Trotz schlechter Noten

Wie angle ich mir einen Job?

21.08.2015
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Karen Funk ist freie IT-Fachjournalistin und Autorin. Bis Mai 2024 war sie Redakteurin beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Zudem leitete sie 17 Jahre lang den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT und für digitale Bildung ein. 2024 erschien ihr Buch "Hack the world a better place: So gestalten Unternehmen die Zukunft", das sie mit Julia Freudenberg, Geschäftsführerin der Hacker School, zum Thema Corporate Volunteering geschrieben hat.
Wer mit guten Noten im Abschlusszeugnis aufwarten kann, hat in der Regel kaum Probleme, einen Job zu finden. Was aber tun, wenn die Noten durchschnittlich oder schlecht sind? Eine kreative Initiativbewerbung kann die Lösung sein.

Die Abiturnote war nicht berauschend, das Universitätsdiplom mit Ach und Krach geschafft. Dennoch landete Hans P. seinen Top-Job bei einem großen deutschen Haushaltsgerätehersteller. Und das kam so: Nach seinem Studium der Elektrotechnik saß Hans P. mit seinem eher durchschnittlichen Diplom zu Hause und wusste nicht so recht, wohin der Weg nun gehen sollte. Wo sollte er sich bewerben? Worauf hatte er Lust? Eher zufällig fiel sein Blick auf die Elektrogeräte im Haushalt seiner Eltern. Diese waren fast alle vom selben Hersteller. Aus Interesse nahm er die Gebrauchsanweisungen dazu zur Hand, studierte sie und war fasziniert. In ihm reifte der Gedanke, sich bei dem Hersteller zu bewerben.

Viele wollen den Job: Wer ihn bekommen will, muss sich anstrengen und kreativ sein, vor allem wenn die Abschlussnote nicht berauschend ist.
Viele wollen den Job: Wer ihn bekommen will, muss sich anstrengen und kreativ sein, vor allem wenn die Abschlussnote nicht berauschend ist.
Foto: dotshock-shutterstock.com

Hans P. besorgte sich weitere Unterlagen, recherchierte intensiv Hersteller und Geräte, lernte gar sämtliche Gerätetypen mit allen Spezifikationen auswendig. Dann machte er sich an seine schriftliche Bewerbung, aktualisierte seinen Lebenslauf und verfasste ein Anschreiben. Aber er zögerte: Sollte er die Initiativbewerbung einfach in die Post werfen? Würde er wegen seiner mittelmäßigen Abschlussnote überhaupt eine Chance haben?

Er entschloss sich, seine Bewerbung persönlich im gewünschten Unternehmen vorbeizubringen. Also fuhr er zum Werksgelände, schaffte es, an Pförtner und Vorzimmerdamen vorbeizukommen bis zur persönlichen Sekretärin des Personalchefs. „Ich möchte gerne zum Personalchef und meine Bewerbung abgeben“, sagte Hans P. Der Chef sei gerade nicht da, er könne die Bewerbung aber gerne bei ihr abgeben, erklärte die Sekretärin. „Nein, ich möchte sie ihm gerne persönlich überreichen“, wehrte Hans P. ab. „Dann müssen Sie warten. Und das kann dauern“, warnte die Sekretärin. Hans P. wartete.

Als der Personalchef nach zweieinhalb Stunden endlich kam, sprang Hans P. auf: „Guten Tag, ich habe meine Bewerbung mitgebracht.“ Der Personalchef wollte sie en passant mitnehmen und später studieren, doch Hans P. insistierte: „Nein, ich würde sie Ihnen gerne persönlich mit ein bisschen Zeit überreichen. Ich brauche nur fünf Minuten.“ Der Chef horchte auf und gewährte ihm die fünf Minuten, in denen Hans P. erklärte, warum er unbedingt bei diesem Hersteller arbeiten wollte. Seine Begeisterung für die Produkte des Herstellers, seine Motivation und Beharrlichkeit überzeugten den Personaler, der ihn prompt einstellte.

Seine persönliche Initiative hatte Hans P. den Job beschert, wie der Personalchef ihm später bestätigte. Aufgrund der schriftlichen Bewerbung allein wäre er nicht einmal zum Vorstellungsgespräch geladen worden.

Warum haben Sie den Job bekommen?

Haben Sie ähnliche Geschichten zu erzählen? Sind Sie auf ungewöhnliche Weise zu einem Job gekommen? Was hat Ihren Arbeitgeber in Ihrem Fall überzeugt, Sie einzustellen? Erzählen Sie uns davon! Gerne behandeln wir Ihren Beitrag vertraulich! Ich freue mich auf Ihre Zuschriften: Karen Funk, kfunk@computerwoche.de.