Apachecon: Die Infrastruktur im Visier

04.12.2003
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Schlechte Aussichten für kommerzielle Plattformen

Auch wenn sich Apache und Linux hinsichtlich ihrer Open-Source-Konzepte unterscheiden, technisch und strategisch ergänzen sich die beiden zu einer umfassenden freien Softwareplattform. Während Linux die klassischen Aufgaben eines Betriebssystems übernimmt, schichtet die Apache Software Foundation (ASF) darauf eine Reihe von Middleware-Komponenten.

Diese Kombination von erfolgreichen Open-Source-Projekten wirkt sich immer deutlicher auf das Geschäft mit Systemsoftware aus. Sie zwingt kommerzielle Anbieter dazu, ständig höherwertige und komplexere Produkte zu entwickeln. Ihr Erfolg hängt zunehmend davon ab, wie stark sie sich von den Commodity-Funktionen der freien Infrastruktur abheben können. Gleichzeitig tendieren einige der großen Anbieter dazu, ihre Features auf eine Open-Source-Grundlage zu stellen. IBM, Sun und Oracle integrieren eine Vielzahl von freien Komponenten in ihr Softwareportfolio. Als jüngstes Beispiel für diesen Kurs gilt Novell. Anstatt wie bisher mit Netware in die Entwicklung eines eigenen Systemkerns, in Netzwerkprotokolle oder Hardwaretreiber zu investieren, ziehen die Netzwerker aus Utah in Zukunft Linux als Basis für proprietäre Novell-Features heran.

Noch stärker als Linux zeigt der Web-Server von Apache, wie eine hochwertige freie Software ein Marktsegment für das Lizenzgeschäft austrocknen kann. Außer Sun, das mit seiner Netscape-Erbschaft "Sun ONE Webserver" einen marginalen Marktanteil hält, bietet unter den großen Herstellern nur mehr Microsoft einen eigenen HTTP-Server an. Allerdings verliert der "Internet Information Server" laut Netcraft seit mehr als einem Jahr gegenüber Apache an Boden, sein Anteil lag im November bei 23 Prozent.

Insgesamt wird die von Open-Source-Theoretikern vor Jahren prognostizierte Umwälzung der Softwareindustrie erst jetzt allmählich sichtbar. Sie führt nach Meinung von Marktbeobachtern zu einer stärkeren Ausrichtung der Branche auf Dienstleistungen.

Die Netware-Company bekräftigte in einer Pressekonferenz auf der Apachecon, dass sie die Fortführung von Mono finanziell weiter unterstützen wolle. Obwohl es nicht Teil von Apache ist und anderen Lizenzen (GPL, LPGL, X11) unterliegt, widmete sich ein Vortrag diesem Projekt. Mono benötigt nämlich die Anbindung an Apaches Web-Server, weil es auch die dynamische Erzeugung von Web-Seiten über ASP.NET unterstützen soll. Diese Verbindung zwischen der Mono Runtime und Apache stellt das Modul "mod_mono" her. Dieses leidet in der derzeitigen Fassung indes noch unter erheblichen Einschränkungen. Die wohl schwerwiegendste besteht darin, dass zurzeit jeder Server-Prozess ähnlich wie bei CGI-Programmen eine eigene Instanz der Laufzeitumgebung in den Speicher lädt.