Schwung statt Schwund

03.12.2004
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

Wer hat, dem wird gegeben werden. Dieses biblische Prinzip gilt in den Zeiten von Basel II mehr denn je. Wenn die Kredite für neue Investitionen fließen sollen, müssen Eigenkapitalquote und Liquidität stimmen. Kapitalbindung durch zu hohe Bestände ist deshalb ein Problem, das immer mehr Unternehmer angehen. Die Schwierigkeit dabei: Ein klares Bild der Situation haben die wenigsten von ihnen. Transparenz im Lager wird zwar allseits gefordert - und von den Softwareherstellern auch immer gern versprochen -, doch in der Realität ist das Lager für viele Firmen eine Black Box, von der niemand so recht weiß, was drin ist.

Und wer dieses Wissen nicht hat, tendiert häufig dazu, die Bestände zu erhöhen. Schließlich lehrt die Erfahrung: Ein bisschen Schwund ist immer. Außerdem sind Lieferfähigkeit und Termintreue für jeden Einkäufer zentrale Kriterien bei der Lieferantenbeurteilung. Schlimm nur, wenn auch die erhöhten Bestände so wenig transparent sind, dass Artikel, die wertvollen Lagerplatz blockieren, nicht ausgeliefert werden, weil sie im System nicht verfügbar sind. Denn zu hohe Bestände bei gleichzeitig fehlender Lieferfähigkeit sind wie Läuse und Flöhe: enorm quälend und ganz schwer zu beseitigen.

Die möglichen Ursachen für solche Konstellationen sind mannigfaltig und in vielen Fällen historisch bedingt. Mit der Einführung einer neuen Software allein lassen sie sich in der Regel nicht beheben. Denn wenn Lagerentnahmen schlichtweg nicht erfasst werden, können die Bestände im System nicht stimmen. Das gilt im Übrigen auch dort, wo Barcode- oder RFID-Technologie für die Verfolgung der Warenströme eingesetzt werden - zumindest so lange, wie der Scanvorgang vom Menschen angestoßen wird. Deshalb gilt in der Lagerverwaltung noch mehr als anderswo: Als Erstes gehören die Prozesse auf den Prüfstand. Worauf dabei zu achten ist und wie mit Hard- und Software der Warenfluss in Schwung gebracht wird, lesen Sie in der Titelgeschichte (ab Seite 8).

Viel Spaß bei der Lektüre!