Telekom-Tochter unter Druck

T-Systems: Warum COO Kemp das Handtuch warf

15.01.2008

Konkreter Anlass für Kemps Abschied dürfte aber der geplante interne Umbau der Kundenbetreuung gewesen sein. Der BS-Bereich richtet sich zwar überwiegend an kleine und mittlere Unternehmen, doch gibt es innerhalb der Mittelstandsorganisation auch eine Großkundensparte "Large Enterprise". Sie soll künftig vom Geschäftsbereich ES unterstützt werden. Die Diskussion ist nicht neu, da die bisherige Segmentierung anerkanntermaßen als willkürlich galt, doch für Kemp wäre die neue Kundensegmentierung mit einem Machtverlust einhergegangen.

Auf die Mitarbeiter kommen nun den Informationen zufolge neue Lasten zu. In der Mittelstandsorganisation stehen 800 Stellen zur Disposition. Der Arbeitsplatzabbau wurde zum Teil im Rahmen frührer Maßnahmen bereits angekündigt. Rund 500 dieser geplanten Stellenstreichungen sind jedoch neu. Das Management strebt offenbar eine sozialverträgliche Lösung an. Möglicherweise müssen Mitarbeiter im Vertrieb und Betrieb ihre Wochenarbeitszeit bei entsprechendem Einkommensverlust reduzieren. Der mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ausgehandelte "Tarifvertrag Rationalisierungsschutz" (TV Ratio) sieht eine solche Maßnahme vor. Die genaue Ausgestaltung wird derzeit verhandelt.

T-Systems kommentierte die Gründe für die Demission von Kemp nicht. Bestätigt wurde lediglich, dass es Überlegungen gebe, die Kundenorientierung zu verbessern. Dazu wollen man in die Struktur von Vertrieb und Technik eingreifen. So gebe es beispielsweise Gedankenspiele, die derzeit getrennten IT- und TK-Fabriken zusammenzulegen. Der Betrieb der IT-Rechenzentren obliegt derzeit Enterprise Service. Die Mittelstandsorganisation Business Services verantwortet die TK-Produktion.

Arbeitsplätze würden lediglich in dem vor drei Jahren angekündigten Rahmen abgebaut, heißt es offiziell. Damals hatte T-Systems angekündigt, insgesamt 5500 Stellen zu streichen. Erste vom neuen T-Systems-Chef Clemens angestrebte Maßnahmen werde man Ende Januar veröffentlichen. Zu der Anfang März startenden CeBIT soll das künftige Programm von Clemens stehen. Dass es zu Änderungen in der T-Systems-Strategie kommen wird, ist offenbar ausgemacht. Seine Pläne wird Clemens mit einem neuen Management verfolgen müssen. Neben Kemp haben in den vergangenen Monaten Axel Knobe (Chef von ES), Hans-Jürgen Schwerhoff (verantwortlich für den Automotive-Sektor) sowie CEO Lothar Pauly das Unternehmen verlassen. Mit Joachim Langmack, künftig Leiter des Großkundensegments, hat sich Clemens bereits einen Vertrauten aus EDS-Zeiten an Bord geholt. (jha)

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