Drei Kategorien von Service-Providern
Die Accenture-Manager sagen voraus, dass sich im Zuge des Cloud Computing drei unterschiedliche Kategorien von Dienstleistern entwickeln werden:
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Kategorie 1: Anbieter von Basisdiensten und einfachen Business-Prozessen (Utility Provider):
In diese Kategorie fallen vor allem die typischen IaaS-Angebote wie etwa Rechenleistung oder Storage aus der Cloud. Als wesentliche Erfolgskriterien gelten in diesem Segment einfache Implementierung, hohe Verfügbarkeit, Ausfallsicherheit und geringe Kosten. Diese Kategorie kommt dem Bild von der "IT aus der Steckdose" am nächsten. -
Kategorie 2: Anbieter von spezialisierten Business-Prozessen (Business Function Provider):
In dieser Kategorie geht es um Anbieter mit umfassendem Know-how in speziellen Branchen oder Anwendungsbereichen wie beispielsweise HR, CRM, BI oder Logistik, die typischerweise in Form von SaaS-Modellen angeboten werden.Wesentliche Erfolgsfaktoren sind tiefgreifende Kenntnisse der Branche oder des Anwendungsbereichs, einfache Installation und Integration in die IT des Anwenders sowie die kontinuierliche Fortentwicklung der Anwendungen. In der "IT aus der Steckdose"-Analogie entsprechen diese Anbieter den Herstellern von Kühlschränken, Waschmaschinen, Fernsehern oder Audio-Anlagen.
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Kategorie 3: Anbieter von Business-Design sowie Integrations- und Mehrwert-Diensten (Integrators and value-added business designers):
In diese Kategorie fallen die klassischen Full-Service-Outsourcer. Für ihren zukünftigen Erfolg ist es nach Einschätzung der Accenture-Experten notwendig, dass sie mehr bieten als IT-Services und Beratungsleistungen. Vor allem - und im Gegensatz zu reinen Cloud-Providern - gehe es um ihre Erfahrung und Expertise im Bereich von Technologien und Business-Prozessen.
Dabei werde ihre Rolle zusehends anspruchsvoller: In immer komplexeren, hybriden Umgebungen falle ihnen die Rolle zu, gleichsam als Vermittler und Integrator die Interoperabilität und Sicherheit von Cloud-Services, eigenen IT-Dienstleistungen und Unternehmens-IT gewährleisten.
Entscheidender Erfolgsfaktor für diese Anbieter ist eine ganzheitliche Sicht und ein strategischer Blickwinkel: Wenn es ihnen gelingt, die neuen Herausforderungen zu meistern und das Potenzial von Cloud-Services dahingehend auszuschöpfen, dass die Unternehmens-IT insgesamt agiler, flexibler und kostengünstiger wird, werden sie auch im Cloud-Zeitalter ihre Bedeutung als Business- und Innovation-Partner bewahren, wenn nicht sogar ausbauen können.
Auch wenn die Accenture-Manager die "IT aus der Steckdose"-Analogie für diese Kategorie nicht explizit fortführen: In diesem Bild würde den klassischen Outsourcern wohl die Rolle des Chefplaners- und Architekten (des Leitungsnetzes und der Geräteausstattung) ebenso zufallen wie die des Ingenieurs und Konstrukteurs, der sowohl das Gesamtkonzept plant als auch einzelne Geräte selbst entwickelt und die problemlose Zusammenarbeit der einzelnen Geräte sicherstellt.v
- Lohnt sich der Outsourcing-Partner-Tausch
Bei Unzufriedenheit unbedacht den Dienstleister zu wechseln ist gefährlich. Zu prüfen sind unter anderem Laufzeit, Folgekosten und Optionen wie Multisourcing. - 1. Die Gründe für das Outsourcing nochmals überprüfen:
"Rufen Sie sich die Gründe dafür zurück, warum Sie sich ursprünglich zum Auslagern entschieden haben", rät Edward J. Hansen von der Anwaltskanzlei Baker & McKenzie. Wenn diese Gründe immer noch gelten, reicht es, sich einen neuen Dienstleister zu suchen. Falls nicht, muss die ganze Strategie überdacht werden - und das Unternehmen entschließt sich möglicherweise zum Insourcing. - 2. An die Vertragslaufzeiten denken:
Wer den Anbieter wechseln will, tut das am Besten, wenn das bisherige Abkommen ausläuft. Die Zusammenarbeit während der Laufzeit zu beenden, ist nur in dringenden Fällen ratsam. - 3. Den Vertrag genau studieren:
Es kann Streit ums Geld geben, wenn ein Vertrag vorzeitig beendet werden soll. Schon aus diesem Grund muss der bestehende Vertrag genauestens unter die Lupe genommen werden. Wer geschickt ist, baut in künftige Abkommen ein, in welcher Weise ein Dienstleister den Kunden bei einem Provider-Wechsel unterstützen muss. - 4. Wiederverhandeln kann sinnvoller sein als Aussteigen:
Ein Anbieterwechsel kann sich kompliziert gestalten. Wer das vermeiden will, sollte den bestehenden Vertrag lieber neu verhandeln. Entscheider müssen die eigenen Motive für den Wunsch nach einem Wechsel überprüfen. - 5. Den bestehenden Dienstleister durchleuchten:
Dieser Punkt knüpft an den vorhergehenden an. Wenn der Grund für den Wechsel-Wunsch darin liegt, dass der Dienstleister schlechte Qualität liefert, muss sich auch der Kunde nach den Gründen dafür fragen. Ein offenes Gespräch kann in Neu-Verhandlungen statt im Wechsel enden. - 6. Es wird Ärger mit dem Faktor Mensch geben:
Wenn Mitarbeiter des neuen Dienstleisters ins eigene Unternehmen kommen, kann es zu zwischenmenschlichen Reibereien kommen. Das darf nicht unterschätzt werden. - 7. Beim Wechsel mit unproblematischeren Teilen beginnen:
Rechenzentrum-Services oder Disaster Recovery bieten sich als Erstes an, wenn der Dienstleister gewechselt werden soll. Generell gilt: Nicht mit dem Kompliziertesten anfangen! - 8. Die Kosten eines Wechsels kalkulieren:
Wer durch den Wechsel des Anbieters Kosten senken will, muss bedenken, dass die Neu-Organisation des Outsourcings selbst auch Geld kostet. Diese Ausgaben müssen gegen mögliche Einsparungen abgewogen werden. - 9. Multisourcing als Alternative:
Wer das bisherige Abkommen auflösen will, zielt meist auf Multisourcing ab, statt sich wieder für einen einzigen Anbieter zu entscheiden. Das ist zumindest die Beobachtung von Jeffrey Andrews (Anwaltskanzlei Thompson & Knight). Entscheider sollten sich des damit verbundenen Zeitaufwandes bewusst sein. - 10. Aus den eigenen bisherigen Fehlern lernen:
Das vielleicht Wichtigste ist, die eigenen Erfahrungen festzuhalten, um beim nächsten Mal daraus zu lernen.