Die Cloud und das Intranet der Dinge
Ganz anders bei der "Cloud-zentrierten" Architektur. Dabei dient das Smartphone nur als Durchgangsstation in die Cloud. Folglich werden Daten, Anwendungslogik und Analysefunktionen größtenteils im Internet bereitgestellt. "Das ist das Modell der Zukunft", sagt LeHong. Allerdings erfordere es extrem stabile Verbindungen, die heute noch nicht überall gang und gäbe seien.
Auch deshalb ist für einige Anwendungsbereiche, allen voran für Krankenhäuser, die Architektur der Wahl heute eher das "Intranet der Dinge" oder die "On-Premise-Architektur". Hier geschieht alles Wesentliche im Unternehmen des Nutzers selbst.
Davon abgesehen, hängt die Architektur-Entscheidung von einer ganzen Reihe unterschiedlicher Faktoren ab: angefangen von den Kosten für Hardware, Software und Daten über die geografischen Distanzen und ähnliche Beschränkungen, die Geschwindigkeitsanforderungen (beispielsweise Echtzeit), den Grad der Integration, die Datenmengen, den Energiebedarf sowie Sicherheits- und Privacy-Bestimmungen bis hin zur Anwenderfreundlichkeit.
Die nächste Entscheidung, die getroffen werden muss, ist die der richtigen Plattform. Die hängt selbstverständlich von der Art der Anwendung ab. Geht es um Geschäftsprozess-Management, die Erweiterung eines ERPSystems für die automatisierte Regalbefüllung im Rahmen der Warenwirtschaft oder schlicht um ein operatives Kontrollsystem?
Ebenfalls zu klären ist: Welche Regeln, Alarmauslöser und andere Trigger sind zu definieren? Welche Anwendungsplattform kommt zum Einsatz? Wie wird das Device-Mangement geregelt? Welches System zur Datenspeicherung eignet sich am besten? Und welche Anbieter lassen sich eigentlich als strategische Partner ins Boot holen?
Foto: Gartner
Sechs Bereiche, wo Partner helfen können
Hinsichtlich der letzten Frage unterscheidet LeHong sechs Kompetenzbereiche. Bei der Definition einer IoT-Strategie seien Unternehmensberatungen wie Gartner, aber auch Systemintegratoren wie IBM, Accenture oder Atos hilfreich. Letztere hätten eine niedrigere Flughöhe, dafür aber die nötige Integrationskompetenz zu bieten.
Diese Anbieter bringen meist auch Know-how in drei anderen Bereichen mit: Analytics, Plattform und Netzverbindung. Hier kann sich das Anwenderunternehmen aber auch an Netzspezialisten wie Cisco oder Plattformanbieter wie Microsoft ("Azure") wenden.
Konkurrenz aus dem Anwenderlager
Konkurrenz bekommen diese IT-Anbieter vor allem auf der Plattform- und Connection-Ebene von unerwarteter Seite, nämlich den traditionellen Anwenderunternehmen. Konzerne wie ABB, Siemens, General Electric oder Bosch haben mittlerweile gewaltige Softwarebereiche aufgebaut, die ihr Wissen in Sachen Industrie 4.0 und Internet der Dinge gewinnbringend dem Drittmarkt zur Verfügung stellen.
Diese Anwenderunternehmen kennen sich auch mit den Themen Sensoren und Digitalisierung der Systeme aus. Mit solchem Know-how können Kommunikationsexperten wie Vodafone, Inmarsat und Sigfox nicht per se dienen. Laut LeHong lohnt es sich aber, sie einzubeziehen, falls auf der Connection-Ebene mehr Kompetenz gefragt ist.
Hybride Skillsets gefragt
Sind die geeigneten Partner gefunden, steht einem erfolgreichen IoT-Aufbau und -Einsatz eigentlich nichts mehr im Wege. Abgesehen vom Fachleutemangel im eigenen Unternehmen. Hierzu rät LeHong: "Halten Sie Ausschau nach hybriden Skillsets." Darunter versteht der Gartner-Analyst eine Mischung aus (IT-)Projekt-Management-Fertigkeiten und Know-how im Engineering- oder operativen Bereich. Ebenfalls eine sinnvolle Ergänzung zu den üblichen Kompetenzen seien Erfahrungen in der jeweiligen vertikalen Industrie beziehungsweise in Produktdesign sowie Forschung und Entwicklung.