Manufaktur verhindert die Cloud
Woher die mutmaßlichen Widerstände gegen das Cloud Computing rühren, erläuterte Detlef Exner. Der Geschäftsführer des IT-Dienstleisters DB Systel führte sie darauf zurück, "dass die Operations-Abteilungen noch nicht industrialisiert denken". Industrialisierung und Cloud Computing hätten unmittelbar miteinander zu tun: "Die Manufaktur ist der größte Verhinderer der Cloud."
Eine Manufaktur ist laut Exner gekennzeichnet durch geringe Arbeitsteilung und schwankende Qualität - verursacht durch Einzelfertigung. In die Informationstechnik lässt sich das übertragen als mangelhafte Standardisierung, schlecht organisierte Prozesslandschaft und fehlendes Monitoring sowie ein "Bauchladen" an unterschiedlichen Produkten und Lösungen. Eine solche IT-Architektur steht dem Charakter des Cloud Computing entgegen. Exner definierte Letzteres als unternehmensübergreifende Virtualisierung. Damit erfordert es Standardisierung der Produkte und Schnittstellen sowie Harmonisierung der Abläufe.
Die "interne" Cloud im Fokus
Die Anwendervorträge beschäftigten sich zumeist mit der "internen" Cloud. So zum Beispiel der Bericht über ein Projekt des in Zürich beheimateten Elektrotechnikunternehmens Burkhalter Group. Vorgestellt wurde es vom Schweizer Berater und ehemaligen CEO von Canoo Engineering, Marc Domenig.
Burkhalter war 2008 von einer extrem dezentralisierten IT-Landschaft auf eine Web-basierende Lösung umgestiegen. In deren Mittelpunkt steht eine Branchensoftware, die von Canoo auf der Grundlage von Rich Internet Applications (RIA) entwickelt wurde und sowohl eine Client-Server-Version des Standard-ERP-Systems "Xpert" von Soreco als auch die Microsoft-Office-Werkzeuge auf den Clients einschließt. Microsoft Office habe sich nur deshalb gehalten, weil die Anwender "Google Apps" ablehnten, ergänzte Domenig.