Die Geister die ich rief, werd ich nicht mehr los – wie Goethes Zauberlehrling fühlten sich die Carrier auf dem mit über 60.000 Besuchern gut besuchten Mobile World Congress in Barcelona. Nachdem sie jahrelang eine stärkere mobile Datennutzung herbeisehnten, drohten ihnen die Datennachfrage jetzt über den Kopf zu steigen. Selbst LTE als vierte Mobilfunkgeneration, so warnen Skeptiker, werde die Datenexplosion nicht bewältigen. Branchenkenner gehen davon aus, dass mit neuer Übertragungstechnik etwa zehn Prozent mehr Kapazität bereitgestellt werden könne, während die Nachfrage um 30 Prozent steige.
Bandbreite bleibt knappes Gut
Einen Ausweg sollen hier künftig neben dem Wifi-Loadoff (also der Verlagerung des Datenverkehrs an Orten wie Flughäfen oder Messen in WLAN-Hotspots) intelligentere Netz-Managment-Lösungen erhalten. Denkbar sind hier Modelle wie eine unterschiedliche Tarifierung und Priorisierung von Services. So könnte etwa der Abruf eines YouTube-Videos günstiger sein als ein Videokonferenz-Call, dafür aber bei Netzüberlastung mit Verzögerungen aufwarten. Andere wiederum halten differenzierte Preismodelle etwa für Consumer, Premium -User und Corporate-Kunden für wahrscheinlich.
Zumal sich letzteres mit LTE anbietet, denn mit dieser Technik halten erstmals echte QoS-Merkmale bei der mobbilen Datenübertragung Einzug. Warum sollten also Unternehmen künftig nicht – wie aus dem Festnetz gewohnt – mit den Mobilfunkbetreibern Verträge mit unterschiedlichen SLAs abschließen können?
Ein anderes großes Thema der Messe war das mobile Payment als künftiger Milliarden-Markt.
Einen Grund dafür, dass das Thema hierzulande noch nicht ins Fliegen kommt, sehen internationale Experten darin, dass sich Carrier und Banken nicht darüber einigen könnten, wem der Kunde gehört und wer also das Gros am Bezahlvorgang verdient. Viel Zeit zum Diskutieren hätten die Beteiligten aber nicht mehr, denn sonst würden Google oder Paypal den Markt übernehmen.