Projektgeschäft heißt viel reisen
Um für die anspruchsvollen IT-Berufe ausreichend und genügend qualifizierte Bewerber zu finden, muss die Branche aber noch einige Hausaufgaben machen. Für IG-Metall-Mann Weis ist das mehr als eine Frage von Imagepolitur: "Die jungen Leute wollen feste Arbeitsverhältnisse und einen Job, der mit ihrem Privatleben vereinbar ist. Die Projektarbeit muss so gestaltet werden, dass man sie auch bis 65 schaffen kann." Die Projektziele müssten ohne zu großen Zeit- und Kostendruck erreichbar sein. Dann wären auch die Jobs in der IT attraktiver.
Accenture-Manager Mang bezweifelte indes, ob sich das Projektgeschäft ändern lässt. Denn dieses sei nicht nur in der IT, sondern auch in anderen Branchen stressig. "Wir versuchen allerdings, das Umfeld der Projekte mitarbeiterfreundlicher zu gestalten und die Berater lokaler einzusetzen." Einige Tage in der Woche zuhause zu übernachten sei immer noch besser, als die ganze Woche im Hotel zu schlafen.
Die hohe Reisetätigkeit, die der Beraterberuf mit sich bringt, sei der Hauptgrund, warum die Fluktuation höher sei als erwünscht. Die geforderte Mobilität macht es in Mangs Augen auch so schwierig, erfahrene IT-Experten für das Beraterleben zu gewinnen. "Es ist einfacher, die Beratung Berufseinsteigern zu verkaufen, für sie ist es ein Karrieresprungbrett", räumte Mang ein. Ob man den Beraterberuf bis 65 Jahren ausüben könne, lasse sich nicht sagen: "Das hat nicht nur mit dem Alter, sondern auch mit dem Familienstand zu tun."
- Leben und Arbeiten in Shanghai
...heißt es seit zwei Jahren für SAP-Berater Andreas Leidloff, der jeden Monat zwei Wochen in Shanghai arbeitet. - Die Niederlassung von Itelligence in Shanghai...
....hat Andreas Leidloff (Bildmitte) aufgebaut. In China musste er umdenken. So hat ein unterschriebener Vertrag weniger Bedeutung als in Deutschland. - Von der fremden Kultur....
...ist Leidloff fasziniert. Er hat gelernt, dass man in China nicht so stark zwischen Privatem und Geschäftlichem trennt. Und dass beim Essen und Karaoke-Abende oft wichtige Kontakte geknüpft und Entscheidungen getroffen werden. - Andreas Leidloff, Itelligence, ...
...weiß aber auch, dass man nie sofort zum Geschäftlichen kommen sollte. Wichtig ist die Kunst, Umwege zu gehen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren; sich Zeit zu lassen für wichtige Entscheidungen. - Nicht nur beim Einkaufen....
kommt man als Europäer ohne Chinesischkenntnisse schnell an seine Grenzen. Leidloff war überrascht, dass in der 16-Millionen-Metropole kaum Englisch gesprochen wird. - In Herrn Zhu...
...fand IT-Berater Leidloff dennoch einen guten Ansprechpartner. Von ihm lernt er jedes Mal etwas Neues über Tee - der Sprachbarriere zum Trotz. - Teetrinken als Oase in der Hektik des Shanghaier Alltags
Leidloff lernte etwa von Herrn Zhu, den Tee immer erste nach dem zweiten Aufguss zu trinken. Der erste Aufguss ist nur dazu da, die Blätter zu öffnen und dem tee die Bitterkeit zu entziehen.