Buchstabensalat im xSP-Markt

24.08.2001
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach wie vor attestieren einige Marktforscher dem Geschäft mit Application-Service-Providing (ASP) gute Zukunftsaussichten. Mittlerweile gibt es mehr als 30 verschiedene ASP-Unterkategorien - einige davon sind schlichtweg Unsinn.

Exemplarisch für die inflationäre Verwendung des SP-Kürzels (Service-Providing) steht das Akronym MSP. Es ist zweifach und sehr ähnlich lautend belegt: Hinter ihm verbergen sich sowohl Management- als auch Managed-Services-Provider. Beide Begriffe werden zum Ärger der Anbieter in der Presse und Literatur häufig synonym verwendet. So erregte sich etwa der Chef eines Managed-Service-Providers in einem ASP-Forum darüber, dass sein Unternehmen in einem Beitrag über Management-Service-Provider genannt wurde.

Managed-Service-Provider, so seine Argumentation, verwalten und betreiben komplette Client-Umgebungen für die Kundschaft, inklusive Helpdesk, Hosting, Colocation, Internet-Zugang und Speicher. Das Portfolio der Management-Service-Provider sei hingegen viel enger gesteckt. Diese Dienstleistungsbranche konzentriere sich auf das System-Management, das im Auftrag von Kunden vorgenommen werde, die ihre IT-Umgebung selbst betreiben.

Das Akronym MSP ist vor allem aufgrund seiner fast identischen Auflösungen ein besonderer Fall, doch unter der Vielzahl der Initialwörter finden sich weitere Kürzel, die mehrfach belegt sind (etwa CSP, VSP oder SSP, siehe "xSP-Ausprägungen").

Angesichts der Flut neuer Service-Provider-Angebote ist auch so mancher Experte damit überfordert, den Überblick zu behalten: "Es gibt sehr viele Ausprägungen mit verschiedenen Schwerpunkten. Verwirrend ist, dass immer wieder unterschiedliche Darstellungsformen gesucht werden", räumt Reinhard Kreft ein, Vorsitzender der deutschen Niederlassung der Interessensvertretung ASP Industry Consortium (Aspic). Den Ursprung dieser Verwirrung vermutet er nicht allein auf Anbieterseite, sondern "auch bei den Analysten, welche die Abgrenzungen vornehmen."

Der Verdacht drängt sich auf, dass so manche fragwürdige Kategorie in den Marketing-Abteilungen der Serviceunternehmen kreiert wurde, um mit den eigenen Angeboten nicht zusammen mit den Wettbewerbern in eine Schublade geschoben zu werden.