Allein die Deutsche Post beförderte 2011 fast 18 Milliarden Briefe. Hinzu kamen rund zwei Milliarden Zustellungen von Wettbewerbern. Die Werbesendungen herausgerechnet, sind es noch über acht Milliarden - fast sieben Milliarden davon im Geschäftskundenbereich. Diese große Anzahl klassischer Postsendungen wäre im Zeitalter der E-Mail eigentlich nicht mehr nötig. Sie ergibt sich durch die fehlende Rechtsverbindlichkeit elektronischer Sendungen - "eine juristische Lücke, die mit De-Mail geschlossen wird", so Jan Oetjen, Vorstandschef von 1&1 Mail & Media, zu der populäre Marken wie GMX und
Web.de gehören. Seinem Unternehmen liegen bis heute fast eine Million Reservierungen für De-Mail-Adressen von privater Seite vor, bei der Telekom sind es knapp 300.000. Zählt man die rund eine Million E-Postbrief-Konten der Deutschen Post hinzu, ist eine ernstzunehmende Nachfrage nach einer neuen Form des elektronischen Briefverkehrs offenkundig vorhanden - von geschäftlicher wie von privater Seite.
Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, trat am 3. Mai des vergangenen Jahres mit dem De-Mail-Gesetz eine Regelung in Kraft, die den verbindlichen und vertraulichen (nationalen) Versand von elektronischen Dokumenten und Nachrichten vereinfachen soll. Rechnungen, Mahnungen, Kündigungen und alles andere, was eine rechtsverbindliche Unterschrift erfordert, kann damit elektronisch versendet werden.
Erste Anbieter sind im Markt
Mit der zur Francotyp-Postalia-Gruppe gehörenden Mentana-Claimsoft, T-Systems International und Telekom Deutschland gibt es derzeit drei akkreditierte De-Mail-Anbieter, die ihre Services im Rahmen der CeBIT 2012 gestartet haben. Mit GMX, Web.de, 1&1 Internet und United Internet Dialog (UID) wollen in diesem Jahr noch vier Unternehmensmarken aus der United-Internet-Gruppe hinzukommen. Des Weiteren plant die Deutsche Post, bis Ende des Jahres ebenfalls auf den De-Mail-Zug aufzuspringen und neben ihrem darbenden Konkurrenzprodukt "E-Postbrief" einen eigenen De-Mail-Dienst auf den Markt zu bringen.
Die finanziellen Anreize eines rechtsverbindlichen E-Mail-Dienstes sind sowohl für die großen Anbieter als auch für die De-Mail-Nutzer gegeben: Oetjen schätzt das bisherige Kostenvolumen, das sich durch Druck-, Porto- und Kuvertierungskosten ergibt, auf 20 Milliarden Euro - etwa 67 Cent pro Sendung. Die Kosten einer De-Mail werden bei durchschnittlich 40 Cent im Privatkundenbereich liegen, Details sind allerdings noch nicht bekannt. Unternehmenskunden sollen bei knapp 30 Cent starten können. Die Betriebe können jedoch nicht nur an den Postgebühren sparen, auch die unternehmensinternen Arbeitsabläufe dürften effizienter werden. Deshalb sind die Anbieter optimistisch: Ein gemeinsames De-Mail-Umsatzvolumen von 7,5 Milliarden Euro jährlich ist geplant. "Gesamtwirtschaftlich ist das ein großer Sprung", so Oetjen, der auch den Beitrag zum Umweltschutz - Stichwort Papierverbrauch - hervorhebt.
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