Anwender zeigen IPv6 die kalte Schulter

31.07.2003
Von Martin Seiler

Solche Kniffe sind mit IPv6 nicht mehr nötig: Die neue Protokollgeneration ist dank des erweiterten, 128 Bit großen Adressraums in der Lage, alle möglichen Geräte mit einer eigenen Kennung zu versorgen. Doch die neue IP-Generation verfügt dank integrierter Mechanismen für mehr Sicherheit und Quality of Service sowie bessere Performance über weitere wesentliche Vorteile. Diese Merkmale sind feste Bestandteile des Protokolls und müssen nicht - wie bei der momentan verfügbaren Version - extra hinzugefügt werden.

Aus Sicht von Experten schreckt vor allem der mit einem Umstieg verbundene finanzielle Aufwand derzeit viele Anwender ab. "Natürlich entstehen bei einer Migration zu IPv6 Kosten", räumt Martin McNealis, Senior Director Product Management bei Cisco, ein. Schließlich müssten IP-Stacks in aktiven Netzkomponenten, Applikationen sowie Arbeitsplatzrechnern und Servern ausgetauscht werden. Cisco versucht das abzufedern, indem es seit geraumer Zeit alle Produkte erweitert, damit sie sowohl IPv4 als auch IPv6 verarbeiten können. Alle Router sowie die Firewalls des Herstellers unterstützen bereits das neue Protokoll. Ähnlich verhalten sich die Netzwerkspezialisten Foundry, Fujitsu, Hitachi, Juniper Networks und NEC.

Auch die Betriebssystem-Hersteller haben die Zeichen der Zeit erkannt: Microsoft liefert Windows XP mit (deaktivierter) IPv6-Unterstützung aus. Das Protokoll soll zudem in .NET und Windows CE berücksichtigt werden. .NET enthält bereits Tools für eine "Koexistenz und Migration" der beiden IP-Generationen. Apples "Mac OS X" unterstützt IPv6 ebenso wie Suns "Solaris 8" oder verschiedene Linux-Versionen.

Immer mehr Anbieter setzen auf das neue IP: Der Anbieter Internet Security Systems (ISS) meldete vor kurzem, er habe die Sicherheitslösungen seiner "Dynamic-Threat-Protection"-Plattform (dazu gehören unter anderem der "Realsecure"-Scanner und die neuen "Proventia"-Appliances) dahingehend erweitert, dass sie nun die neue IP-Generation unterstützen.

Auch Netscreen hat die "Screen-OS"-Firmware seiner Sicherheitskomponenten entsprechend angepasst. Momentan liefert der Hersteller diese für Pilot-Installationen aus, in der zweiten Jahreshälfte soll es eine Version für Produktionsumgebungen geben. Der Münchner Provider Spacenet ermöglicht seit neuestem seinen ADSL-Kunden, IPv6 als regulären Dienst zu verwenden. Das Unternehmen arbeitet eigenen Angaben zufolge seit 1997 daran, "das neue Internet Protocol zu einem professionell nutzbaren Angebot zu machen".

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