Alternativen zum Fibre-Channel-Netz

Beim Speichern Kosten sparen

07.03.2003
Von VON in

Matthias Wassiljew, Leiter Datenverarbeitung bei der Klöckner Desma Schuhmaschinen GmbH in Achim bei Bremen, hat sich schon vor mehr als fünf Jahren einen NAS-Filer zugelegt. Damals stand kein geeigneter Server zur Verfügung, an den sich ein Speichersubsystem für die gestiegenen Produktionsdaten hätte anbinden lassen. Wassiljew entschied sich statt eines Servers mit Direct- Attached-Speicher für eine andere Lösung: „Unser Hauslieferant, die MCG GmbH aus Baldham bei München, schickte uns 1997 einen ,0F210‘-Filer von Network Appliance (Netapp) als Testgerät, den benutzen wir noch immer.“ Wassiljew schätzt neben der einfachen Installierung und der Robustheit - bislang musste nur zweimal eine Festplatte ausgetauscht werden - die gute Skalierbarkeit des NAS-Systems und dessen Potenzial zum Kostensparen. Das zeigte sich, als ein Wechsel auf ein neues Release von SAP R/3 anstand und der dazugehörige HP-Server zwar genug Rechenleistung erbrachte, aber nicht mit mehr Festplattenkapazität auszurüsten war. Statt einen größeren Rechner anzuschaffen, koppelte Wassiljew den alten Server per 100- Mbit-Leitung direkt mit einem „F740“- Filer von Netapp. Auf ihm ist die Datenbank abgelegt. „Das macht uns beim Kauf eines neuen Servers unabhängig vom Hersteller, was sich günstig auf unser IT-Budget auswirkt“, begründet der IT-Manager das ungewöhnliche Einsatzgebiet für den Filer. Ein Nachteil dieser Speicher ist - außer im obigen Fall - die Tatsache, dass die Daten über das LAN transportiert und die Bandbreiten strapaziert werden. Deshalb setzte sich bald darauf die Meinung durch, dass es sinnvoll sei, dedizierte Speichernetze aufzubauen, die das LAN entlasten - das Storage Area Network (SAN). Im Gegensatz zum File-basierenden NAS ist ein SAN für die Übertragung von blockbasierenden Daten gedacht.

SANs eignen sich für zentral verwaltete Datenpools wie Datenbanken. Trotz der in der Vergangenheit ausgefochtenen Grabenkämpfe um die bessere Lösung herrscht unter beiden Lagern zumindest Einigkeit darüber, dass die Datenhaltung von den Servern abgekoppelt und zentral erfolgen soll. In kleineren und mittelgroßen Firmen spielen Speichernetze, die normalerweise auf dem Fibre- Channel-Protokoll aufbauen, bislang kaum eine Rolle. Laut IDC haben knapp 70 Prozent der Unternehmen mit bis zu 999 Mitarbeitern keine Pläne dafür, und weniger als zehn Prozent nutzen eine solche Lösung. Etwas anders stellt sich die Situation für NAS-Geräte dar: Immerhin fast 20 Prozent der Firmen setzen einen NAS-Filer ein und weitere 20 Prozent sind in der Test- oder Planungsphase.

Lösung einfach implementieren

Die Gründe für die weitere Verbreitung der NAS-Geräte sind vielfältig. Kleinere Unternehmen müssen in der Regel nicht so gewaltige Datenmengen bewegen, dass das hauseigene LAN überbeansprucht und sich ein SAN rechnen würde. In diesen Firmen besitzen die Administratoren ein großes Know-how, was die LAN-Infrastruktur betrifft, und können NAS-Speicher-Server relativ einfach implementieren. Zudem schlägt sich ein dediziertes Fibre-Channel-Speichernetz in deutlich höheren Kosten nieder, da ja eine komplett neue Netzstruktur aufgebaut werden muss und die FC-basierenden Speicherkomponenten noch immer relativ teuer sind.

Dank der weiten Verbreitung des Internet Protocol (IP) lag es nahe, es auch für Speicheraufgaben zu nutzen. Insbesondere Cisco und IBM entwickelten schon ab 1999 Lösungen, die unter der Bezeichnung „iSCSI“ bekannt wurden.

Neue Konkurrenz

Während herkömmliche SANs die Daten aus der SCSI-Peripherie über den Fibre Channel laufen lassen, nutzen iSCSI-Lösungen das Internet Protocol, das klassischerweise auf Ethernet aufsetzt. Mittlerweile ist die Zertifizierung des iSCSI-Standards abgeschlossen. Die SCSI-Befehle lassen sich damit in normalen TCP-Paketen verschicken. „NT und Unix-Daten auf einer Plattform speichern und verwalten.“ Helmut Bockelbrink, Stadt München Die Analysten der Aberdeen Group erwarten, dass den großen SAN-Lieferanten schon bald eine starke Konkurrenz erwachsen wird, die mit Billig- SANs auf Basis von iSCSI-Netzkomponten und kostengünstigen ATA-Festplatten (ATA = Adavanced Technolgy Architecture) aufwarten werden. Insbesondere im Microsoft-Umfeld könnten sich solche Lösungen rasch durchsetzen. Tatsächlich hat Microsoft schon vor einem Jahr eine eigene Speicherabteilung gegründet, die mit der Initiative „Windows Powered NAS“ derzeit für einigen Wirbel sorgt.