Berliner Charité

CIO Martin Peuker hebt den Datenschatz

21.08.2020
Von 
Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

"Datenschutz ist hier ein Riesenthema", sagt Peuker mit Blick auf die vielen personenbezogenen und besonders sensiblen Patientendaten. Kein Wunder also, dass die Charité derzeit alle IT-Systeme für die Health Data Platform on-Premises betreibt. Mittelfristig aber strebt der CIO hybride IT-Szenarien an und will beispielsweise im Bereich der Infrastruktur mehr auf Cloud-Ressourcen setzen: "Infrastruktur und auch viele Security-Technologien können andere besser." Eine stärkere Cloud-Nutzung würde es der Charité ermöglichen, sich mehr auf inhaltliche Themen wie Data Analytics und künstliche Intelligenz (KI) zu konzentrieren.

Hoffen auf Gaia-X

Große Hoffnungen setzt Peuker dabei in die europäische Cloud-Initiative Gaia-X, die allmählich Formen annimmt: "Von Gaia-X könnte der gesamte Health-Sektor profitieren", ist er überzeugt. Die Charité unterstütze die Initiative schon jetzt aktiv. Bisher kommen Cloud-Ressourcen ausschließlich im Verwaltungsbereich der Charité zum Einsatz.

Dafür gibt es eine spezielle Verfahrensanweisung. So dürfen beispielsweise über Office 365 keine Patientendaten verarbeitet werden. Peuker will in Sachen Cloud Computing jedenfalls "nicht lockerlassen", auch weil die Usability von Tools wie Office 365 oder Teams deutlich über die Möglichkeiten klassischer Krankenhausinformationssysteme (KIS) hinausgehe.

Eine Entlastung von klassischen IT-Aufgaben könnte der Charité mehr Freiräume für Innovationen eröffnen, hofft der CIO. Zu den Leuchtturmprojekten im Klinikbereich gehört beispielsweise "ERIC". Das Kürzel steht für Enhanced Recovery after Intensive Care. Mit mannshohen mobilen Robotern unterstützen Charité-Experten dabei telemedizinisch andere Krankenhäuser mit weniger intensivmedizinischen Ressourcen bei der Betreuung von Intensivpatienten.

Die Roboter sind unter anderem mit Sensorik wie Highend-Kameras ausgestattet und begleiten Ärzte und Pflegekräfte vor Ort bei der Visite. Dabei werden sie von speziell ausgebildeten Intensivmedizinern der Charité ferngesteuert, die ihr Wissen einbringen und beispielsweise Behandlungsempfehlungen geben können. Für die Entwicklung und Produktion der telemedizinischen Systeme kooperiert die Charité mit mehreren europäischen und US-amerikanischen Partnern.