Silverlight an der Käsetheke

Neben vielen Silverlight-Demoprojekten sind mittlerweile erste Geschäftsanwendungen auf der Basis der neuen Client-Technik zu sehen. Konkrete Mehrwerte für Anwender zeigt beispielsweise die Weinheimer Online Software GmbH mit ihrem Kundeninformationssystem für Einzelhändler "Prestige". Diese Server-basierende Plattform für Preis- und Werbekommunikation, die man in immer mehr Super- oder Baumärkten antrifft, wurde dabei um eine Silverlight-Client-Komponente erweitert. Die Supermarktkette Rewe Nüsken aus Kamen setzt die neuen interaktiven Displays bereits am Obstregal, an der Käsetheke oder in Getränkeabteilungen ein, um Kunden mit Produktinformationen zu versorgen und neue Kaufanreize zu liefern. Im Unterschied zur bisherigen, statischen Prestige-Variante können die Nüsken-Kunden jetzt auch interaktive Inhalte abrufen, wie Geschäftsführer Marcus Nüsken erläutert: "Wir können unseren Kunden nun Filme passend zu einem Produkt zeigen oder auch interaktive Szenarien mit Touchscreen-Eingabe entwickeln." Die Daten dazu liefert ein Content-Management-System, daneben existieren Schnittstellen zu Warenwirtschaftssystemen. Mit dieser Architektur legt die Software Online GmbH ein beinahe prototypisches S+S-Szenario vor, das aus Silverlight-Client, Prestige-Server und Datenservices besteht.

Redaktionssystem als RIA

Ein weiteres Silverlight-Projekt im Business-Einsatz ging kürzlich bei Siemens in Betrieb, wo der Verlagsdienstleister Publicis Groupe S.A. eine Publikationsplattform für Newsletter und Mitarbeitermagazine aufgebaut hat. Damit wickelt der Technologiekonzern nun die Produktion seiner Druckerzeugnisse in neun verschiedenen Sprachen für die weltweit 440.000 Siemens-Mitarbeiter ab. Die Wahl fiel hier auf Silverlight, weil sowohl Usability als auch eine einfache Anwendungsbereitstellung gefordert waren, wie Olaf Wolff, Geschäftsführer Corporate Publishing bei Publicis in München, erläutert: "Siemens wünschte sich eine Lösung, die einerseits einen hohen Bedienkomfort bietet, aber auch eine installationsfreie Verteilung der Applikationen an die Browser der Arbeitsplätze im Konzern ermöglicht." Als Zulieferer steuerte das Softwarehaus NeoGeo New Media GmbH aus Elmshorn die Silverlight-Komponenten sowie das Media-Asset-Verwaltungssystem als Kernstück des Redaktionssystems bei. Neben den technische Features schätzt Wolff auch das umfangreiche Designpotenzial von Silverlight, das bei der Vermarktung neuer Zeitschriftenprojekte helfe: "Mit dem Silverlight-Client können wir neue Magazinkonzepte authentischer darstellen, was uns die Akquise neuer Projekte deutlich erleichtert."

Interessante Projekte am Start

Noch halten sich Silverlight-Projekte im überschaubaren Rahmen, doch aus Sicht des .NET-Experten Damir Tomicic ist die Zeit für den Einsatz in Unternehmen gekommen. "Aus IT-Sicht spricht für Silverlight vor allem, dass es weitgehend plattformunabhängig ist und mit Moonlight sogar unter Linux läuft. Außerdem sind die Programmierschnittstellen aus der klassischen Windows-Entwicklung bekannt, so dass eine Integration in bestehende Systeme problemlos möglich ist."

Microsoft arbeitet in der Zwischenzeit an weiteren Demoprojekten im Web. Das von Gates vorgestellte Community-Projekt "Crossfader" beispielsweise - eine Mischung aus Flickr und YouTube - macht mit aufwändig gestalteter Bedienoberfläche und integrierten Rich-Client-Editierfunktionen auf sich aufmerksam. Weitere interessante Aussichten auf kommende Silverlight-Applikationen bietet die Site Windows Live Quick Applications. Hier stellt Microsoft Entwicklern vorgefertigte Beispielszenarien aus Bereichen wie CRM, Streaming Media oder Online-Communities inklusive herunterladbarer Quellcodes zur Verfügung. (ue)