Der große Unterschied - Arbeiten beim Berater, Hersteller oder Anwender

15.10.2004
Von Helga Ballauf

Zudem bietet Roche IT-Profis auch den Direkteinstieg - in Entwicklung, Beratung und Support. Die Münchener Rückversicherungsgesellschaft beschäftigt allein in der IT-Abteilung 360 Mitarbeiter, berichtet Personal-Managerin Susanne Buchele. Informatiker, Mathematiker und Physiker kommen als Einsteiger in Frage. "Vor allem brauchen wir Leute, die fachübergreifend denken und IT-Themen so vermitteln, dass sie die Kollegen in den Fachabteilungen verstehen", sagt Buchele.

Das nötige Versicherungswissen lerne man vor Ort, doch ein gewisses Grundverständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge müsse jeder Techniker mitbringen. Auch nach dem Einstiegsprogramm bleibt die Weiterbildung ein wichtiges Thema. Im jährlichen Mitarbeitergespräch mit dem Vorgesetzten wird ermittelt, welches Wissen vorhanden ist, wo Lücken bestehen und wie sie zu füllen sind.

Bei dem Rückversicherer spielen Fachlaufbahnen eine wichtige Rolle. Ein internes Stellenbewertungssystem sorgt dafür, dass Top-Spezialisten auf der gleichen Stufe stehen wie Führungskräfte. Fachlicher Aufstieg in der IT - das kann mit Spezialthemen wie Security zu tun haben oder auch heißen, dass sich technisch Versierte mit Steuerungs- oder Strategiefragen beschäftigen. "Eine automatische Höhergruppierung ist damit nicht verbunden", sagt die Personalerin. "Wer aber mehr kann und mehr Verantwortung übernimmt, kann sicher sein, dass das Gehalt nach einer bestimmten Zeit überprüft wird."

Hochschulabsolventen aller Fächer steigen bei der Münchener Rück mit 43 000 Euro Jahresgehalt ein - einer Summe, die heute für Informatiker überdurchschnittlich ist. Anders als in den IT-Boomjahren, als das Tarifgehalt unter den branchenüblichen Sätzen lag.

Nicht nur auf Trends setzen

Die Beck et al. Gruppe in München entwickelt und implementiert Softwarelösungen und bietet fast rund um die Uhr Support an der Hotline. Es ist ein kleines Unternehmen; je 35 Mitarbeiter sind bei "projects" und bei "services" beschäftigt. Intensive Kontakte zu Hochschullehrern und der Reiz der Stadt helfen bei der Suche nach qualifizierten Berufseinsteigern. Die Anfangsgehälter liegen im Mittelfeld - um die 37000 Euro für Entwickler und 32000 Euro für Servicemitarbeiter.

Holger Wolff, Geschäftsführer von Beck et al. Projects, achtet bereits bei Bewerbern darauf, ob aus ihnen gute Berater werden könnten, die aktiv zuhören und einem Kunden das Gefühl geben, verstanden worden zu sein. Binnen zwei Jahren muss ein Hochschulabsolvent den Weg "von der Programmierung über die Projektarchitektur zum Consulting" nehmen, sagt Wolff. Er bevorzugt junge Ingenieure und Wirtschaftsinformatiker, "die sich nicht zu früh auf vermeintliche Trends stürzen, sondern eine gute Basis haben, um sich immer wieder auf Neues einzustellen". Und das betrifft vor allem das Interesse an den Geschäftsprozessen des jeweiligen Kunden, die es durch passende betriebliche Software zu unterstützen gilt.

Die Kommunikation mit den Kunden ist auch für die Servicemitarbeiter von Beck et al um den zweiten Geschäftsführer Siegfried Lautenbacher entscheidend. Dessen Team betreut in neun Sprachen den Kundenstamm fast rund um die Uhr. Neben Informatikern stellt Lautenbacher im Support gerne Kultur- und Geisteswissenschaftler ein, die technisch versiert sind. Stabile Teamstrukturen, ein multikulturelles Umfeld und ein garantiertes Budget für die Weiterbildung stärken das Durchhaltevermögen an der Hotline und halten die Fluktuation gering, sagt er: "Wir dürfen die Leute nicht verbrennen."

Mit breit angelegten Einführungsprogrammen versuchen dagegen große Beratungshäuser, junge IT-Spezialisten an sich zu binden. Die Unternehmensberatung McKinsey hat ein eigenes IT-Kompetenzzentrum gegründet. Das "Business Technology Office" führt Hochschulabsolventen, Doktoranden und IT-Profis in die Beratung an der Schnittstelle von Betriebswirtschaft und Technik ein.

Der IT-Dienstleister Accenture bildet junge Entwickler und Berater aus. So etwa im "SAP-Jump-Start"-Programm, das im Oktober 2004 beginnt und im Laufe eines Jahres rund 150 Hochschulabsolventen zu Beratern qualifizieren soll. Zunächst müssen sie unter Anleitung Kundenlösungen entwickeln, erläutert Marina Klein, Leiterin der Personalbeschaffung: "Es ist als Berater wichtig, über ein gewisses Verständnis der technischen Grundlagen zu verfügen."

Consulter verdienen bei Accenture zunächst um die 40000 Euro. Sie arbeiten fast ausschließlich im deutschsprachigen Raum. "Von daher ist die anfallende Reisezeit begrenzt. Aber es gilt der Grundsatz: ´Travel time is private time´", sagt Klein und fügt hinzu: "Beratung ist kein 9-to-5-job. Mobilität und Engagement sind Grundvoraussetzungen für jeden, der in die Beratung einsteigen will."