"Deutschland ist Spam-Land Nr. 1"

06.04.2006
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Google achtet auf deutsche Sites

Der hierzulande mit über 80 Prozent Anteil überlegene Marktführer verfüge mittlerweile über ausreichende personelle Ressourcen, um das Phänomen effektiv zu bekämpfen. Diese Aussage überraschte insofern, als Google im Gegensatz zur Konkurrenz manuelle Eingriffe in die Suchergebnisse ablehnt und angeblich nur auf algorithmische Verfahren setzt. Lokale Anbieter wie Seekport oder Neomo, die sich heuer wie bereits im letzten Jahr als neue Player präsentierten, sehen im Betreiben eigener Redaktionen einen Konkurrenzvorteil gegenüber dem amerikanischen Schwergewicht. Neomo-CTO Stefan Fischerländer warf in die Waagschale, dass er die heimische SEO-Szene besonders gut kenne und sich daher besser auf ihre Tricks einstellen könne. Allerdings scheinen die Praktiken der heimischen Spammer nicht so sehr von denen ihrer Kollegen in anderen Ländern abzuweichen. Bestimmte Trends, wie etwa der Missbrauch der Wikipedia, erfreuen sich hier wie dort großer Beliebtheit. Laut Karzaunikat greift die Praxis immer mehr um sich, Inhalte aus der freien Enzyklopädie maschinell abzusaugen und auf Seiten zu platzieren, die mit Werbeanzeigen ausstaffiert sind.

Suchmaschinen-Spam

Unter diesen Begriff fallen alle Praktiken, die auf unehrliche Weise versuchen, die Platzierung von Websites in den Ergebnissen von Suchmaschinen zu verbessern. Spamdexing, wie diese Manipulationsversuche auch genannt werden, lässt sich oft nur schwer von Suchmaschinenoptimierung abgrenzen. Zu den gängigen Methoden zählt, dass dem Suchmaschinenroboter andere Inhalte präsentiert werden als normalen Besuchern ("Cloaking"). Da Inhalte dann als besonders relevant gelten, wenn viele externe Seiten auf sie verweisen, gehören Linkfarmen auch zum Repertoire der Spammer. Darunter versteht man eine Gruppe von Websites, wo jede auf alle anderen verweist. Obwohl mittlerweile weitgehend wirkungslos, ist das so genannte Keyword Stuffing immer noch gebräuchlich. Dabei werden zahllose nicht zutreffende Schlagwörter in das entsprechende Meta-Element eingefügt.

Insgesamt erhält der Web-Vandalismus des Spamdexing im Vergleich zu Spam-Mails relativ wenig Aufmerksamkeit. Eine Erklärung dafür mag sein, dass unerwünschte Inhalte nicht direkt an eine Person geschickt werden. Search-Engine-Watch-Betreiber Danny Sullivan kommentierte dies mit dem Satz: "Der Suchmaschinen-Spam füllt zwar nicht Ihre Mailbox, aber dafür Ihre Suchergebnisse."