SQL-Server 2005 versus Business Objects XI

05.12.2005
Von Norman Krause

Semantikschicht

Microsofts "Unified Dimensional Model" unterstützt unterschiedliche multidimensionale Quellen (Molap, Rolap, Holap). Buiness Objects setzt hingegen auf seine Universen (betriebswirtschaftliche Datensichten), kann aber mit der XI-Version nun auch Olap-Daten adressieren. Benutzerdefinierte Hierarchien, multiple Fact-Tables und andere Verbesserungen machen die bisherigen Analysis Services in der 2005er Version nunmehr praktisch anwendbar. Auch ist das UDM XML-basierend und kann damit gegenüber der Konkurrenz punkten. Die Vorteile einer Integration der Universen in das Repository von Business Objects sind aber ungleich größer, weil ein zentrales Verzeichnis beispielsweise mehr Sicherheit bietet und Abhängigkeiten verfolgen lässt. Microsoft fehlt hingegen ein vergleichbares Repository.

Reporting

Crystal Reports
Crystal Reports

Microsofts "Reporting Services" decken derzeit etwa 75 Prozent der geschäftlichen Anforderungen im Berichtswesen ab. Sicher klingt diese Aussage etwas provokant. Trotzdem handelt es sich bei der Reporting-Komponente um das stärkste Verkaufargument für den SQL Server 2005 als BI-Plattform. Dabei muss sich das Angebot mit dem messen lassen, was ein etabliertes Berichtswerkzeug wie "Crystal Reports" von Business Objects in seiner nunmehr elften Version zu bieten hat: Hier zeigen sich die Unterschiede zwischen beiden Produkte bereits in ihren Umgebungen für das Report-Design, die eine unterschiedliche Zonenaufteilung vorweisen. Die Arbeit mit den Reporting Services erfolgt bei Microsoft dabei im Business Intelligence Development Studio.

Ferner baut die Crystal-Software weiterhin auf das etablierte bereichsbasierende, die Microsoft-Technik hingegen auf das neue objektbasierende Report-Design. Große Vorteile erzielt Microsoft auch hier durch die XML-Basis. So ist zu erwarten, dass Partner schon bald gute Tools für die Report-Entwicklung mit Hilfe der von Microsoft favorisierten Report Definition Language anbieten werden, mit der sich über ein XML-Schema Berichte definieren lassen. Dadurch könnte sich die angesprochene 25-Prozent-Lücke weiter schließen und die Berichtssoftware des Herstellers auch für Fachanwender zugänglicher werden.

Stärken und Schwächen der Produkte

Microsoft BI

Business Objects

Plus

Minus

Plus

Minus

Zahlreiche Produktinformationen inklusive Beispielcode

Stark auf die Bedürfnisse von Entwicklern abgestellt

Für Entwickler und Fachanwender geeignet

Proprietäre Datenformate (.rpt, .cps) erschweren Versionierung und teamübergreifende Entwicklung von Berichten

viele Wizards

starker Fokus auf Windows-Produkte

Integration über Web-Services, fast alle BI-Funktionen lassen sich via .NET und Java aufrufen

mächtige Produktarchitektur verlangt vom Administrator viel Know-how

Integration über Web-Services

keine SAP-Schnittstelle

zertifizierte Schnittstellen zu Software von SAP, Peoplesoft etc.

komplizierte Fehlersuche

vollständig XML-basierend (zum Beispiel RDL)

Migration alter Datenmodelle

leistungsfähiges Repository

deutlich höhere Lizenzkosten als bei Microsoft

"Reporting Services" decken 75 Prozent aller Anforderungen ab und gestatten ein objektbasierendes Berichtsdesign

mangelnde Wysiwig-Funktionen

umfassende Unterstützung bei der Report-Entwicklung

Partnerlösungen können das Angebot vervollständigen

schlechte Excel-Anbindung, kein Export nach Word

gute und umfangreiche Funktionsbibliothek

vorhandenes Wissen über SQL Server erleichtert die Arbeit mit den BI-Produkten

Funktionsumfang der "Analysis Services" setzt viel Wissen voraus

komfortables und Web-basierendes Tool für Query und Analyse

gute Scheduling-Funktionen

kein vollwertiges Planungs-Tool

kostenlos bei vorhandener Datenbanklizenz

Crystal Reports mit seinem proprietären .rpt-Format macht hingegen die Versionierung und teamübergreifende Entwicklung von Berichten nach wie vor unnötig schwer. Das dynamische Ändern von Datenbankverbindungen als wichtigen Bestandteil jeder Produktinstallation unterstützen hingegen beide Anbieter auf eine einfache, aber effektive Art. Dabei hat Business Objects den Vorteil, dass jede im Report referenzierte Tabelle potenziell auf eine andere Datenquelle verweisen kann.

Mit Wysiwyg-Features ("What you see is what you get") können die Reporting Services kaum glänzen. Crystal Reports bereitet dem Reportentwickler hier keine Sorgen und führt zu schnellen, dauerhaften Erfolgserlebnissen, auch wenn es kleine Unterschiede bei der Integration in Windows und Web-Anwendungen sowie beim PDF-Export gibt. Leider macht Microsoft von seinen vermeintlichen Kernkompetenzen in der neuen BI-Suite nur eingeschränkt Gebrauch. So sind Excel-Exporte gerade bei großen Datenmengen wenig performant und nicht für alle Elemente fehlerfrei. Der Export nach Word wird ebenso wenig unterstützt wie eine "Windows-Forms"-Authentifizierung oder Dataset-Anbindung. Bisherige Mankos bei der Parametrisierung sind in der aktuellen Version der Reporting Services glücklicherweise ausgeräumt. Crystal Reports beherrscht hingegen diese Aufgaben ebenso, wie es auch für praktisch alle in der Praxis aufkommenden Anforderungen eine Lösung oder einen Workaround findet. Zudem beeindruckt die gute und umfangreiche Funktionsbibliothek. Auch stehen für dieses Produkt einige Third-Party-Tools zur Verfügung, die Anforderungen wie Massenverarbeitung oder Dokumentation abdecken.

Insgesamt können die Reporting Services noch nicht an diese Funktionen heranreichen, doch ist die Komponente mit Hilfe entsprechender Entwicklerressourcen durchaus für den produktiven Einsatz geeignet, zumal Techniken wie objektbasierendes Report-Design oder Tabellenobjekte neue Akzente setzen werden.

Erwähnt sei noch, dass auch in der aktuellen Version der Entwicklungsumgebung "Visual Studio 2005" noch Crystal Reports verwendet wird. Microsofts eigene Produkte wie Axapta, Navision und "MS CRM" enthalten hingegen die Reporting Services als festen Bestandteil.

Analyse

Mit "Web Intelligence" bietet Business Objects ein komfortables und intuitiv zu bedienendes Web-basierendes Tool für Query und Analyse. Dieses ist eng in die Universen integriert. Es unterstützt wie der "MDX-Query Builder" von Microsoft multidimensionale Abfragen und ist anwenderfreundlich umgesetzt. Öffnet man hingegen die Analysis Services im Business Intelligence Development Studio, wird man zunächst von der Mischung aus Data-Mining-, Analyse- und Performance-Management-Funktionen überfordert. Zielstrebig wurden hier augenscheinlich alle Eckpfeiler eines Analysewerkzeugs vor allem mit Blick auf den Bedarf von Entwicklern umgesetzt. Nur das über den "Report Manager" nutzbare Werkzeug "Report Builder" eignet sich für den Fachanwender und gestattet schnelle und saubere Analysen auf Basis erstellter UDM.