des laufenden Fiskaljahres erzielte Salesforce.com sogar einen Überschuss von 4,7 Millionen Dollar, verglichen mit minus 7,2 Millionen Dollar im Vergleichszeitraum. Die SEC verlangt nun, diese Bilanzierung auf die vergangenen Jahre anzuwenden, um mehr Transparenz für mögliche Aktionäre zu schaffen.

Siebel startet spät

Salesforce.com-Gründer Benioff hatte allerdings auch Glück (oder die Weitsicht), in einer für derartige Angebote günstigen Zeit eine produktionsreife Lösung präsentieren zu können. Unternehmen betrachten die hohen und undurchsichtigen Kosten der IT sehr kritisch und wenden sich zunehmend Outsourcing- oder On-Demand-Konzepten zu. Ein Übriges trugen teure ERP- Projekte bei, die nicht den erhofften Nutzen brachten. Die Analysten von Gartner haben beispielsweise herausgefunden, dass mehr als die Hälfte aller CRM-Vorhaben gescheitert sind. Ob dem Mietmodell anders als den früheren Versuchen nun auch geschäftlicher Erfolg beschieden sein wird, bleibt abzuwarten, denn Salesforce.com, einziger ASP-Betreiber mit einer weltweit großen Anzahl von Nutzern, veröffentlicht bislang noch keine Geschäftszahlen. Zu Buche steht aber, dass man es geschafft hat, den CRM-Marktführer zu ärgern. "Siebel hat sich von Salesforce.com dieses

Geschäft nehmen lassen und ist im Markt für Hosted CRM allenfalls ein Me-too-Anbieter", meint zumindest CRM-Experte Martin.