Web

Jahresrückblick 2003 Januar bis März

Als die IT-Branche erwachsen wurde (I)

29.12.2003

Manchmal verstehen wir nicht, warum nicht gelten kann, dass von SAP lernen Geld verdienen heißt. Warum etwa verkündet Mercedes nicht, ab einem bestimmten Zeitpunkt habe jeder C-, E- oder S-Klasse-Automobilist sein Vehikel lange genug gefahren? Deshalb werde man künftig diese Karossen in den Vertragswerkstätten nicht mehr bedienen. Der geschätzte König Kunde möge sich doch bitte einen neuen Wagen kaufen. Andernfalls könne man Bremsenreparaturen nur zu weit erhöhten Preisen vornehmen. So ähnlich macht das SAP mit R/3. Vier der sechs R/3-Releases werden ab Ende des Jahres 2003 nicht mehr - oder nur zu teureren Preisen - mit Support versorgt. Zugegeben: Solch ein Umsatz-Perpetuum-Mobile haben auch andere Unternehmen. Eines davon heißt Microsoft.

Bei der IBM hängt derweil zum Jahresbeginn der Haussegen schief: Erwin Staudt, Chef von Big Blue Deutschland, muss im Januar seinen Stuhl räumen für Walter Raizner. Gerüchte kursieren, der deutsche Ableger des weltgrößten Computeranbieters werde einer deftigen Umstrukturierung unterzogen. Dabei wurde schon unter Louis Gerstners Ägide dem Zentralismus das Wort geredet. Staudt bleibt aber Aufsichtsratsvorsitzender.

Rekordgefühle kamen im Januar auch bei Sun Microsystems auf - allerdings solche der ungewünschten Art. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2003 habe man, heißt es im Januar, mit knapp 2,3 Milliarden Dollar Miesen den höchsten Quartalsverlust der Firmengeschichte hinnehmen müssen. Erstmals kommt die Frage auf, wie lange Sun mit seinem Geschäftsmodell noch überleben kann.

Vorläufig geklärt ist auch die Zukunft von Mobilcom. In einer außerordentlichen Hauptversammlung machen 98,95 Prozent aller Aktionäre inklusive des Branchen-Paradiesvogels und Unternehmensgründers Gerhard Schmid den Weg frei für einen Rettungsplan, den Mehrheitsgesellschafter France Télécom und die Gläubigerbanken ausgehandelt hatten.

Linux ist was für die jungen Wilden aus der IT-Szene? Na, da hätten Sie mal im Januar in New York sein und an der Linuxworld teilnehmen sollen. Da traf sich alles, was an Anbietern der IT-Szene Rang und Namen hat. Dresscode: Business-Anzug. Ambitionen: rein geschäftlich und auf Konzernnachfragen ausgerichtet. Eine Bewegung wird erwachsen.