Managed Services sind ein taktisches Mittel
STRAUB: Lassen Sie mich kurz die Historie strapazieren. Die klassischen Outsourcing-Anbieter haben nicht umsonst schon vor mehr als zehn Jahren den Begriff des selektiven Outsourcing geprägt. Ein aus Sicht der Kunden sehr sinnvoller Ansatz - nämlich Kernkompetenzen und Kernapplikationen im Hause zu behalten und gleichzeitig Applikationen oder Services, die nicht strategisch sind, von extern zu beziehen. Ein Managed Service ist so betrachtet nichts anderes. Man könnte diese Bezugsart auch als taktisches Outsourcing bezeichnen.
Ich kaufe mir als IT-Entscheider Applikationen, Services, Infrastruktur und gegebenenfalls Personalressourcen einschließlich der damit verbundenen Skills, behalte aber die strategische und operative Steuerung meiner IT in der Hand. Neu bei Managed Services ist allenfalls der Best-of-breed-Ansatz, also der Bezug unterschiedlicher Dienstleistungen von verschiedenen, jeweils spezialisierten Anbietern.
- Indien: Trend- und Taktgeber
Indien ist Pionier sowie Trend- und Taktgeber im Offshore-Markt. Doch das Land muss sich neuer Konkurrenz erwehren, denn Offshore-Services lassen sich weitgehend ortsunabhängig beziehen. Längst haben auch andere Länder das Geschäft entdeckt und bieten IT-Dienste an.<br/><br/> (Foto: T.Gründer) - Malaysia: Der Staat fördert die IT
Als Konkurrenz für Infrastrukturservices hat sich seit geraumer Zeit Malaysia positioniert. In Cyberjaya, einem staatlich eingerichteten IT-Park vor den Toren von Kuala Lumpur, haben sich vorwiegend Data-Center-Betreiber angesiedelt. Sie bieten von dort aus ähnliche RZ-Dienste an wie die Provider in Singapur, allerdings in der Regel zu etwas günstigeren Bedingungen.<br/><br/> Foto:Torsten Gründer - Dubai: Teueres Pflaster
Dubai startete vor wenigen Jahren mit der Gründung der Dubai Internet City in das Geschäft mit IT-Offshoring. Der Wüstenstaat vergibt für die Ansiedlung in dem Industriepark Lizenzen an internationale IT-Dienstleister. Die in den Emiraten für den globalen Markt betriebenen Services ranken sich vornehmlich um die IT-Infrastruktur und das Projekt-Management.<br/><br/> Foto:Torsten Gründer - Südafrika: Gute Voraussetzungen, wenig Ertrag
Die gleiche Zeitzone wie Mitteleuropa und eine enorme Sprachenfülle sind eigentlich ideale Voraussetzungen für einen erfolgreichen Offshore-Standort, doch bislang konnte Südafrika seine guten Möglichkeiten nicht ausschöpfen. Das Land kommt kaum über den Betrieb von einfachen Call-Center-Services etwa für amerikanische Banken hinaus. Nach wie vor behindern große Bildungsunterschiede, ein aus historischen Gründen teilreglementierter Arbeitsmarkt sowie eine schwache IT-Branche die Entwicklung der Offshore-Industrie.<br/><br/> Foto:Torsten Gründer - Fundierte Standortwahl
Torsten Gründer: "Die Zahl der IT-Offshore-Standorte nimmt weiter rasch zu. Nicht alle lokalen Anbieter sind indes reif genug, um IT-Dienste für Anwender betreiben zu können. Die Offshore-Dienstleister unterscheiden sich erheblich, so dass Unternehmen, die IT-Services aus entfernten Regionen nutzen möchten, sich intensiv informieren sollten. Der Entscheidung sollte eine detaillierte Nutzenanalyse und eine fundierte Standort- und Dienstleisterwahl vorausgehen. Unbedingt dazu gehört ein Besuch vor Ort."
BECKER: In der Tat. Es ergibt in vielen Fällen keinen Sinn, ein E-Mail-System oder eine Collaboration-Plattform selbst zu betreiben. Insofern kann man, sicher etwas zugespitzt, formulieren, dass mit Managed Services das selektive Outsourcing ein stilles Comeback gefeiert hat.
LILL: Ich würde bei der ganzen Debatte auch die emotionale Komponente nicht außer Acht lassen. Der Begriff Outsourcing war und ist häufig negativ belastet. Der Bezug eines oder mehrerer Managed Services lässt sich intern viel besser darstellen, weil von Beginn an klar ist, dass das IT-Management die Gestaltunghoheit und Verantwortung behält.